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Spott und Häme für Melania-Video„Unrettbare Katastrophe“ – Republikaner gehen auf Donald Trump los

Lesezeit 4 Minuten
Donald und Melania Trump beim Parteitag der Republikaner im Juli in Milwaukee. Trump bekommt immer mehr Kritik aus der eigenen Partei zu hören.

Donald und Melania Trump beim Parteitag der Republikaner im Juli in Milwaukee. Trump bekommt immer mehr Kritik aus der eigenen Partei zu hören.

In den Umfragen gibt es gute Nachrichten für Trump. Die Kritik aus der eigenen Partei reißt allerdings nicht ab – und fällt deutlich aus.

Der Countdown zum mit Spannung erwarten ersten TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump läuft. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (deutsche Zeit) werden sich die Demokratin und der Republikaner live im TV gegenüberstehen – die Debatte könnte zum Wegweiser für den restlichen US-Wahlkampf werden. Am 5. November stehen in den USA dann die Präsidentschaftswahlen auf dem Programm.

Während ein für seine Wahlvorhersagen populärer Professor zuletzt einen Sieg für Harris prognostizierte, hat Trump in den jüngsten Wahlumfragen ausgeholt – der Vorsprung der Demokratin, den Harris nach ihrer Nominierung zunächst errungen hatte, ist mittlerweile weitestgehend zusammengeschmolzen.

Donald Trump holt in Umfragen auf – und bekommt harte Kritik

Dennoch nehmen die Rückschläge für Trump derzeit kaum ein Ende. Nach mehreren wirren Auftritten wurden Zweifel an seinem Geisteszustand laut, in den sozialen Netzwerken kursiert mittlerweile der Hashtag #DementiaDon („DemenzDon“) – und auch die parteiinterne Kritik an Trump reißt nicht ab.

Mit Liz Cheney hat sich nun eine frühere republikanische Kongressabgeordnete über Trump ausgelassen – zuvor hatte ihr Vater Dick Cheney bereits erklärt, er werde bei der Wahl die Demokratin Harris unterstützen.

„Alles tun, um sicherzustellen, dass er nicht wiedergewählt wird“

Jetzt lässt auch die Tochter kaum ein gutes Haar an Donald Trump – und bezeichnete den Kandidaten als „unrettbare Katastrophe“. An ihre Partei gerichtet erklärte Cheney im Gespräch mit US-Sender ABC News außerdem: „Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass er nicht wiedergewählt wird.“

Mit ihrer scharfen Kritik an Trump ist Cheney nicht allein. Auch die frühere Präsidentschaftsbewerberin Nikki Haley meldete sich am Sonntag zu Wort. Haley hatte Trump zuletzt bereits zuvor für seine persönlichen Attacken unter der Gürtellinie auf Harris kritisiert. Im Gespräch mit dem Sender CBS legte sie nun nach: „Ich denke, er ist der republikanische Kandidat“, antwortete Haley auf die Frage, ob Trump „ein guter Kandidat“ sei – und ließ damit einigen Spielraum für Interpretationen.

Haley gibt vielsagende Antwort auf Frage, ob Trump „guter Kandidat“ sei

Auch Trumps Vize-Kandidat, J.D. Vance, musste sich Kritik gefallen lassen. „Es ist nicht hilfreich, darüber zu sprechen, ob Frauen Kinder haben oder nicht“, sagte Haley angesichts der jüngsten Kommentare von Vance über kinderlose Frauen. Man sollte „bei den politischen Inhalten“ bleiben, forderte die Republikanerin. „Die Amerikaner sind klug. Sie brauchen nicht all diesen anderen Lärm, der sie ablenkt.“

Trump hatte Vance im Juli als seinen Vizekandidaten auserkoren. Nur wenig später geriet der Politiker wegen älterer sexistischer Aussagen über kinderlose Frauen in die Kritik. In einem Interview 2021 hatte Vance führende demokratische Politikerinnen als „kinderlose Katzenfrauen“ bezeichnet.

Scharfe Kritik auch an Trump-Vizekandidat J.D. Vance

Die Bemerkungen sorgten im laufenden Wahlzeit nun erneut für reichlich Wirbel. Vance beklagte später, er sei missverstanden worden. Allerdings war es nicht die einzige Äußerung des Senators in diese Richtung. Auch im Wahlkampf äußerte er sich abschätzig über kinderlose Menschen, insbesondere Frauen.

Zur Unterstützung von Donald Trump hat sich unterdessen seine Ehefrau Melania nach langer Zeit wieder zu Wort gemeldet. Zuletzt hatte es für Aufsehen gesorgt, dass die Trump-Gattin entgegen der Gepflogenheiten beim Parteitag der Republikaner keine Rede zur Unterstützung ihres Mannes gehalten hatte.

Melania Trump beklagt in Video hohe Preise

„Die Wahlergebnisse von 2020 haben unser Leben für immer verändert“, beklagte Melania nun einem Video, das am Sonntag auf ihrem X-Account veröffentlicht wurde. „Es hat sich auf unsere Lebensqualität, die Kosten für Lebensmittel, Benzin, Sicherheit und sogar die geopolitische Landschaft ausgewirkt“, führt sie in dem Video aus, das offenbar auch ihre bald erscheinenden Memoiren bewerben soll.

„Amerika ist heute gespaltener als je zuvor“, erklärt Trumps Ehefrau zudem. Ihr Mann solle „zum Schweigen gebracht“ werden, kritisiert Melania weiter – und sieht das als Anzeichen dafür, dass in den USA die Meinungsfreiheit „infrage gestellt“ werde.

Häme für Melania Trump: „Wird die Kosten wahrscheinlich überleben“

In den sozialen Netzwerken bekam das Melania-Video reichlich Spott. „Peinlich“ urteilten viele Nutzerinnen und Nutzer. „Zückt eure Brieftaschen“, schrieb ein Nutzer – und deutete damit an, dass man nun für die Trump-Gattin Geld sammeln müsse.

Auch US-Medien lieferten mitunter hämische Reaktionen. „Trotz der weltweiten Inflation der letzten Jahre wird Melania, die in einer dreistöckigen Penthouse-Wohnung in New York lebt, die mit 24-karätigem Gold und Marmor verziert ist, die Kosten für Benzin an der Zapfsäule wahrscheinlich überleben“, schrieb die US-Nachrichtenwebseite „Daily Beast“ über die Trump-Gattin.

Donald Trump setzte am Wochenende derweil seine Attacken auf Kamala Harris fort, die er als Kommunistin zu brandmarken versucht und sie deshalb „Comrade" („Genossin“) nennt.

Trump wettert gegen Harris: „Nicht klug genug, Fragen zu beantworten“

So auch in einem Beitrag in seinem sozialen Netzwerk Truth Social am Wochenende. „Das Letzte, was wir für unsere Nation im Niedergang brauchen, ist ein weiterer Präsident, der nicht klug genug ist, die Fragen von Reportern zu beantworten“, erklärte Trump. „Das haben wir gerade durchgemacht, und wir wollen es nicht noch einmal erleben!“

Seine eigenen wirren Antworten auf Interview-Fragen und seine zuletzt misslungenen Pressekonferenzen, die in den USA mitunter als „Meltdown“ („Zusammenbruch“) beschrieben worden waren, hatte der Republikaner dabei wohl nicht im Sinne.