Die zurzeit in Deutschland geprobte Neuaufstellung der Kirche unter dem Stichwort „Synodaler Weg“ lässt historische Gegensätze aufleben.
Das Wort zum SonntagVom Streit um die richtige Ausrichtung der biblischen Botschaft
Maria 1.0 gegen Maria 2.0. Auf diese Formel lassen sich die aktuellen Divergenzen innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland zurückführen, festgemacht an den mehr oder weniger offen geführten Auseinandersetzungen unterschiedlichster Gruppen für oder gegen Reformen für die Glaubensgemeinschaft. Und dies nicht zuletzt unter dem Eindruck der unbefriedigenden Aufklärungsarbeit bei jeglicher Art innerkirchlichen Missbrauchs.
Nimmt man die Hinweise im Neuen Testament ernst, dann gehören Auseinandersetzungen in der Kirche zu den Wesensmerkmalen der Religionsgemeinschaft der Christen. Und dies, obwohl die Apostelgeschichte in einem fast surrealistisch anmutenden Bild von der Eintracht der Christen untereinander geradezu schwärmt (Apg 4, 32ff).Aber auch von Streit ist die Rede (Gal 2, 11ff).
Die zurzeit in Deutschland geprobte Neuaufstellung der Kirche unter dem Stichwort „Synodaler Weg“ lässt in ihrer lokaltypisch, akribischen Vorgehensweise die historischen Gegensätze seit Gründung der Kirche erneut aufleben.
Und wiederum geht es um den richtigen Weg, der einmal mehr lieber mit Machtanspruch, Gehorsamsverweis und nachfolgender Ausgrenzung der Unterlegenen (man denke an den Fall Hans Küng zurück) als im argumentativ-versöhnlichen Einvernehmen gelöst wird.
Der Grund für die Konflikte liegen in der Eigenart, welche die Kirche zur Glaubensgemeinschaft macht: begründet in der Botschaft der Bibel oder, theologisch gesagt, im „Wort Gottes“. Diese Botschaft tönt ja nicht via Lautsprecher vom Himmel, sondern drückt sich in menschlicher Sprache aus, ist also eng an menschliche Verstehensformen gebunden und auch an ihre Unterschiede. Der Streit um die richtige Ausrichtung der biblischen Botschaft führt folgerichtig zu (Dauer-) Konflikten.
Nichts trägt mehr zur Entschärfung von Konflikten bei als der notwendige Respekt, Gewissen und Würde, wie auch das Eigenrecht anderer unbedingt zu achten. Überall dort, wo man sich darüber hinwegsetzt, kann und wird es keine Konfliktlösung geben.