- Peter Bringmann-Henselder ist Sprecher des Betroffenenbeirats der Erzdiözese Köln.
- Raimund Neuss hat mit ihm über die Papst-Entscheidung zum Fall Heße gesprochen.
Als Ausdruck organisierter Verantwortungslosigkeit hat die Betroffenenvereinigung Eckiger Tisch die Entscheidung des Papstes gewertet, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße im Amt zu lassen – trotz der Pflichtverletzungen, die er früher beim Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in Köln begangen hat. Wie sehen Sie das?
Der Kölner Betroffenenbeirat hat zur Kenntnis genommen, dass der Papst den Rücktritt des Erzbischofs von Hamburg und ehemaligen Kölner Generalvikars und Personalchefs nicht angenommen hat und ihn im Amt belassen will. Wir sind zutiefst enttäuscht, dass das jahrzehntelange Leid der Betroffenen im Schreiben kaum vorkommt. Grundsätzlich allerdings halten wir den Rücktritt von Bischöfen – so, wie ihn Kardinal Marx ja auch angeboten hatte – nicht für den richtigen Weg. Ganz im Gegenteil: Die Herren sollen im Amt bleiben und sich weiter ihren eigenen Fehlern stellen müssen. Sie sollen sich gerade nicht durch einen Rücktritt um die weitere Aufarbeitung herumdrücken können. Sie sollen sich vielmehr immer wieder hinstellen und sagen müssen, das ist falsch gelaufen – und das habe auch ich falsch gemacht.
Aber es war doch Kardinal Rainer Maria Woelki, der direkt bei der Vorstellung des Kölner Missbrauchgutachtens zwei hohe Geistliche freigestellt hat, Heße konnte dann kaum anders, als seinen Rücktritt anzubieten. Wie steht Woelki denn jetzt da?
Ich war ja selbst bei der Vorstellung dabei und hatte nicht mit so einem Schritt von Woelki gerechnet. Nun kenne ich Woelki schon aus seiner Berliner Zeit und weiß, wie intensiv er sich damals um die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Heimen bemüht hat. Er hat ehemaligen Heimkindern selbst beim Ausfüllen von Anträgen geholfen.
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Wir haben eine Spaltung in der Bischofskonferenz zwischen solche, die wirklich konsequent aufklären wollen wie Woelki, und anderen Bischöfen, die die Interessen der Institution Kirche in den Vordergrund stellen. Zu denen gehört für mich übrigens immer noch Kardinal Marx, der viel früher hätte tätig werden können und ja seit 2010 ein Missbrauchsgutachten im Panzerschrank liegen hat – aus guten Gründen.
Und wenn der Papst auch den von Woelki freigestellten Weihbischof Dominikus Schwaderlapp im Amt ließe, wie fänden Sie das?
Ich habe gegen die Arbeit von Schwaderlapp als Bischof keine Einwände. Sein Problem war, dass er als Generalvikar die Institution Kirche wichtiger genommen hat als die Betroffenen. Ehrlich gesagt finde ich es aber nicht so wichtig, immer darüber zu reden, wer was falsch gemacht hat, sondern wichtig ist, was falsch gelaufen ist und was man für die Zukunft daraus lernen kann.