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Rassismus-Vorwürfe auf sozialen MedienBayern-Ministerium stoppt Anti-Salafismus-Kampagne nach Kritik

Lesezeit 2 Minuten
Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, nimmt im Innenministerium an einer Pressekonferenz teil.

Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, nimmt im Innenministerium an einer Pressekonferenz teil.

Mit einem Kurzvideo will Bayerns Innenministerium seine Kampagne zu Gefahren durch salafistische Prediger bewerben. Doch nach Kritik verschwindet der Clip wieder - zumindest vorerst.

Nach Kritik hat Bayerns Innenministerium ein Kurzvideo als Werbung für eine Kampagne gegen Gefahren durch islamistische Prediger vorerst gestoppt. Der animierte Videoclip - den das Ministerium zunächst auf der Plattform X veröffentlichte, später aber wieder löschte - hatte auf den sozialen Medien Rassismus-Vorwürfe ausgelöst. Zunächst hatten mehrere Medien darüber berichtet.

„Wir nehmen die Kritik an dem Video sehr ernst und haben die Kampagne erst mal gestoppt“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. „Wir bedauern außerordentlich, wenn das Video zu Irritationen und Missverständnissen geführt hat.“

Frau verschwindet im Rachen eines Predigers

In dem etwa 30 Sekunden langen Video ist unter anderem zu sehen, wie eine junge Frau einen Smartphone-Clip eines Predigers mit Gebetskappe anschaut. Eingeblendet wird die Frage: „Dürfen sich Musliminnen schminken?“ Zu hören sind düstere Klänge, ein boshaftes Lachen. Das Gesicht des Predigers wird zur Fratze, die Frau verschwindet in seinem Rachen.

Kurze Zeit später ist die Frau erst mit Kopftuch, dann mit Vollverschleierung zu sehen. Schließlich laufen ihr in dem Video beim Putzen in der Küche neben einer weiteren vollverschleierten Frau Tränen aus den Augen. „Die Salafismus-Falle“ mit dem Untertitel „Es geht schneller als Du denkst“ wird als Schriftzug in Großbuchstaben eingeblendet, gefolgt von einem Link zum Auftritt der Präventionskampagne „Antworten auf Salafismus“.

Ministerium will Video überarbeiten

Das Video habe die Kampagne bewerben und aufzeigen sollen, dass einflussreiche salafistische Prediger verstärkt versuchten, „mit auf den ersten Blick harmlos wirkenden Alltagsthemen insbesondere junge Menschen zu ködern und für ihr extremistisches Gedankengut zu gewinnen“. Der Clip solle nun überarbeitet werden. „Die Gefahren des Salafismus dürfen aber nicht verharmlost werden“, betonte der Ministeriumssprecher.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke schrieb auf X, der Beitrag sei ein „durch & durch rassistischer Videoclip“. Weiter schrieb sie: „Erbärmlich - ganz besonders in diesen Zeiten! Statt Ausgrenzung & Hetze braucht es Haltung gegen antimuslimischen Rassismus.“

Dem eigenen Anliegen geschadet?

Die innenpolitische Sprecherin der bayerischen SPD, Christiane Feichtmeier, sagte, das Video habe bei ihr „großes Kopfschütteln ausgelöst“. Der Kampf gegen Salafismus sei zwar wichtig, sagte die Landtagsabgeordnete. „Es kann jedoch nicht sein, dass Steuermittel für etwas ausgegeben werden, was nicht wirkt oder vielleicht sogar dem Anliegen einen Bärendienst erweist. So wirkt das Video jedenfalls auf mich und andere.“

Kritik kam auch von den Grünen im bayerischen Landtag. „Salafisten verführen junge Menschen geschickt auf TikTok und die Staatsregierung blamiert sich auf X“, sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Florian Siekmann. „Wir brauchen geschickte Gegenmaßnahmen statt plumpe Vorurteile, die salafistische Opfererzählungen nur noch verstärken.“ (dpa)