Annalena Baerbock zeigt sich bei einem Besuch in Finnland beeindruckt von den großen Bunkeranlagen, die sie sogar zum Hüpfen animieren. Wird nun auch in Deutschland aufgerüstet?
„Vorbild für uns alle“Baerbock schwärmt von riesigen Bunkeranlagen in Finnland
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will in Deutschland offenbar mehr Bunker bauen lassen. Bei ihrem Besuch in Finnland, bei dem es unter anderem um die schnelle Aufnahme Finnlands und Schwedens in die Nato ging, besuchte Baerbock am Montagabend riesige Bunkeranlagen unter der finnischen Hauptstadt und zeigte sich dabei beeindruckt.
„Sicherheit, das ist auch die Sicherheit der Menschen im Alltag, zu jeder Zeit, an jedem Ort. In Sachen Zivilschutz ist Finnland Vorreiter in Europa und Vorbild für uns alle“, so die Grünen-Politikerin.
Bunker in Finnland beeindrucken Annalena Baerbock – Außenministerin amüsiert Sicherheitsleute mit Hüpfspiel
Die unterirdischen Anlagen in Helsinki böten 900.000 Menschen Platz – mehr als die Stadt Einwohner hat. Der Bau neuer Bunker ist Teil der neuen nationalen Sicherheitsstrategie Deutschlands. Aktuell hätte nur rund jeder 166. Deutsche Platz in einem Luftschutzraum.
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In Friedenszeiten werden die Anlagen in Finnland unter anderem als Sporthallen genutzt. Baerbock schaute sich Felder für Floorball an, eine Art Hallenhockey, und nutzte die Gelegenheit, um spontan selbst aktiv zu werden. Während Sicherheitsleute die Außenministerin durch den Bunker führten, entdeckte sie gelbe Quadrate auf dem Boden und fing gut gelaunt spontan an zu hüpfen. Laut einem Spiegel-Bericht werden auf den gelben Feldern im Ernstfall Toiletten platziert.
„Dass diese riesigen Anlagen dabei abseits von Kriegszeiten nicht leer stehen, sondern als (…) Schwimmbad oder Theatersaal fest in den Alltag der Menschen integriert sind, zeigt, was intelligente Stadtplanung leisten kann“, zeigte sich Baerbock begeistert.
Annalena Baerbock will Vorsoge treffen – mehr Bunker in Deutschland?
In Finnland gibt es über 50.000 Bunker, die fünf Millionen Menschen Schutz bieten. Gemessen an der Einwohnerzahl des nordeuropäisches Land (rund 5,5 Millionen) steht für fast jeden Menschen ein Platz bereit. Die Anlagen stammen aus der Zeit des Kalten Krieges, in dem sich Finnland einer besonders starken Bedrohung ausgesetzt sah. Das Land hat eine rund 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland.
Auf diese lange Grenze verwies Baerbock in einer Antwort auf die Frage, warum Deutschland solche Schutzanlagen nicht habe. Deutschland sei „zum Glück in der Vergangenheit diesem Risiko, dass wir selber verwundbar sind, nicht in dem Maße ausgesetzt“ gewesen wie andere Länder, sagte die Grünen-Politikerin. Sie betonte aber auch, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Zeitenwende bedeute. „Vorsorge ist gerade in diesen Zeiten der beste Schutz“, sagte sie.
Nancy Faeser will offenbar keine riesigen Zivilschutz-Bunker
Zivilschutz-Bunker für Millionen Menschen? Nach den Vorstellungen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser wird das in Deutschland allerdings nicht geben. Die vorhandenen Ressourcen sollten besser genutzt werden für eine effektive Warnung, für Notstromaggregate, Notbrunnen und Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser sowie für mobile Unterkünfte zur vorübergehenden Unterbringung und Versorgung einer größeren Anzahl von Menschen, sagte die SPD-Politikerin am Montag bei einer Veranstaltung der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Auf die Frage, was mit der 2022 begonnenen Bestandsaufnahme zu Bunkern sei, antwortete sie: „Nein, das ist aus meiner Sicht nicht realistisch, dass das ein Szenario ist, sondern wir müssen uns auf andere Dinge konzentrieren.“ Im Dezember forderten die Innenminister der Länder Faeser dazu auf, ein modernes Schutzraumkonzept zu erarbeiten.
Neue Drohungen aus Russland: Kadyrow bezeichnet Ostdeutschland als russisches Territorium
Putins „Bluthund“ Kadyrow hatte zu Wochenbeginn mit Kommentaren zu Ostdeutschland für Wirbel gesorgt. Der Tschetschenen-Machthaber schlug vor, dass die russische Armee in das Gebiet zurückkehren solle. „Das ist unser Territorium“, so Kadyrow, der Kanzler Scholz „in die Schnauze“ hauen wolle.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte es aus dem Kreml immer wieder mehr oder wenige konkrete Drohungen gegen Deutschland gegeben. Vor allem auf Ankündigungen weiterer Waffenlieferungen an die Ukraine, reagierten Wladimir Putin und seine Gefolgsleute häufig mit Drohungen.
In Deutschland war bereits 2007 entschieden worden, die öffentlichen Schutzräume abzuwickeln. Dieser Prozess wurde im März 2022 – nach Beginn des Ukraine-Kriegs – zunächst gestoppt. (pst mit dpa)