Oberberg – Der Naturschutzbund Morsbach hat seine Kritik am Kahlschlag an oberbergischen Landesstraßen erneuert. Klaus Jung, stellvertretender Vorsitzender, ärgert besonders, dass Landesbetrieb Straßenbau und NRW-Umweltministerium auf seine Dienstaufsichtsbeschwerde nicht reagiert haben.
Seit Jahren weise er darauf hin, dass die radikalen Gehölzarbeiten gegen geltendes Recht verstoßen. Doch Landesbetrieb und Umweltministerium stellten sich tot, kritisiert Jung. „Eine Dienstaufsichtsbeschwerde ist ja nun kein lockeres Meinungsgeplänkel, sondern eine massive Anschuldigung an die Verantwortlichen wegen Verstößen gegen geltendes Recht.“ Dennoch habe er auch nach drei Monaten keine Reaktion von den Behörden und Dienststellen bekommen. „Das ist pure Missachtung der Naturschutzverbände!“
Oberberg: Zahlreiche Bäume entlang B256 geschlagen
Im März hat Jung nicht zum ersten Mal dagegen protestiert, dass entlang der B 256 zahlreiche Bäume geschlagen worden waren. Der Landesbetrieb habe „eine sogenannte ,Gehölzpflege’ durchgeführt, die man aus Sicht des Natur- und Klimaschutzes nur als Naturzerstörung und Negativbeitrag zum Klimawandel bezeichnen kann“, schrieb Jung damals an das NRW-Umweltministerium.
Auf Nachfrage dieser Zeitung teilt der Landesbetrieb nun mit, dass weder bei ihm noch beim Ministerium eine Dienstaufsichtsbeschwerde vorliege. Der Morsbacher Naturschützer Klaus Jung findet das „höchst verwunderlich“. Zwar habe er die Beschwerde nicht per Einschreiben mit Rückschein verschickt, allerdings seien Briefe und Mails sowohl an das Umwelt- als auch an das Verkehrsministerium und eine Reihe weiterer Behörden gegangen. „Dass das bei allen angeschriebenen Institutionen nicht angekommen sein soll, ist ja ein Witz. Ich nenne das Mauern und Aussitzen.“ Jung will jetzt noch einmal nachhaken.
Landesbetrieb: Gehölzpflege sachgemäß ausgeführt
Zur Sache teilt die Zentrale Kommunikation des Landesbetriebs mit Sitz in Gelsenkirchen mit, dass die Gehölzpflege zwischen Sengelbusch und Derschlag nach den gesetzlichen Vorgaben und den konkreten Richtlinien ausgeführt wurde. „Zeitgleich mit dieser Gehölzpflege wurde der Freischnitt für eine Wildschutzzauntrasse, also die Entfernung von Gehölz, um diesen Zaun bauen zu können, durchgeführt“, führt der Landesbetrieb aus.
„Die betroffenen Bestände sind dabei nicht gerodet, sondern auf Stock gesetzt worden. Das bedeutet, dass es danach unmittelbar zu neuen Stockausschlägen gekommen ist und die verbesserten Lichtverhältnisse das Pflanzenwachstum insgesamt bestärkt und sich bald wieder eine neue Gehölzkulisse gebildet hat.“ Diesen Erfolg illustriert die Behörde mit Bildern aus dem Mai.
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Diese „schönen grünen Fotos“ seien nicht dazu geeignet, über die Sünden der Vergangenheit hinwegzutäuschen, meint Klaus Jung. „Denn der ökologische Schaden, der angerichtet wurde, steht in keinem Verhältnis zu den ökologischen Werten der sich nun neu entwickelten Vegetation.“