AboAbonnieren
KVB | Kölner Verkehrs-Betriebe AG - Köln

BewerbertagGanz Köln als Arbeitsplatz – KVB suchen dringend Busfahrer

Lesezeit 4 Minuten
Ein Gelenkbus der KVB steht auf einem Parkplatz.

18,10 Meter ist der Gelenkbus der KVB lang - eine Herausforderung für das Personal am Steuer.

Seit Spätsommer 2022 ist der Busbetrieb der KVB eingeschränkt. Bei einem Bewerbertag suchten die Kölner Verkehrs-Betriebe nun nach Personal.

Die 18,10 Meter, die der Fahrzeugschein als Länge für den Gelenkbus der Firma VDL angibt, können Yildirim Uzun (50) nicht abschrecken. Recht entspannt sitzt er am Steuer des elektrischen Busses, der 43 Sitz- und 82 Stehplätze bietet. Allerdings kurvt Uzun auch über den Betriebshof der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) in Niehl und nicht durch eine dicht beparkte Seitenstraße in Nippes. Er ist schon Lastwagen gefahren, Gabelstapler und zuletzt Taxi. „Aber das ist mir zu stressig geworden. Bis zur Rente würde ich gerne als Busfahrer mein Geld verdienen“, sagt er. Die Chancen stehen nicht schlecht.

Yildirim Uzun ist einer von etwa 60 Menschen, die dem Aufruf der KVB zum Bewerbertag gefolgt sind. Denn das Verkehrsunternehmen sucht dringend Verstärkung - seit dem Spätsommer 2022 ist der Busbetrieb eingeschränkt. Die Linien 171, 173 und 179 wurden eingestellt, die Linie 172 fährt nur morgens und nachmittags für den Transport von Schülerinnen und Schülern. Grund sind der dauerhaft hohe Krankenstand und eine ständige Personalfluktuation. Die Rückkehr zum Normalbetrieb sei derzeit „nicht absehbar“, heißt es im Unternehmen. Am Donnerstag werden die KVB ihre Bilanz für 2022 vorlegen.

Bewerberinnen sind an diesem Tag deutlich in der Unterzahl. Alina Münkenwarf (30) fährt derzeit für die Post Pakete aus und kennt sich im Stadtverkehr aus. „Aber es ist ein Kindheitstraum, Busfahrerin zu werden, und ich will etwas Neues wagen“, erzählt sie. Einen Termin für ein Vorstellungsgespräch hat sie schon vereinbart. Und da ist sie nicht die Einzige. Denn das Unternehmen sucht permanent Verstärkung.

„Der Arbeitsplatz ist ganz Köln“

Schon beim Schnuppertag soll jeder Bewerberin und jedem Bewerber das Ausmaß des Jobs klar sein. Verkehr in Köln bedeutet eben oftmals Stau, Baustellen, gestresste Fahrgäste, Verspätung. „Ein Regel-Arbeitsleben ist es nicht, denn Ihr Arbeitsplatz ist ganz Köln“, mahnt Süleyman Basavan, stellvertretender Betriebsleiter und Leiter der Personalführung im Fachbereich Bus. „Als Busfahrer arbeitet man sechs Tage am Stück und hat zwei Tage frei. Unterwegs ist man bei Wind und Wetter, ob Früh- oder Spätdienst, manchmal auch an Wochenende oder an Feiertagen. Wenn Köln feiert, oder Fußball spielt, fährt man - überspitzt formuliert“, zählt er auf.

Auf die angehenden Busfahrer warten viele Herausforderungen, so Basavan. Großstadtverkehr, 42 Millionen Fahrgäste im Jahr. Und es gelte, 61 Linien mit den dazugehörigen 768 Haltestellen nahezu auswendig zu kennen. „Deshalb sollten Sie nach diesem Tag in sich gehen und entscheiden, ob das etwas für Sie ist. Aber wir hoffen natürlich, dass wir Sie überzeugen können“, sagt er zuversichtlich. Die Grundvoraussetzungen für die Busfahrer-Ausbildung sind: der erworbene Pkw-Führerschein Klasse B, ein Mindestalter von 21 Jahren und stabile Deutschkenntnisse.

Volle Bezahlung ab Tag eins der Ausbildung

Die Anwärter erhalten volle Bezahlung ab Tag eins der Ausbildung, die Kosten für den Busführerschein werden übernommen, für Feiertagsarbeit gibt es Bonuszahlungen. Malte Döring ist mit seinen 20 Jahren einer der jüngsten Bewerber. „Ich bin witzigerweise durch die Streiks auf die KVB aufmerksam geworden und Bus fahren wollte ich schon seit der zehnten Klasse. Momentan mache ich noch die Kfz-Mechatroniker-Ausbildung. Danach würde ich gerne die Ausbildung zum Busfahrer machen. Dann bin ich auch alt genug“, sagt er.

Doch es geht auch um Gelassenheit und Ruhe - unabhängig von der Verkehrslage. „Anders als Bahnfahrer sind Sie nicht hinter Glas, sondern treten mit den Fahrgästen in Kontakt. Und der kann auch mal unerfreulich sein“, sagt Sabrina Wiedemann, Beraterin in der KVB-Personalgewinnung. Da müsse man souverän bleiben können.


Der Busverkehr der KVB

120 neue Busfahrerinnen und Busfahren suchen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) im laufenden Jahr. Jedes Quartal können 20 Menschen in der hauseigenen Fahrschule ausgebildet werden. Neben diesen 80 Personen sucht das Verkehrsunternehmen 30 Bewerberinnen und Bewerber, die bereits über einen Busführerschein verfügen und nach kurzer Einweisungszeit schnell hinters Steuer können. Vier Monate dauert der Fahrschulunterricht, es folgen vier bis sechs Wochen Lehrfahrten, bei denen die Auszubildenden die Linien mit einem Fahrlehrer abfahren und sich die Strecke einprägen.

820 Beschäftigte sichern bei den KVB den Busbetrieb und steuern die insgesamt 289 unternehmenseigenen Busse. Ein Drittel des Fahrplanangebots übernehmen Subunternehmen mit eigenen Fahrerinnen und Fahrern.

2030 sollen im Stadtverkehr nur noch elektrobetriebene Busse eingesetzt werden – dies hat der Stadtrat beschlossen. Zuletzt wurden 53 neue E-Busse in Betrieb genommen, bereits seit 2016 gibt es diese Busse im Linienbetrieb. (lkn, tho)