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Wladimir Klitschko bei „Maischberger“„Wenn das in die falsche Richtung geht, haben wir in Deutschland ein Problem“

Lesezeit 3 Minuten
Wladimir Klitschko (ehemaliger Box-Weltmeister) war am Dienstagabend zu Gast bei Sandra Maischberger.

Wladimir Klitschko (ehemaliger Box-Weltmeister) war am Dienstagabend zu Gast bei Sandra Maischberger.

Wladimir Klitschko warnt bei „Maischberger“ vor einer Gefahr, die ganz Europa betreffe. Er ist zudem sicher, dass Putin mehr will, als nur die Ukraine.

Der ukrainische Box-Weltmeister Wladimir Klitschko hat kein Verständnis dafür, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Ukraine keine Taurus-Marschflugkörper liefern will. „Das ist sehr enttäuschend nach dem allem, was gerade in der Ukraine passiert“, sagte Klitschko in der ARD-Talksendung „Maischberger“.

Befürchtungen, die Ukraine könne mit dem Taurus russisches Territorium angreifen, wies er zurück: „Jede Waffe, die wir haben, setzen wir nur in Absprache mit unserem Partner ein.“ Deswegen sei die „Debatte, dass wir Moskau angreifen“, aus seiner Sicht irreführend.

Wladimir Klitschko gibt sich bei „Maischberger“ enttäuscht von Olaf Scholz

Den Vorstoß von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, gegebenenfalls Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden, bezeichnete Klitschko als „Ablenkung“ von der Frage der Waffenlieferungen. „Wir brauchen keine deutschen Soldaten, wir brauchen keine NATO-Soldaten. Das können wir alles erledigen, nur mit vielen und überlegenen Waffen, die wir von der freien Welt und von NATO bekommen sollten“, so Klitschko. „Wir haben genug Leute“, versicherte der 47-Jährige. Dem Bundeskanzler warf er vor, die Begründung für dessen Nein sei nicht stichhaltig.

Macron hatte am Montag das Entsenden westlicher Bodentruppen in die Ukraine thematisiert. „Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentruppen zu entsenden“, sagte er nach einer Ukraine-Hilfskonferenz in Paris. „Aber in der Dynamik darf nichts ausgeschlossen werden. Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann.“ Andere westliche Staaten reagierten mit heftiger Ablehnung. Auch Scholz wies den Vorstoß umgehend zurück.

Klitschko bei „Maischberger“: Ukraine braucht dringend Waffen und Munition

Es sei sehr frustrierend, dass einige Partner so zögerlich bei weiteren Waffenlieferungen agieren würden. „Warum lässt uns die freie Welt fallen und gibt uns nicht genug, um uns zu schützen, unser Leben zu schützen?“ so der ehemalige Schwergewichtsweltmeister im Boxen über ausbleibende Waffenlieferungen und fehlende Munition für die Ukraine.

Klitschko warnte davor, dass der Krieg auch in Deutschland noch spürbarer werden könne. Als Beispiel nannte er das von Russen besetzte Atomkraftwerk in Saporischschja. „Wenn das in die falsche Richtung geht“, dann gäbe es auch in Deutschland „ein Problem.“

Wladimir Klitschko sieht im Worst Case ernsthafte Probleme auch auf Deutschland zukommen

In einem Krieg sei es „ganz schwer“, etwas zu planen, sagte Klitschko. Wenn die geforderten Waffen- und Munitionslieferungen ausblieben, wisse er nicht, wie es in einem Jahr aussehen solle. „Werde ich noch in dieser Sendung sitzen oder nicht? Oder reden wir über die Ukraine in der Vergangenheitsform – das ist auch möglich“, sprach der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko die Angst vor einem russischen Sieg aus. Gleichzeitig warnte er eindringlich: „Und wenn wir fallen, werden wir nicht das letzte Land in Europa sein, das Russland angreift.“

Viele Orte in der Ukraine wie Awdijiwka, Mariupol und Bachmut lägen in Schutt und Asche, existierten nicht mehr, so Wladimir Klitschko. Er gestand ein, dass der Krieg an die Substanz gehe. „Natürlich sind wir müde, natürlich ist es wahnsinnig kompliziert. Wir verlieren die besten Leute unseres Landes“, so Klitschko. Es gehe nicht nur um die Ukraine: „Wir verteidigen Euch auch, bitte nicht vergessen.“ Die Ukraine verteidige die Demokratie und ganz Europa.

Wladimir Klitschko sieht Europa in der Pflicht, Ukraine gegen Wladimir Putin zu schützen

Es brauche jetzt dringend Unterstützung – Worte und Taten allerdings seien zwei verschieden Paar Schuhe, so Klitschko ernüchtert.

Bundesjustizminister Marco Buschmann, ebenfalls Gast in der Sendung, deutete einen möglichen Mittelweg im Umgang mit Taurus-Lieferungen an. Er erkenne eine Brücke in dem, was Bundeskanzler Scholz gesagt habe, sagte der FDP-Politiker am Dienstagabend in der ARD-Sendung. Ein Weg könne vielleicht sein, „dass wir ukrainische Soldaten ausbilden, um mit diesem Waffensystem umgehen zu können, ohne dass es des Einsatzes deutscher Soldaten bedarf“, so Buschmann.