Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko schilderte im ZDF in emotionalen Worten die Situation in der Ukraine.
Wladimir Klitschko bei Lanz„Ich bin nicht bereit, für das Land zu sterben. Ich bin bereit, für das Land zu leben!“
Zu Gast bei Markus Lanz war am Dienstagabend Wladimir Klitschko. Der frühere ukrainische Box-Weltmeister, dessen Bruder Vitali als Bürgermeister von Kiew seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen sein Land eine schwere Aufgabe zu bewältigen hat, berichtete vom Alltag dort, vom Sterben, von Hoffnung und dem Verhältnis zu Russen.
Auf die Frage, ob Klitschko, dessen Muttersprache Russisch ist, noch russische Freunde habe, sagt der Ex-Boxer: „Ich habe noch russische Freunde, aber von 100 Prozent sind wahrscheinlich zehn geblieben. Die 90 Prozent melden sich nicht mehr, oder sie haben erklärt, sie verstehen, warum Putin angegriffen hat. Die im Westen leben übrigens“, bekräftigt der 47-Jährige ernst und sichtlich desillusioniert. Selbst die Russen, die nicht in ihrem Heimatland lebten, würden also der Kreml-Propaganda zum Opfer fallen und den „märchenhaften Kriegsgeschichten mit Nato und dem bösen Westen“ Glauben schenken.
Wladimir Klitschko: „Ich bin nicht bereit, für das Land zu sterben“
Zur Frage von Lanz, ob Klitschko bereit wäre, selber in den Krieg zu ziehen, erklärt er, diese Frage bekomme er häufig gestellt. Er sei bereits an der Front gewesen. Sowohl in Kiew, das am Anfang Kriegsschauplatz war, als auch im Südosten des Landes. Auf die konkrete Frage: „Bist du bereit für dein Land zu sterben?“, würde er aber antworten: „Nein, ich bin nicht bereit, für das Land zu sterben. Ich bin bereit, für das Land zu leben! Das ist eh komplizierter als sterben“, sagt Klitschko.
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Die Reaktionen im Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, auf den Auftritt von Klitschko fallen bei vielen emotional aus. Seine Worte seien „denkwürdig“ gewesen, meint dieser User.
Wladimir Klitschko: keine Verhandlungen mit Russland denkbar
Klitschko sieht derzeit keinerlei Chancen, mit Russland über Frieden zu verhandeln. „Verhandlungen mit wem, mit Russland, mit Putin, Lawrow, mit wem?“, meint der Ukrainer. Er fügt hinzu: „Das sind Lügner, die haben die Welt belogen Jahrzehnte mit ihrer Propaganda.“ Klitschko fragt weiter, worüber man mit Lügnern verhandeln sollte und antwortet selbst: „Dass wir vertuschen, vergessen: Vergewaltigung, Tötung, Folter, zerstörtes Leben.“ Wenn man in Verhandlungen gehe, dann nicht aus einer Position der Schwäche.
Wladimir Klitschko sagt, er mache sich Sorgen, dass die Menschen in Deutschland und weiteren Ländern kriegsmüde werden könnten. „Die Preise sind höher geworden, das Leben ist teurer geworden, das Leben in Europa hat sich verändert“, so Klitschko. Trotzdem hätten die meisten Menschen nach wie vor Verständnis und unterstützten die Ukrainer. „Im Sport so wie im Krieg, Ausdauer schlägt alles.“ Auch wenn alles sehr langsam und mühsam vorangehe. (cme, mit dpa)