- Ein heikles Tempo wird mit viel Dynamik umgesetzt und löst Betroffenheit aus.
- Das Publikum schwankt zwischen Protest, Begeisterung und Betroffenheit.
- Unsere Autorin Barbro Schuchardt war bei der Premiere dabei.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat es für seine Frau Elke Büdenbender getan, Birgit Lauda für Ehemann Niki und der Schwiegervater der schwedischen Kronprinzessin Victoria für seinen Sohn Daniel Westling: Sie alle haben ihren Liebsten eine Niere gespendet. Erst kürzlich hat Gesundheitsminister Jens Spahn die Debatte um die Organspende neu entfacht, doch die Einwilligung gilt nach wie vor nur mit Spenderausweis.
Ein brandaktuelles Thema also, das der österreichische Erfolgsautor Stefan Vögel sich für seine Komödie „Auf Herz und Niere“ vorgenommen hat. Jetzt hatte sie in exzellenter Vierer-Besetzung auch im Theater am Dom Premiere. Wobei das Thema einigen Besuchern offenbar so an die inneren Organe ging, dass sie schon kurz nach Beginn ziemlich unhöflich mit derben Schritten den Saal verließen.
Kathrin (Lara-Joy Körner - ihre Mutter Diana saß im Publikum) eröffnet ihrem Mann Arnold (Karsten Speck), dass sie schwer nierenkrank sei. Würde er ihr eine Niere spenden? Der Macho-Stararchitekt windet sich, stellt die Gewissensfrage „Erwartest du es von mir?“ – ein Schwadroneur im Zwiespalt.
„Ich will eine Niere mit einem anderen Charakter!“
Beim temporeichen Dialog fliegen die Argumente und die verbalen Verletzungen hin und her, bis Freundin Diana (Katharina Paul) und ihr Gatte Götz (Urs Schleiff) die Szene betreten. Der erklärt sich sofort bereit, für Kathrin ein Organ zu opfern. Was prompt den Argwohn von Arnold und Diana weckt. War da etwas zwischen den Beiden? Diana ist jedenfalls strikt dagegen, dass ihr Mann spendet. Und auch Arnold protestiert – „ich habe doch noch gar nicht Nein gesagt!“ Doch Kathrin freut sich: „Ich will eine Niere mit einem anderen Charakter!“
Im zweiten Teil geht es dann so richtig ans Eingemachte. Kathrin erklärt plötzlich, dass die Befunde vertauscht wurden und in Wahrheit Arnold der Nierenkranke sei. Der wird von jetzt auf gleich zur leidenden Jammergestalt (sehr schön ausgespielt von Karsten Speck) – und zudem als Fremdgänger entlarvt. Unangenehme Wahrheiten kommen ans Licht, die Situation verschärft sich immer mehr und wird bei der überraschenden Wendung am Schluss zu einer Prüfung „auf Herz und Niere“ für alle Vier.
Viel Spielfreude und Dynamik
Das ist zwar ein bisschen lehrstückhaft konstruiert, zieht aber mit seiner Dynamik durchaus in Bann. Vor allem ist es bewundernswert, wie geschickt der Autor Stefan Vögel die brisante Thematik in die schlagfertige Rhetorik der vier Akteure verpackt hat, die mit großer Spielfreude bei der Sache sind.
Was natürlich auch der zügig-straffen Regie von René Heinersdorff zu verdanken ist, die jeden Gag wirkungsvoll in Szene setzt, ohne einen Anflug von Klamauk. Wenn die kluge Komödie noch dazu für ein paar Denkanstöße in Sachen Organspende sorgen kann – was will man mehr? Der Applaus schwankte ein bisschen zwischen Begeisterung und Betroffenheit.
Zwei Stunden mit Pause. Dienstag bis Freitag 20 Uhr, Samstag/Sonntag 17 Uhr und/oder 20 Uhr. Glockengasse 11. Karten-Tel. 0221/2580153