Die britische Soulband "Simply Red" lässt bei ihrem Auftritt in der Lanxess Arena die 1980er und 1990er Jahre aufleben. Sänger Mick Hucknall verblüfft dabei durch seine unverminderte Stimmkraft.
Simply RedGaranten für Glücksgefühle in der Kölner Lanxess Arena
Einer geht noch. „One for he road – I'm not drunk“, ruft Mick Hucknall um 22.45 Uhr in die ausverkaufte Lanxess-Arena hinein. Auf die Idee, dass der Frontmann von Simply Red betrunken sein könnte, wäre absolut niemand gekommen. Jemand, der zu viel getankt hat, singt anders. Und schon gar nicht so grandios wie der 62-jährige. Das Soulige, das Schmelzende, die Höhen, das Timbre, der lange Atem, die Knister- und Gänsehautmomente – alles noch da. Nach fast vier Jahrzehnten.
Höchstes Gütesiegel für Simply Red
Dass als Rausschmeißer ausgerechnet „If you don’t know me by now“, der Riesenerfolg von 1989, herhalten muss, ist gemein. Da tut der Abschied besonders weh. Und kommt, nach gerade mal 90 Minuten, auch ein bisschen arg früh daher. An Material und Auswahlmöglichkeiten hätte es, bei zwölf Studioalben, nicht gemangelt. Auch nicht unter der Prämisse „All the hits“, die als Untertitel für die aktuelle Tour der Briten dient. Hits hat es bei Simply Red förmlich gehagelt.
Da kann man es auch verschmerzen, das vom letzten Album „Blue eyed soul“ (2019), das der Tour ihren Namen gibt, kein einziges Stück auf der Setliste steht. Lieber tummeln sich Hucknall und seine Mitstreiter Steve Lewinson (Bass), Dave Clayton (Keyboard), Roman „The Swiss Timekeeper“ Roth (Schlagzeug), Kenji Suzuki (Gitarre), Kevin Robinson (Trompete, Percussion) und Ian Kirkham (Saxofon, Keyboard) in den 1980ern und 1990ern. „Holding back the years“, „Come to my aid“ und „Money's too tight (to mention)”, „You've got it”, „A new flame” und „It's only love”, „For your babies”, „ Thrill me”, „Your Mirror”… all das sind Garanten für Glücksmomente. Mit höchstem Gütesiegel: Selten hat man eine Band so differenziert gehört wie diese Band.
Alles zum Thema Lanxess Arena
- 5 Tipps der Redaktion Scooter, Pizza-Pop-up und Bücherzirkus – das geht am Wochenende in Köln
- Verspäteter Sessionsauftakt „Elfter im Elften“ in der Arena feiert Besucherrekord - und die Jecken die neuen Hits
- Deutsche Eishockey Liga Kölner Haie beißen sich die Zähne aus
- Konzert in Lanxess-Arena in Köln „Cigarettes After Sex“ verzückt mit melancholischer Dauerschleife
- Partys, Termine, Motto Kölner Karneval 2024/5 – Alles, was Sie zum 11.11. wissen sollten
- „Unter einem guten Stern“ Cat Ballou veröffentlicht Album - Sphärische Klänge unterm Pop-Himmel
- DJ Ötzi mit Aprés-Ski-Party in Köln „Mein größter Wunsch wäre, wenn Brings und Querbeat dabei wären“
Unaufgeregt und souverän
Unaufgeregt und souverän, mit schöner Light- und Videoshow, aber ohne jede Effekthascherei, spielen sich Simply Red durchs „Best Of“. Neu ist der Song „Better with you“, den Hucknall mit dem Publikum übt.
Von der Originalbesetzung von 1984 ist bis auf Rotschopf Hucknall, dem die Band ihren Namen verdankt, keiner mehr dabei. So flammend und üppig wie einst sind seine lockigen Haare nicht mehr, seine Augen verschattet eine getönte Brille, überm Hosenbund wölbt sich eine pralle Kugel hervor. Aber hätte die Zeit sein Äußeres genau so wenig angetastet wie seine Stimmkraft, wäre der Mann ein Wunder.
Am 14.7.2023 spielen Simply Red auf dem Kunst!Rasen in Bonn.