In Berlin ist Lahav Shapira, Bruder des Comedian Shahak Shapira, angegriffen worden. Inzwischen äußerte sich der jüdische Student selber.
Shahak ShapiraBruder von Comedian aus antisemitischen Motiven angegriffen – Opfer kritisiert Universität
In Berlin ist am Freitagabend ein Student von einem Kommilitonen krankenhausreif geschlagen worden. Wie die Polizei in einer Meldung bekannt gab, sei der 30-Jährige zusammen mit einer 24-jährigen Bekannten am Freitag (2. Januar) kurz vor Mitternacht zu Fuß in der Brunnenstraße im Bezirk Mitte unterwegs gewesen. Sie seien dort mit einem 23 Jahre alten Mitstudierenden zusammengetroffen.
Zwischen dem 30-jährigen Mann und dem 23-Jährigen sei es zunächst zu einem Streitgespräch gekommen, in dessen Verlauf der Jüngere dem Älteren zunächst mehrmals ins Gesicht schlug. Als der Ältere durch die Schläge stürzte, soll der 23-Jährige auf ihn eingetreten haben. Der mutmaßliche Täter flüchtete anschließend zunächst, der Verletzte musste mit Gesichtsfrakturen stationär im Krankenhaus aufgenommen werden.
Angriff auf Lahav Shapira in Berlin
Hintergrund war offenbar ein Streit über das Thema Nahost. Der 30-Jährige ist nach Angaben der Polizei „jüdischen Glaubens“, der Angreifer vertrat pro-palästinensische Ansichten. Bei dem Opfer handelt es sich um Lahav Shapira, den Bruder des bekannten jüdischen Coemdian und Autors Shahak Shapira, wie dieser im Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, bestätigte. Lahav gehe ok, so der 35-Jährige über seinen jüngeren Bruder.
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Lahav Shapira hat sich an der Freien Universität Berlin (FU) immer wieder gegen Antisemitismus eingesetzt und war durch seine Aktionen bekannt. Pro-palästinensische Aktivisten hatte Ende 2023 einen Hörsaal an der FU besetzt, auch Lahav Shapira war der Zugang verweigert worden. Anschließend demonstrierte er mit Mitstreitern im Rahmen der Aktion Fridays for Israel gegen Antisemitismus an seiner Uni. Der Führung der FU wurde immer wieder Tatenlosigkeit und mangelnde Härte gegenüber Antisemiten vorgeworfen.
Zum Angriff auf Lahav Shapira äußerte sich die FU auf X, zunächst allerdings mit einem sehr allgemeinen Statement und auch nur als Antwort auf den Post einer Journalistin.
Shahak Shapria warf der Uni-Leitung daraufhin vor, sich nicht klar genug von Judenhass zu distanzieren. „Solche Taten finden nicht in einem Vakuum statt“, schrieb der Comedian zum ersten Tweet der FU. Er kritisierte ebenfalls, dass die Uni keinen eigenständigen Post dazu in einem ihrer vielen Kanälen absetzte.
Am Montag fand die Leitung der Freien Universität dann klarere Worte und verurteilte den „antisemitisch motivierten Angriff“ auf einen jüdischen Studenten „auf das Schärfste“. FU-Päsident Günter Matthias Ziegler ist in einem Video den Social-Media-Kanälen der Hochschule zu sehen.
Am Mittwoch (7. Februar) schickte Shahak Shapira offenbar eine Mail mit einem Fragenkatalog an die Leitung der FU, die er dann bei X veröffentlichte. Er will beispielsweise wissen, ob jüdische oder israelische Studierende in den vergangenen Monaten ein Gefühl der Unsicherheit gegenüber der Hochschule geäußert hätten oder ob die Hörsaal-Blockade durch [pro-palästinensische] Studierende rechtswidrig war.
Auch an der Berliner Polizei gab es Kritik. Sie hatte in ihrer Mitteilung geschrieben, es habe eine verbale Auseinandersetzung vor den Schlägen gegen Lahav Shapira gegeben. Dem widerspricht sein Bruder bei X. Der Angreifer habe unangekündigt zugeschlagen, schreibt Shapira. Das bestätigte offenbar auch die Begleitung von Lahav Shapira. Der Täter sei den beiden gefolgt, als sie eine Bar verließen.
Lahav Shapira spricht über Angriff in Berlin
Inzwischen äußerte sich Lahav Shapira selber zu dem Überfall auf ihn. Dem israelischen Kanal „N12 News“ schilderte der 30-Jährige, wie er den Angriff erlebte: „Er schlug mich plötzlich von der Seite und dann noch einmal, so dass ich das Gleichgewicht verlor. Ich versuchte aufzustehen, aber er trat mir ins Gesicht, so Lahav Shapira. Der Angreifer, ein arabischer Student der FU, sei dann weggerannt, als Lahav aufstand. Grund für die Auseinandersetzung waren aus seiner Sicht die Plakate der entführten Israelis, die er an der Uni aufgehängt habe.
Seine Nase sei gebrochen, auch unter dem Auge sei ein Knochen gebrochen, schilderte der 30-Jährige seine Verletzungen gegenüber der Journalistin Antonia Yamin. Sein Gesicht zeigt er nicht.
Lahav Shapira kritisierte ebenfalls die Leitung der Freien Universität. Immer wieder müssten sich israelische Studierende oder andere Juden an den Direktor der Hochschule wenden, damit etwas passiere. Es herrsche eine sehr aggressive Stimmung an der FU.
Berliner Polizei kann mutmaßlichen Angreifer auf Lahav Shapira fassen
Die Polizei konnte den tatverdächtigen 23-Jährigen ermitteln und später an seiner Wohnanschrift in Schöneberg aufsuchen. Bei einer richterlich angeordneten Durchsuchung der Wohnräume beschlagnahmten die Einsatzkräfte Beweismittel, unter anderem das Smartphone des jungen Mannes, heißt es in der Meldung.
Die Ermittlungen dauern an und wurden von einem Fachkommissariat des Polizeilichen Staatsschutzes des Landeskriminalamtes übernommen.
Lahav und Shahak Shapira sind Enkel von Amitzur Shapira. Dieser war Trainer der israelischen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen von 1972 und starb als Geisel palästinensischer Terroristen der Gruppe Schwarzer September auf dem Militärflughafen Fürstenfeldbruck.