AboAbonnieren

„Seductive“-Tour in KölnLuciano begeistert die Lanxess-Arena durch Romantik gepaart mit Aggression

Lesezeit 2 Minuten
Luciano macht im Rahmen seiner Tour Station in der Lanxess Arena

Luciano macht im Rahmen seiner Tour Station in der Lanxess Arena

Luciano alias Patrick Großmann (30) lieferte in Köln unter rotem Lichtgewitter und Feuerfontänen eine zweistündige Show der Extraklasse ab.

Langes Posen auf der Brücke. Zwischen Deutzer Bahnhof und Lanxess Arena. Unterm Straßenlaternenlampenlicht. Keine Scheinwerfer, aber fast. Brust raus. Bauch rein. Stricknadeldünne Heels. Schwarzer Satin. Haare geglättet. Haare gelockt. Lipgloss wie Lack auf Rosenblütenlippen. „Seductive“, verführerisch, heißt die Tour des auf Spotify meist gestreamten deutschsprachigen Künstlers. Luciano ist in der Stadt. Die „Beautiful Girls“ auf der Brücke sind gerüstet.

Und nicht nur die. Auch in der Arena viel BlingBling und ChiChi, Lurex und Leder, Kunstpelzjäckchen und Tussitäschchen, nackte Schultern, Taillen, Beine. Jungs haben’s da einfacher. Hoodie, Baggy Pants, weiße Sneakers – fertig. Das Warten macht sie alle gleich. Eigentlich ist das Konzert ausverkauft. Aber die KVB streikt. Ausgerechnet heute. Und kurz vorm angekündigten Beginn um 20 Uhr ist die Arena noch ziemlich leer.

Zweistündige Show der Extraklasse

Die auffordernden „Zugabe, Zugabe“-Rufe machen’s auch nicht besser. Bis die Plattform mit Luciano alias Patrick Großmann (30) tatsächlich herunter auf die Bühne schwebt, vergehen fast 50 Minuten. Dann aber ist das Rap-Raumschiff sofort startklar: rotes Lichtgewitter, Feuerfontänen auf dem Catwalk, Hitze bis hinauf auf die Ränge, keine Flugzeuge im Bauch, sondern Tornados.

Die nächsten zwei Stunden serviert der Berliner eine Show der Extraklasse. Die „Visuals“ sind spektakulär. Zwei gigantische längliche LED-Wände senken sich über dem Catwalk herauf und herab, bilden Rampen, Schrägen oder zueinander geneigt, ein Dach. Im Bühnenhintergrund wird ein Kreisrund flankiert von zwei hochformatigen Leinwänden zum Triptychon für Lucianos Inszenierung.

Romantik gepaart mit Aggression

Lichtstrahlen von der Decke bis zum Boden bilden futuristische Kathedralen und Säulenhallen, über die Leinwände fliegen Schmetterlinge und Kirschblüten blühen, ein T Rex-Schädel aus flüssigem Metall bleckt die Zähne, der „Blue Porsche“ braust vorüber und eine Magnumflasche Dom Perignon speist einen niemals versiegenden Fluss im Tal der Glückseligen.

Romantik gepaart mit Aggression und den Symbolen des Reichseins. Passt alles irgendwie nicht richtig zusammen. Aber Luciano, der so sexgepolte Zeilen rappt wie „Dein Body ein Traum, guck, wie ich ihn pack', mein beautiful Girl bis spät in die Nacht“ sagt auch solche Sätze wie „Ich liebe euch von ganzem Herzen, so ein unheimliches Gefühl, oh my God!“ oder „Jeder ist schön, seid selbstständig, seid zielstrebig!“ Und die Frauen und Mädchen im Publikum nennt er „meine ladies“. Was, auch wenn er sie damit in Gänze für sich reklamiert, immerhin eine gewisse Form von Respekt ausdrückt.

Vielleicht macht ja genau das, neben seiner tatsächlich immens starken Stimme und seinen stilistisch angenehm vielfältigen Stücken, einen Teil seines Erfolgs aus.