Robert Habeck ist von Miosgas „Küchen“-Fragen leicht genervt und lässt sich nicht aus der Reserve locken.
„Caren Miosga“Robert Habeck mit überraschendem Geständnis zur Kanzlerkandidatur
„Vor den Neuwahlen – wie grün wird die Zukunft, Herr Habeck?“ – diese Frage stellte Caren Miosga am Sonntagabend (24. November) in der ARD dem Grünen Spitzenkandidaten. „Sie sind einer aus dem Trio, das miteinander gescheitert ist und nun gegeneinander antritt“, setzte die Moderatorin direkt zu Beginn der Sendung den Tonfall mit Einspielern von Christian Lindner (FDP), Olaf Scholz (SPD) und eben Habeck, wie sie die Kandidatur für ihre Partei verkünden. Auffällig ist, dass Habecks Worte im Vergleich zu seinen Konkurrenten bescheiden klingen.
Auch in der Sendung möchte er von Miosga nicht „Spitzenkandidat“ oder „Kanzlerkandidat“ genannt werden, sondern einfach „Herr Habeck“. Es sei durch den Bruch der Ampel viel „kaputtgegangen“, auch für ihn persönlich, stellt er fest. Daher wolle er jetzt vor allem Vertrauen zurückgewinnen, auch innerhalb seiner Partei. Zudem heiße Bescheidenheit nicht, dass er „ohne Anspruch“ in den Wahlkampf gehe. Er melde durchaus „Führungsanspruch“ an, da seine Partei als einzige Antworten auf viele sich der gegenwärtig stellenden Fragen habe.
Miosga wirft Habeck falsche Bescheidenheit vor. Er würde sein Bestreben, Kanzler zu werden, „verschwurbeln“. Schließlich habe er im Nachhinein über seinen Rückzug zugunsten von Annalena Baerbock 2021 gesagt, dass sein größter Wunsch das Amt des Bundeskanzlers gewesen sei. Habeck lässt sich aber nicht aus der Reserve locken und erklärt, er habe sich angesichts der Probleme innerhalb der Koalition erst selber prüfen müssen. Er gesteht auch eigene Fehler ein. In den Sommerferien habe er dann aber für sich entschieden, sich innerhalb seiner Partei für die Führungsposition zu bewerben.
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Robert Habeck nennt Caren Miosgas Frage „Quatsch“
Später in der Sendung geht es erneut um Habecks Kanzlerkandidatur, die dieser aber nicht so nennen möchte. Der Grünen-Politiker, der das Format der „Küchentisch“-Gespräche als Teil seines Wahlkampfes erfunden hat, muss sich auch von Miosga einigen knappen Fragen stellen. Ob er in einer „Zauberküche“ mit einem Wunsch frei lieber den Literaturnobelpreis erhalten oder Bundeskanzler werden wolle, will die ARD-Moderatorin wissen. Der 55-Jährige wirkt leicht genervt und nennt die Frage „Quatsch“, da er seit „20 Jahren“ keine Literatur mehr produziere. Habeck hatte sich zudem von Friedrich Merz (CDU) in der Vergangenheit vorwerfen lassen müssen, Kinderbuchautor zu sein.
Insofern stelle sich die Frage ja nicht, so der Grüne. Aber dann sagt Habeck lächelnd: „Bundeskanzler ist kein Traum oder kein Wunsch, sondern das ist ein Job, den man sich gar nicht wünschen sollte. Wenn man, wenn man vernünftig darauf schaut, weil das so anspruchsvoll und so harte Arbeit ist.“ Dies habe er aus nächster Nähe erleben müssen. Es tue ihm leid, dass er mit dieser Antwort das Konzept Miosgas unterlaufe, meint Habeck.
Die trägt es aber mit Fassung und stellt weitere leicht alberne Küchen-Fragen. Man erfährt, dass Habeck für Scholz und Lindner Spaghetti Bolognese oder Arrabiata kochen würde und ausgetretene Joggingschuhe in der Küche trägt.
Habeck mit Kritik an Scholz’ Ukraine-Politik
Habeck kritisiert den Bundeskanzler für seine Haltung bei Waffenlieferungen an die Ukraine. „Für die Menschen, die in der Ukraine sind und leiden, sind die Entscheidungen natürlich zu spät getroffen worden“, sagte Habeck. Er bekräftigte zudem seine Unterstützung für eine rasche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew. Der russische Angriffskrieg dürfe nicht belohnt werden. Dies sei der beste Weg zu einem Frieden in Europa. Die Bundesregierung habe ihre Entscheidungen zu Waffenlieferungen immer wieder nachträglich korrigieren müssen, so Habeck. Vieles in der Ukraine-Unterstützung hätte somit auch früher geschehen können. Für Scholz’ jüngstes Telefonat mit Wladimir Putin zeigt Habeck aber Verständnis.
Scholz lehnt eine Lieferung des Taurus-Systems an die Ukraine ab. Seit die USA Kiew erlaubt haben, US-Raketen vom Typ ATACMS gegen Ziele in Russland einzusetzen, flammt die Debatte darüber wieder auf.
Habeck kritisiert auch die Russlandpolitik der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Hinsichtlich der deutschen Abhängigkeit von russischem Gas sagte er: „Das war eine Fehlentscheidung. Die Abhängigkeit vom russischen Gas. Es hat jedenfalls die Jahre 2022 und 2023 Deutschland fast heruntergerissen und uns europapolitisch schweren Schaden zugefügt. Schweren Schaden im Ansehen.“
Habeck war vergangene Woche zum Spitzenkandidaten seiner Partei für die vorgezogene Bundestagswahl im Februar gekürt worden. (mit afp)