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Konzert in Lanxess-ArenaPeter Fox liefert eine furiose Show – mit Soundproblemen

Lesezeit 3 Minuten
Hier wird das Handtuch geschwenkt und nicht geworfen: Peter Fox (l.) und Begleitmusiker Bensh.

Hier wird das Handtuch geschwenkt und nicht geworfen: Peter Fox (l.) und Begleitmusiker Bensh.

Peter Fox begeistert mit einem Mix aus alten und neuen Songs bei seinem ersten Konzert in der Lanxess-Arena in Köln. Nun folgt noch Teil zwei.

Licht aus – feiern! Peter Fox ist noch gar nicht ganz auf der Bühne, da sind alle in der Lanxess-Arena schon aufgesprungen, der Bass setzt ein, die Arme fliegen hoch, der Jubel brandet auf. Die Halle ist am ersten der zwei Köln-Konzerte bis unters Dach voll.

Fürs große Publikum gibt's die ganz große Show: auf einer Brücke hinter der Band dekorativ tanzende Menschen, Nebelmaschinen, Flammenwerfer, Projektionen, Videoleinwände, Scheinwerfer ins Publikum und druckvollen, tighten Sound. „Ihr könnt froh sein, dass ihr so eine geile Halle in eurer Stadt habt“, ruft Peter Fox den Kölnern zu, „das haben wir in Berlin noch nicht hingekriegt!“

Peter Fox, Berliner, 53 Jahre alt, trägt Trainingsanzug, saust über die Bühne, gestikuliert, gibt ein kleines Solo auf E-Bass-Drums und scheint kaum gealtert seit den Tagen seiner Band Dancehall-Formation Seeed und dem ersten Soloalbum „Stadtaffe“ von 2008.

Peter Fox in Köln: Neue und alte Songs geschmeidig nebeneinander

Das waren Hymnen ans urbane Leben und das Feiern: „Stadt voller Affen ist voll und stinkt (…) Wir feiern ohne Grund, komm, rauch und trink“. „Stadtaffe“ war lange auch stilistisch ein Monolith, unverwechselbar mit Peter Fox' markanter Stimme zwischen Rap und Gesang, mit Streichern, Dancehall, clubtauglich, aber auch einfach zum Zuhören. Und dann „Haus am See“ über Sehnsucht und Ankommen, das untypischste Stück des Albums und der bisher größte Fox-Hit mit 80 Wochen Chartpräsenz in Deutschland.

Nun also „Love Songs“, 15 Jahre später, elf neue Songs, nachdenklicher, smart getextet, trotzdem noch mit „Eis, Pink Grapefruit und Gin (…) Mach dein Ding, aber such' keinen Sinn“. Man hat ja nie ganz ausgefeiert. Der Album-Titel steht als Neonschriftzug auf der Bühne. Obwohl sie zwei Fan-Generationen umspannen, fügen sich die Songs in der Liveshow geschmeidig aneinander. Auch Seeed-Klassiker sind im Programm, „Lass sie gehen“ oder ein schwindelig machendes „Augenbling“, wenn man dabei in die richtigen Augen blickt.

Soundprobleme bei Peter Fox in Lanxess-Arena

Der Sound setzt auf sattestmöglichen Bass, der in der Arena durchgeht von der Sohle bis zum Scheitel, in den Solarplexus boxt, im Schritt vibriert. Sollte die Band musikalische Feinheiten spielen, so gehen diese im Bass-Pool unter.

Auch die Texte von Peter Fox sind in der Arena nur teilweise verständlich, die markante Stimme immerhin surft klanglich auf den tiefen Tönen.

Als Unterstützung hat Fox den Sänger Bensh mit auf der Bühne, der schon im Vorprogramm solo auftritt. Profitänzer- und Tänzerinnen heißen die Stimmung weiter an, mit athletischen Moves und Känguru-Pose als Zitat aus dem Breakdance-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen. „Schüttel deinen Speck“ – ein absolutes Highlight in Sound, Performance und natürlich Stimmung.

Die Menschen, die auf der Bühne tanzen oder bei „Weiße Fahne“ Handtücher schwenken, sind Leute aus Köln und Umgebung, und im Konzert holt er noch ein paar aus der ersten Reihe mit dazu. So bittet er um Extra-Applaus für einen Fan, der im Krankenhaus arbeitet, um „Lärm für die Stützen der Gesellschaft“. An anderer Stelle mahnt er, das ewige negative Gemotze, Gemeckere und Kommentieren zu lassen und stattdessen Liebe zu kochen und aufeinander aufzupassen – dies formuliert im Song „Gegengift“.

Die Liebe ist wichtig bei Peter Fox, immer, die Romantik aber ist nicht seins. „Love Songs“ mag der Titel des aktuellen Albums und das Motto der Tour sein, zum Kuscheln und Knutschen gibt es bei der großen Fox-Party aber kaum Momente. „Kein Regen in Dubai“ ist eine kurze nachdenkliche Strecke.

Doch nach 90 Minuten, bei der letzten Zugabe, am Ende der Straße, ist es soweit. Anlehnen, die Wärme des anderen spüren, den Geruch aufnehmen, ein bisschen summen und hören: „Im Traum geseh'n – das Haus am See“...