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„Long Player“Die Fantastischen Vier rocken Lanxess-Arena bei ausverkauftem Konzert

Lesezeit 4 Minuten
Die Mitglieder der Band die „Fantastischen Vier“ stehen auf der Bühne.

Michael Thomas Dürr alias Hausmeister Thomas D (l-r), Michael Beck alias Michi Beck und Bernd Schmidt alias Smudo von den Fantastischen Vier stehen zum Auftakt der „Long Player on Tour“-Tour in Würzburg auf der Bühne.

Auf ihrer Vorweihnachtstour zeigen Die Fantastischen Vier, dass sie auch nach mehr als drei Jahrzehnten immer noch das Publikum begeistern können - mit bekannten Hits und neuen Songs vom Album „Long Player“.

Das Rad neu erfunden haben sie nicht. Schon 1971 brachte die Rockband Faces ein Album heraus, das den Titel „Long Player“ trug. Wobei sich das als böses Omen für die Briten erwies: ihr Frontmann, ein gewisser Rod Stewart, bastelte da schon fleißig an seiner Solokarriere. Der Rest ist Geschichte… Auch die elfte Studioproduktion von Die Fantastischen Vier heißt „Long Player“. Aber Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon alias Die Fantastischen Vier haben ihre Alleingänge allesamt hinter sich. Und präsentieren sich auch 35 Jahre nach ihrer Gruppengeburtstunde in der bis fast unters Dach ausverkauften Lanxess Arena als überaus agiles Kollektiv. Satte zwei Stunden lang.

Passend zum Thema zeigt die Leinwand vorab eine schwarze Langspielscheibe, die sich auf dem Plattenteller dreht. Den runden Aufkleber in der Mitte ziert die Giraffe vom Cover, der Tonabnehmerarm bewegt sich immer weiter nach innen, bevor er, mit charakteristischem „Krrgh, krrgh, krrgh“, in der allerletzten Rille angekommen ist. Was vielen im Publikum, die mit den Fantas gereift sind und sich mittlerweile der Null mit der Sechs davor nähern oder bereits drüber sind, noch bekannt vorkommen dürfte. Aber im Publikum sieht man auch deutlich jüngere Menschen – die Erz-Hip-Hopper sind längst Kult.

Um 20.30 Uhr geht es dann endlich los, mit dem Titelstück des neuen Albums, das am 4. Oktober erschienen ist. Und in dem es sehr, sehr selbstbewusst, wenn nicht gar etwas unbescheiden, heißt: „Wir Player spielen long und sind älter als der Sand, haben jeden Tag Saison und jedes Dach verbrannt, haben beste Raps und beste Beats für Millionen auf der Hand und pressen seit Äonen Vinyl zu Diamant.“

Die Fans der Fantastischen Vier wollen Party machen, abtanzen und abfeiern

Auch darüber, dass hier zeitliche Vergleiche herangezogen werden, die bis auf die Anfänge der Erdgeschichte zurückgehen, könnte man meckern. Oder das für Selbstironie halten. Zumal Vinyl längst wieder im Aufwind ist, „Long Player“ als Intro eine ungemein atmosphärische Sache und zum Meckern auch niemand aufgelegt ist. Die Fans wollen Party machen, abtanzen und abfeiern. Sich aber auch berühren lassen, von leiseren, nachdenklicheren Tönen.

„Ich weiß nicht, ob ihr kürzlich jemand verloren habt? Das ist für alle in der Welt, die uns fehlen!“ kündigt Thomas D „Inferno“ vom neuen Album an, ehe er, getaucht in rotes, dramatisches Licht, die Vergänglichkeit zum Thema macht: „Wir sind am leben, bis uns irgendwas das Leben nimmt. Es heißt, der Tod ist nie weit und dass ihm keiner entrinnt, denn er steht schon bereit, wenn diese Reise beginnt.“ Was den Rapper aber nicht davon abhält, sich hernach mitten ins Getümmel zu stürzen, in den Innenraum, von helfenden Händen getragen.

Mit „Endzeitstimmung“ setzen die Fantastischen Vier und ihre Bandmusiker ein Zeichen gegen Rechts, der fette Blockbuchstaben-Schriftzug „LAUT GEGEN NAZIS“ auf der Leinwand und die Aufforderung für die Arbeit dieses Vereins seine Pfandbecher zu spenden, untermauern das noch. Wie heißt es doch: Taten zählen mehr als Worte!

Am Schluss gab es kein Halten mehr

Während „Die da!?“, das Stück, das 1992 dem deutschsprachigen Rap zum Siegeszug verhalf, schon ganz am Anfang an die Reihe kommt, müssen die Fans auf „MfG“ und „Ernten was wir säen“ traditionell bis zum Schluss warten. Wo dann die Ränge wackeln und es kein Halten mehr gibt.

Vorher kommt auch „Der Picknicker“, verkürzt, zu Ehren, bei „Wie weit“ mit der eingeblendeten Mia vorm bonbonbunten Hintergrund macht sich Las Vegas Feeling breit. Um 22.25 Uhr bricht sich machtvoll die Versicherung „Wir sind Troy“ Bahn, die drei Frontmänner tragen dazu Schals mit der Aufschrift „Troy Fanta 04“. Als wollig-fransige Devotionalien werden sie erst über den Köpfen geschwenkt und gewirbelt, um hinterher, mit dem Ruf „Ihr seid die Geilsten!“ in der wogenden Menge im Innnenraum zu landen.

Auch „Sie ist weg“ darf natürlich nicht fehlen. Und wenn And.Ypsilon vom Keyboard aus die Lyrics bei „Aller Anfang ist Yeah“ übernimmt, ist der Jubel ganz besonders groß. Am Ende, bei der letzten Zugabe „Zusammen“ ist alles reine, pure Glückseligkeit. „Seid gut zueinander, seid lieb miteinander. Wir lieben euch!“ verabschieden die Fantas ihre Fans. Dann dreht sich wieder die Giraffe auf dem Plattenteller. Da nützt auch der Ruf „Einer geht noch“, der irgendwo von oben auf dem Rang erschallt, nichts mehr. Es ist vorbei.


Bis kurz vor knapp: Fanta4 auf Tour

Während andere sich auf Weihnachtsmärkten oder daheim vorm Adventskranz auf Heiligabend einstimmen, wird es für Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon noch mal richtig stressig. Bis kurz vor knapp sind die Hip-Hopper unterwegs auf Tour.

Auftakt war am 1. Dezember in Würzburg, das letzte von insgesamt 15 Konzerten steigt am 22. Dezember – in Stuttgart, der Heimatstadt der Fantas. Köln ist, nach Frankfurt am Main und Hannover, vierte Tourstation. Die Vorweihnachtsreise geht nicht nur quer durch die Republik, auch jeweils ein Abstecher in die Schweiz und nach Luxemburg ist dabei. (sus)