Das Kölner Dreifach-Gastspiel des britischen Superstars Robbie Williams am Sonntag lieferte eine grandiose Revue seiner größten Hits und gibt Einblicke in sein Leben.
Konzert in KölnIn der Kölner Lanxess-Arena liefert Robbie Williams grandios ab
Bei der zweiten Runde seiner XXV-Tour durch Deutschland hat Robbie Williams alles richtig gemacht. Was Ende August 2022 im Bonner Hofgarten nicht so gut ankam – Späße auf Kosten anderer – ist ersatzlos gestrichen. Stattdessen witzelt Robbie Williams in der Lanxess-Arena über sich. „Das, was ich habe, ist Long Covid, es ist nicht mein Alter, ich bin nicht alt“, japst er nach dem Coversong „Land of 1000 Dances“. Wohl wissend, dass alle wissen, was er weiß: Er wird am 13. Februar 49.
Das Kölner Dreifach-Gastspiel des britischen Superstars – Sonntag, Montag und Mittwoch – ist ausverkauft. Oder so gut wie. Für Montag und Mittwoch gibt es noch Restkarten ab jeweils 75 Euro zuzüglich Gebühren. Insgesamt wird Williams vor beinahe 50.000 Menschen auftreten. Diejenigen, die Tickets für seine Jubiläumsshow – 1997 erschien das Solo-Debüt „Life Thru a Lens“ – besitzen, haben Grund zur Freude. Es wird grandios.
Von der Liebe zum Publikum – und der Gegenliebe
In knapp zwei Stunden lässt der Brite Revue passieren, was seine Fans mit ihm teilen: „Ich bin seit 31 Jahren in eurem Leben. Es war eine merkwürdige Reise. Sehr hohe Höhen und sehr tiefe Tiefen.“ Sein bühnenreifes Resümee umfasst auch die Jahre, als er als „Baby“ der Boygroup Take That mit Gary Barlow rivalisierte und sich immer wieder an Regeln rieb. Heute, so sagt er, gilt für ihn nur noch eine Regel: „Du musst dein Publikum lieben. Ich versuche euch alle individuell zu lieben.“ Und dafür lieben sie ihn zurück.
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Sie lieben den Goldjungen, der er dereinst war, und den er mit seiner komplett güldenen Gewandung gleichsam zu persiflieren scheint. Den Künstler, der die Devise „Let Me Entertain You“ ausgibt, um danach mit „Monsoon“, „Strong“ und „Come Undone“ Hit an Hit zu reihen. Opulent unterstützt von elf Musikern und sechs Tänzerinnen, stimmlich nicht weniger glänzend, als das, was er trägt. Seine Attraktivität, die derbe Begrüßung, die längst Tradition ist: „I’m Robbie fucking Williams, this is my band, this is my ass.“ Auch in natura bekommt man das Hinterteil zu sehen. Allerdings in einer jüngeren Variante, im ersten Video von Take That von 1991. In dem Models Williams, Barlow & Co Brust und Rücken mit Pudding, Sahne und Wackelpeter eincremen und später die, in Bauchlage komplett nackten, Körper der jungen Männer bewischmoppen. „Das bin ich, 17 Jahre alt“, kommentiert Williams seinen damaligen Po, „heute wollt ihr den nicht mehr sehen!“
Robbie Williams witzelt dieses Mal über sich selbst
Und wieder nimmt er sich selbst auf die Schippe. Selbst Übergriffen begegnet er mit speziellem Humor. Gleich zweifach, so erzählt er, habe man beim Konzert in Hamburg nach seinem Penis gegrabscht. Allerdings ohne Erfolg: „Sie konnten ihn nicht finden. Es war sehr kalt in Hamburg.“ Ob die Geschichte so stimmt? Mit „Could It Be Magic“ und „The Flood“ holt Williams die Zeit bei Take That zurück, die für ihn brutal und abrupt endete: „Du hast gesagt, du verlässt die Band am Ende der Tour? Du verlässt die Band heute.“ Tief in der Tiefe war er damals: „The sex, the drugs – and the fucking Paparazzi.“
Wofür ihn Fans noch lieben: die Vorsätze „Ich werde niemals heiraten“ und „Vergesst das mit Kindern. Ich werde niemals, niemals, Kinder haben“ hat er über Bord geworfen. Und ist, seit 2010 Ehemann und inzwischen viermal Vater geworden, „der Glücklichste, der ich jemals, jemals gewesen bin.“
Auch in die tiefen Tiefen gibt er Einblick
Depressionen, Selbstmordgedanken und Suff sind passé: „Vor 23 Jahren habe ich mit dem Trinken aufgehört.“ Für Ex-Spice Girl Geri Halliwell, die ihm dabei half, singt er „Eternity“. „Feel“ als Gänsehaut-Spektakel in grünem Laserlicht, der „Rock DJ“ durchpflügt die Arena, Fan Heidi avanciert zur Robbie-Muse: „Deine Seele leuchtet durch deine Augen, du bist das beste Publikum.“
Die Setliste ist als die in Bonn, aber „Angels“ zum Schluss, das muss. Und die Runde Hits a cappella auch. Denkt da noch wer ans Vorprogramm? Mit dem Elektro-Projekt Lufthaus? Bei dem Robbie Williams mitmacht, aber nicht live auf der Bühne in Köln. Und dem vom Jubilar beworbenen Katzenfutterkater? Als Einspieler, der nicht konzertrelevant ist. Denkbar, dass sie ihn vielleicht sogar deshalb lieben. Weil Robbie Williams so geschäftstüchtig ist.
Geburtstagsständchen von der ganzen Menge
Am Samstag ist sein Jüngster, Beau, drei Jahre alt geworden: „Daddy loves you and I miss you so, so, so much, I’m so, so proud of you!“ Und prompt stimmt die ganze Kölner Arena sofort ein „Happy Birthday“ an. Seit 2006 ist Robbie Williams mit der Schauspielerin Ayda Field (43) zusammen, seit 2010 sind sie verheiratet. Außer Beau Benedict Enthoven haben sie noch drei weitere Kinder: Colette „Coco“ Josephine (4), Charleton „Charlie“ Valentine (8) und Theodora „Teddy“ Rose (10). (sus)