Der Berliner Rapper Apsilon gibt zum c/o pop-Start im Depot zwei Kurzkonzerte nacheinander.
Eröffnung der c/o popApsilon rappt zum Start des Festivals im Depot

Apsilon bei der Eröffnung der c/o pop im Depot 1.
Copyright: Thomas Kölsch
„Wenn Deutschland mich wieder ansieht / Und sagt, mein Herz hat keinen Platz hier / Wenn die Wolken übers Land ziehen / Mein Nachbar keine Menschen, sondern nur sein Land liebt.“
Der Auftakt des c/o-Pop-Festivals haben es in sich. Es sind Zeilen, die in Deutschland leider ebenso zutreffen wie in den USA unter Donald Trump, die auf den alltäglichen Rassismus hinweisen und darauf, dass man im eigenen Land fremd sein kann, wenn die entsprechenden Parolen nur laut genug durch die Straßen schallen.
Arda Yolci alias Apsilon weiß, wovon er spricht: Geboren und aufgewachsen in Berlin Ende der 1990er als Enkel türkischer Gastarbeiter gehört er zu einer Generation, die immer noch wegen ihrer Biografie diskriminiert wird, die voll integriert ist und dennoch mit Anfeindungen zu kämpfen hat – und die sich das nicht einfach so gefallen lässt, sondern aufschreit. Oder eben rappt.
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Unweit der Keupstraße: Apsilon legt den Finger in die Wunde
„Hör' in Türkei die Erde beben, hör' Gebäude, die zerschell'n / Hör' in Brandenburg ‚ne Unterkunft in Flamm'n aufgeh'n und brenn'n / Hör‘ das Mittelmeer atmen und die Wellе schluckt ein'n Mensch“.
Die Welt ist grausam, Naturkatastrophen, Hass-Verbrechen und Mitleidlosigkeit überall, und Apsilon legt den Finger in die Wunde. Ausgerechnet hier, im Depot 1 des Schauspiels Köln, nur wenige Meter von der Keupstraße mit ihrer NSU-Vergangenheit entfernt.
„Damals waren mein Bruder und ich noch zu klein, um die Auswirkungen zu realisieren“, gesteht er, aber mit dem Anschlag von Hanau, der für ihn ein schmerzhaftes Erweckungserlebnis war, er habe sich intensiv auch mit Köln beschäftigt.
Reden über Wut und Vorurteile
In seiner Musik will er all das aufarbeiten. Und reden, über die Wut (die der Attentäter und die eigene angesichts eines versagenden Staats), aber auch über andere Gefühle. Über die Liebe, zum Beispiel, über die sein Vater nicht sprechen kann und will, oder über die Vorurteile, denen nicht nur er ausgesetzt war, sondern schon seine Großeltern.
„Hab'n hier nix verlor'n, aber hatten nix zu verlier'n“. Mit dieser Verknüpfung von Innen- und Außenleben beschreitet Apsilon Neuland, geht über die Eindimensionalität anderer Künstler hinaus und wird genau dafür bejubelt.
Die musikalischen Unzulänglichkeiten, der leicht nuschelnde Rap und die überschaubare Trap-Instrumentierung seines jüngeren Bruders Arman, der als Produzent und Multiinstrumentalist fungiert, bleiben derweil außen vor. Spielt aber auch keine so große Rolle, solange die Inhalte stimmen. Und die sitzen, abgesehen von einem gelegentlichen, unnötigen „Ah“.
Mittendrin hat Apsilon noch eine Überraschung parat: Sänger Rayan Dijma vom Duo „Blumengarten“ macht bei „Außen in der Nacht“ seine Aufwartung, sehr zur Begeisterung der Menschen im Saal, die irgendwann alle aufstehen, weil die Stühle im Schauspiel dann doch zu sehr einengen. Und während diese Apsilon noch bejubeln, warten draußen schon die Leute für dessen zweite Show an diesem Abend.