Die Pop-Ikone Janet Jackson liefert eine durchchoreographierte Show mit optischen Leckerbissen, deren Leistung jedoch durch reichlich Gesang vom Band und wenig Interaktion mit dem Publikum gemindert wird.
Konzert in Lanxess-ArenaIst die Show von Janet Jackson Kartenpreise von um die 200 Euro wert?
Bis vor kurzem hätte man glauben können, dass Janet Jackson, die einstige Queen of Pop, längst abgedankt hätte. Seit 2011 war die Sängerin, die vor allem aufgrund ihres kreativen Schaffens Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre zu den erfolgreichsten Pop-Stars der Welt gezählt wird, nicht mehr in Deutschland, ihr letztes Album mit neuen Songs kam 2015 auf den Markt.
Doch in diesem Jahr will sie es noch einmal wissen und beweisen, dass sie immer noch eine spektakuläre Show bieten kann. Was zumindest bei ihrem Auftritt in der Lanxess Arena auch stimmt – wenn man denn auf Halb-Playback und eine miserabel abgemischte Band steht.
Optisch exzellent
Immerhin, optisch ist alles exzellent eingerichtet, mit schiebbaren LED-Wänden, Lichtringen und Laser-Effekten. Dazu liefern Janet und ihre vier „Nasty Boys“ eine komplett durchchoreographierte Show ab, die tänzerisch immer wieder mit jenen abgehackten, synchronen Bewegungen punkteten, die so typisch für die Jacksons sind.
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Die 58-Jährige, der man ihr Alter übrigens nicht ansieht, ist auch immer wieder mitten im Geschehen, auch wenn sie sich mit besonders dynamischen und energetischen Bewegungen zurückhält. Eigentlich müsste sie also genug Luft haben, um ihre Songs angemessen zu performen.
Gesang vom Band dominiert
Stattdessen dominierte – vor allem in den Höhen – Gesang vom Band, gnadenlos glattgebügelt und weichgezeichnet, ohne Konturen und ohne Tiefgang. Schade, zumal Janet Jackson durchaus über eine schöne Stimme verfügt, wie sie unter anderem bei „Take Care“ oder „Again“ beweist. Das berührt. Geht doch.
Leider sind derartige Nummern die Ausnahmen von der Regel. Ein echtes Live-Gefühl kommt nicht auf, die Show bleibt weitgehend seelenlos. Das liegt partiell am rigorosen Zusammenschnitt zahlreicher Songs, die so keinen Raum zur Entfaltung erhalten und in der Beliebigkeit versinken, aber auch an dem viel zu lauten, blechern scheppernden Sound, der auf die Besonderheiten der Lanxess Arena keine Rücksicht nimmt und zu einem zähen Klangbrei verkommt.
Abgespultes Programm
Erst im dritten von vier Akten, wie Janet Jackson die einzelnen Segmente des Konzerts nennt und die grundsätzlich mit einem Kostümwechsel einhergehen, können Songs wie „All For You“ oder „Alright“ zumindest ein bisschen atmen und werden nicht direkt nach einem Refrain in den Orkus geworfen.
Wie eine Maschine spulen Janet Jackson und ihre Band das Programm ab. Zeit für das Publikum ist dabei nicht vorgesehen, ein bisschen Winken und ein paar „Cologne, I love you“-Rufe müssen reichen. Eine Überraschung ist das nicht, schade aber dennoch, zumal die Fans zum Teil mehr als 200 Euro pro Karte ausgegeben haben.
Wyclef Jean im Vorprogramm
Ob das angemessen ist für eine durchgestylte Show wie die von Janet Jackson? Zumindest jubelt die Menge ihr euphorisch zu und gesteht der Sängerin ihre Liebe. Die kann auch Wyclef Jean spüren: Der 54-Jährige bestreitet das Vorprogramm und weist bei dieser Gelegenheit auf den Auftritt seiner eigenen Band The Fugees am 16. Oktober an gleicher Stelle hin. Könnte sich lohnen.