Köln – Mit den von ihm geschriebenen und inszenierten Filmen „Der bewegte Mann“ (1994) und „Das Wunder von Bern“ (2003) hat Sönke Wortmann dem Jungen Deutschen Film zwei Beiträge beschert, die auch heute noch ihre Fangemeinde haben. Trotzdem hat sich der geborene Marler nie als Autorenfilmer verstanden: „Ich hab mich immer für einen besseren Regisseur als Drehbuchautor gehalten. Wenn man die beiden Funktionen trennt, ist man konzentrierter und freier in der Inszenierung“, bekennt er im Gespräch mit der Rundschau.
Sönke Wortmann adaptiert Jan Weilers „Eingeschlossene Gesellschaft“
Deshalb hat es ihm auch besonders viel Spaß gemacht, Lutz Hübners und Sarah Nemitz’ erfolgreiches Theaterstück „Frau Müller muss weg!“ erst am Berliner Grips Theater zu inszenieren, wo es sechs Jahre lang lief, um es dann 2015 für die Leinwand zu adaptieren. Nach dieser bissigen Komödie über „Helikopter-Eltern“, drückt Sönke Wortmann jetzt noch einmal die filmische Schulbank.
In dem auf der gleichnamigen Hörspielvorlage von Jan Weiler basierenden „Eingeschlossene Gesellschaft“ stehen nun aber die Lehrer im Mittelpunkt. „Eigentlich müsste ich nach diesen beiden Sichtweisen jetzt einen Film aus der Perspektive der Schüler machen“, denkt er schon über ein mögliches Zukunftsprojekt nach. „Da der Film fast ausschließlich im Lehrerzimmer spielt, bestand natürlich die Herausforderung auch darin, durch die Kameraarbeit den Raum zu öffnen und die Kammerspielatmosphäre aufzubrechen.“
Hat er deshalb das Cinemascope-Format gewählt? „Ja, das ist nun mal das Königsformat, dessen Wirkung sich nur im Kino entfaltet.“ In „Frau Müller muss weg!“ ist das dem Bildgestalter Tom Fährmann ungleich eleganter gelungen als Jo Heim in „Eingeschlossene Gesellschaft“.
„Eingeschlossene Gesellschaft“: Justus von Dohnányi sitzt während des ganzen Films
Aber auch auf schauspielerischer Ebene kann das neue Werk nicht ganz mithalten. Und das trotz des genialen Besetzungscoups mit Anke Engelke und Justus von Dohnányi, die in beiden Filmen die Hauptrolle spielen: erst die zentralen Elternfiguren und jetzt die beiden „Haupt“-Lehrer. Dass von Dohnányi als prinzipientreuer Pauker den Film über nicht von seinem Stuhl aufsteht, ist eine wunderbare Inszenierungsmetapher für den Starrsinn, von dem ihn ein aufgebrachter Vater (Thorsten Merten) abbringen will: Um die Abiturzulassung seines Sohnes zu erreichen, nimmt er einen Teil des Kollegiums in Geiselhaft.
Zur Person
Eigentlich wollte der 1959 geborene Sönke Wortmann nicht Regisseur, sondern Fußballspieler werden. Bis in die zweite Bundesliga schaffte er es, doch dann entschied Wortmann sich 1983 für ein Regiestudium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München.
Zu seinen bekanntesten Filmen gehören die WM-Doku „Deutschland. Ein Sommermärchen“, die Komödie „Kleine Haie“ und das Historiendrama „Die Päpstin“. Auch bei der ersten Staffel der ARD-Serie „Charité“ führte Wortmann Regie. Gemeinsam mit seiner Frau und drei Kindern lebt er in Düsseldorf. (crb)
Durch Thorsten Mertens nah am Rande des Chargierens angelegtes Spiel bekommt der Film hier eine unfreiwillig komische Note, die sich auch in der Figurenzeichnung zweier allzu dämlicher Polizisten wiederfindet.
Aber das ist hauptsächlich auf das Drehbuch von Jan Weiler zurückzuführen, dem der Humor nicht gerade flüssig aus der Feder quillt. So überfrachtet er auch die übrigen Lehrerrollen mit allzu vielen Klischees. Nur Engelke und Dohnányi trotzen mit ihrer Leinwandpräsenz diesen Unebenheiten, „über die ein Zuschauer eigentlich nicht ,stolpern’ sollte, denn dann habe ich etwas falsch gemacht“, gibt sich Wortmann selbstkritisch.
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Vielleicht findet er ja die gewohnte Leichtigkeit mit einem anderen, begabteren Komödien-Autor wieder. Wie wär es mit der gerade uraufgeführten Musical-Adaption von „Bullets over Broadway“? Schließlich hatte Wortmann 1996 in Düsseldorf mit großem Erfolg die Welturaufführung des Woody-Allen-Films als Schauspiel inszeniert. „Ja, das würde ich mir zutrauen“, gibt er zu, „aber zunächst muss ich dieses Jahr noch ,Der Nachname’, die ,Fortsetzung’ meines großen Erfolges ,Der Vorname’, in die Kinos bringen.“ Ab 14. April läuft jetzt erst mal „Eingeschlossene Gesellschaft“.