Der Kölner Krimiautor taucht wieder in die Historie ein und lässt seinen Ermittler Gustav Zabel in „Tödlicher Aschermittwoch“ auf feine und kleine Leute treffen.
Historischer KölnkrimiNubbel mit echten Knochen im Krimi „Tödlicher Aschermittwoch“
Schon 1825 wurde am Karnevalsdienstag in Köln der Nubbel verbrannt. Aber das, was am Aschermittwochmorgen die aufgehende Sonne auf dem Kirchplatz von Sankt Gregorius enthüllt, ist keineswegs eine abgefackelte Strohpuppe. Es sind die rußgeschwärzten Knochen eines Menschen. Und schon ist Kommissar Gustav Zabel, ein einstiger preußischer Offizier aus Berlin, den es ins Kölner Exil verschlagen hat, mitten drin in seinem zweiten Fall.
Karneval und Kunstraub
1823, im Vorgängerband „Rosenmontag“, haderte der Held des Kölner Autors Lorenz Stassen noch stark mit der rheinischen Lebensart. Zwei Jahre später, in „Tödlicher Aschermittwoch“, hat er sich besser damit arrangiert. Als Mitglied des „Festordnenden Komitees“ gehört Zabel zu denen, die die Geschicke des Karnevals in Köln lenken, die Uniform der ehemaligen Kölner Stadtsoldaten, besser bekannt als „Rote Funken“, steht ihm vortrefflich.
Sogar das Klüngeln, so scheint es, lernt der steife Beamte so langsam. Während es in der Ehe des Kommissars erneut tüchtig kriselt, nicht nur, weil die verführerische Hure Cécile wieder in der Stadt ist, kommt er einem Kunstraub und dem Geheimnis der „Mineralien von Köln“ auf die Spur. Haben sie wirklich wundertätige Kräfte? Als drei weitere Leichen auftauchen und sich zudem eine rätselhafte Seuche auszubreiten scheint, spitzt sich die Lage zu.
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Anfänge der Dampfschifffahrt
Die historische Krimiserie um die tollen Tage in Köln – was Fortsetzungen auf maximal fünf weitere Teile festlegt – lebt von Gegensätzen. Nicht nur, was die Mentalität angeht. Zabel verkehrt gesellschaftlich in der Oberschicht, findet sich aber auch in der Welt der Ganoven und Halsabschneider zurecht und erweist sich da als nicht zimperlich.
Viele der Personen, die im Krimi auftauchen, hat es wirklich gegeben, etwa den Politiker, Juristen und Schriftsteller Everhard von Groote (1789-1864), mit dem Zabel im Buch befreundet ist. Auch historische Begebenheiten wie die (um zwei Jahre später als in Köln) gemachte Entdeckung des Karnevals durch die Düsseldorfer am 14. Februar 1825 sind belegt. Indes der Dom noch wächst und die Dampfschifffahrt beginnt, sich als innovatives und lukratives Geschäftsmodell abzuzeichnen.
Bekannte Straßennamen
Schön für Kölnerinnen und Kölner ist es auch, von Kirchen, Plätzen und Straßen zu lesen, die es heute noch gibt. Prinzipiell hat Stassen in Sachen Historie gut recherchiert. Aber wenn Zabels Kollege Bartmann Zigaretten anbietet, tut er etwas, was schlichtweg unmöglich ist. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts kannte man Zigaretten in Deutschland nicht.
Lorenz Stassen: Tödlicher Aschermittwoch. Ullstein, 399 S., 12,99 Euro.