Ach ja, mal wieder einer, der Kreischalarm auslöst bei den jungen und den halb-jungen Mädchen und der nächstes Jahr oder übernächstes wieder von der Bildfläche verschwunden ist. Auch wenn die Fans ihm heute noch ewige Liebe schwören – und für den Moment niemand, niemand, niemand toller ist als Harry Styles. Seufz. Das könnte man durchaus alles sagen.
„Harry’s House“ ist Harry Styles drittes Soloalbum
Aber auch: Da ist jemand zu einem ernst zu nehmenden Popstar herangereift, der jetzt mit „Harry’s House“ (Sony Music) sein drittes Soloalbum herausgebracht hat.
Und der mittlerweile zwölf Jahre erfolgreich im Geschäft ist – zunächst mit der Boyband „One Direction“, die im Rahmen der britischen Ausgabe von „X-Faktor“ zusammengestellt worden war. Deren fünf Alben landeten weltweit ganz oben in den Charts, Harrys Alleingänge schlossen sich in diesen Hitparadenregionen an. Von vorne bis hinten eingängige, gut gemachte Popmusik.
Styles war auf dem Cover der „Vogue“ zu sehen
Harry Styles – das ist aber auch „Harrys (Mode)Stile“, mit denen er auf roten Teppichen und Showbühnen nicht nur Akzente, sondern auch Zeichen setzt. Und die ihn auf das Cover der „Vogue“ brachten – also das der „regulären“, deren Titelbild sonst nur Frauen zieren. Nun ja, nicht nur bei diesem Anlass trug er einen Rock. Seine Nägel sind lackiert, die Muster bunt, die Farben bisweilen grell. Das jede Schwiegermutter erfreuende Gesicht konterkariert er mit reichlich Körpertattoos.
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Aber weil wir das Jahr 2022 schreiben, lässt sich natürlich hieraus keinerlei Hinweis auf seine sexuelle Orientierung ablesen. Im Gegenteil. Die Riege seiner Verflossenen umfasst unter anderem Taylor Swift und Camille Rowe, aktuell ist die Schauspielerin und Regisseurin Olivia Wilde in seinem Herzen – und Harry auf der Besetzungsliste ihres neuen Films „Don’t Worry Darling“. Nicht die erste Filmrolle des 28-Jährigen, und da geht sicher noch mehr.
Die selbstgeschriebenen Songs klingen super
Und was ist nun mit der Musik, die „Harry’s House“ beschallt? Kurz, die Platte ist echt prima. Statt wie heute üblich eine Heerschar an Schreibern, von denen jeder vielleicht eine halbe Note beisteuerte, schreibt Styles fast alle Songs selbst, zusammen mit Kid Harpoon und Tyler Johnson, die auch als Produzenten fungieren.
Und ähnlich wie bei Billie Eilish und ihrem Bruder Finneas hört man es den 13 Liedern an, dass hier eher auf Handwerkszeug, denn auf ein musikalisches Ersatzteillager gesetzt wird.
Etwas Michael Jackson und etwas A-ha
Los geht’s mit zwei fingerschnippenden, poppigen Tanz-Nummern, die eine davon mit dem witzigen Titel „Music for a Sushi Restaurant“, frisch aus dem Kurs „Wie schreibe ich einen Michael-Jackson-Song“. Später wird die a-ha-Raubkopie „As it was“ in Richtung Melancholie flirren. Fast privat wird mit „Matilda“ geklampft. Manche Tracks sind in Sachen Produktion etwas zugedröhnt („Grapejuice“), und nicht jede Idee trägt drei Minuten („Satellite“).
Textlich erteilt hier ein bester Freund oder der beste Freund des großen Bruders, den man ja auch anhimmeln darf, gute Ratschläge oder deutet sogar eigene Gefühle an. Und das mit einer Stimme , die zwar nicht für die große Ballade langt, aber sich hervorragend fürs sanfte Einschmeicheln, das vertrauliche Plaudern eignet. Vielleicht wippt und summt man dazu nur einen Sommer lang, aber das tut man sehr gerne.
Sein Konzert am 22. Juli in der Lanxess Arena ist ausverkauft.