Der in Bonn geborene und in Köln lebende und lehrende Pianist Fabian Müller im Gespräch über das Konzert am zweiten Weihnachtstag in der Philharmonie, das er mit seinem Lehrer Pierre-Laurent Aimard gestaltet.
Fabian Müller„Duospiel am Klavier ist, als teilt man sich einen Körper“
Das wird ein besonderes Debüt am Zweiten Weihnachtstag in der Philharmonie. Der Pianist Fabian Müller (33) gibt mit seinem einstigen Lehrer Pierre-Laurent Aimard (66) erstmals einen Klavierduo-Abend. Zunächst musizieren sie an einem Instrument, dann an zwei Konzertflügeln.
Charismatische Begegnung
„Es war mein persönlicher Wunsch, mit ihm dieses Konzert zu spielen“, erzählt Müller im Vorfeld der Rundschau. Für ihn sei jetzt einfach „der perfekte Zeitpunkt“ dafür. Denn Aimard, der sich besonders in der Neuen Musik einen Namen machte, verabschiedet sich gerade von der Kölner Musikhochschule in den Ruhestand. Müller hingegen trat kürzlich dem Lehrpersonal hinzu. So symbolisiert dieses Konzert auch einen Stabwechsel.
Bereits mit 15 kam der aus Bonn stammende Müller als Jungstudent in Aimards Kölner Klavierklasse. „Ich fand ihn bereits beim ersten Treffen charismatisch“, berichtet er. Vor allem beeindruckte ihn, „mit welcher Mischung aus Analyse und Leidenschaft er sich der Musik widmete.“
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Unvoreingenommen herangehen
Für Müller ist Aimard „ein Experte dafür, unvoreingenommen an die Musik zu gehen, sich mit der Essenz der Musik zu beschäftigen. Dann war es auch völlig egal, ob wir Bach oder Ligeti erarbeitet haben. Es blieb ein ähnlicher Ansatz und ich glaube auch der einzig richtige.“
Mitunter stellte Müller fest, dass sich sein Zugang zu den erarbeiteten Werken von Aimards Sicht unterschied. „Wir haben im Unterricht daher häufig diskutiert“, berichtet er. Der Lehrer habe ihm aber immer „die Freiheit gelassen, den eigenen Weg zu finden.“
Wenn er heute selbst unterrichtet, versteht Müller das nicht unbedingt als Perspektivwechsel. Schließlich schauen beide – Lehrende und Studierende – auf die Musik. So war der Übergang für ihn kein Schnitt. „Man muss als Lehrer eine große Verantwortung gegenüber der Musik haben und das Bedürfnis, diese mit anderen zu teilen“, lautet sein Credo.
Allerdings findet es Müller schade, dass vierhändige Klaviermusik eine so untergeordnete Rolle im Studium spielt. An den Hochschulen werde man meist auf eine solistische Karriere vorbereitet. Dabei sei gerade das vierhändige Spiel ein „intimes“ Erlebnis. Man sitzt nebeneinander, spielt auf demselben Instrument. „Es ist, als teilt man sich einen Körper,“ meint Müller.
Unterschiedliches Naturell
Denn nur „auf den ersten Blick wirkt das gemeinsame Spiel nicht besonders attraktiv auf Studierende. Wenn man aber einmal auf den Geschmack gekommen ist, macht es unglaublich viel Spaß.“ Da sich Müller und Aimard gut verstehen, aber völlig unterschiedliche Naturelle sind, wird es am Konzertabend zu einem echten Dialog kommen.
Fabian Müller erklärt: „Wir sind so verschieden, auch vom Typ her. Er ist so intellektuell, kommt aus Frankreich, hat viele Erfahrungen, hat so eine konzentrierte Leidenschaft. Ich hingegen bin ein Rheinländer, bin sehr locker und habe eine entspannte Einstellung zum Leben und trotzdem das Bedürfnis, gute Musik zu machen.“
In der ersten Konzerthälfte mischen die beiden Pianisten romantischen Schubert mit modernen Miniaturen des Ungarn György Kurtág. Dieser ist für Müller „ein Komponist, der mit wenigen Noten einen unglaublich starken Ausdruck in die Musik gießt.“ Hingegen sei Franz Schubert für das Publikum viel eingängiger.
Eine Rarität von Schubert
Von ihm präsentieren sie nicht nur die mitreißenden „Lebensstürme“, sondern auch eine Rarität: das „Andantino varié“ Opus 84. Danach fahren beide das große Besteck auf: An zwei Klavieren erklingt Brahms' Sonate Opus 34b, die pianistische Urversion des berühmten Klavierquintetts f-Moll. Es sei „ein fast orchestrales Werk, in dem mit uns zwei Solisten aufeinandertreffen“, schwärmt Müller. Zwar habe er das Klavierquintett bereits häufig gespielt, doch diese Fassung noch nie. Daher ist er auf das Ergebnis besonders gespannt.
Fabian Müller hätte es sich nie träumen lassen, dass er einmal mit seinem Lehrer in der Philharmonie einen Duo-Abend gibt. Beide proben derzeit viel gemeinsam. Schon jetzt steht für ihn deshalb fest: „Eine viel schönere Art Weihnachten zu feiern kann es für mich gar nicht geben.“
Der in Köln lebende Pianist Fabian Müller begeisterte in der Philharmonie zuletzt mit der Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi. Da spielte er Beethovens erstes Klavierkonzert. Erstmals größeres Aufsehen erregte der gebürtige Bonner, als er 2017 beim ARD-Musikwettbewerb in München gleich fünf Preise abräumte. In seiner Heimatstadt gründete er die Kammermusikreihe „Bonner Zwischentöne“ und 2023 mit „The Trinity Sinfonietta“ sein eigenes Orchester. Zuletzt erschien bei Berlin Classics eine vielgelobte CD mit Schuberts späten Klaviersonaten.
Konzert am 26. Dezember, 20 Uhr, in der Philharmonie