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Elton John in der Lanxess-ArenaSo bewegend war sein Abschiedskonzert in Köln

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Elton John in der Lanxess Arena

Elton John in der Lanxess Arena

16.000 Fans von Elton John kamen zum ersten seiner drei Kölner Konzerte. So manche Augen im Zuschauerraum wurden dabei feucht.

Man sah es schon auf dem Weg in die mit 16 000 Zuschauern ausverkaufte Lanxess-Arena: Da hatten sich nicht wenige männliche Besucher zu Ehren ihres Idols eine rosa Brille mit übergroßen Gläsern aufgesetzt, und ihre weiblichen Begleitungen kamen in Pink gewandet und Strass besetzt zur „Farewell Yellow Brick-Road“-Tour von Elton John.

Die über 300 Konzerte umfassende Abschiedstournee der Pop-Ikone ist jetzt schon mit mehr als 800 Millionen Dollar Einnahmen die erfolgreichste in der Geschichte der Pop- und Rockmusik. In Köln sagt Elton John nun gleich dreimal „Tschüss“ – mit 23, ohne Pause gespielten, Hits aus seiner vor mehr als 50 Jahren begonnenen Karriere.

Standing Ovations nach jedem Song

Punkt 20 Uhr setzte er sich an seinen schwarzen Flügel und traf mit seinem ersten Nr.1 Hit aus dem Jahr 1974 „Bennie an the Jets“ seine Fans gleich mitten ins Herz. Dass sie es dabei den ganzen Abend auch gehörig auf die Ohren bekommen, weil die unsensiblen Tonmeister am Mischpult den Sound ständig übersteuern und somit so manchen schönen Song zur breiigen Masse verzerren, scheint keinen zu stören.

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Fortan wird sich die Gemeinde von den „billigen“ ( 90 Euro) Plätzen im Oberrang bis hin zur unverschämt teuren „Golden Circle Loge“ (800 Euro) rund um den Bühnenrand nach jedem Song zu Standing Ovations erheben – und wenn der Platz reicht, auch zu kleinen Tänzen hinreißen lassen.

Der Meister selbst lässt es dagegen ruhiger angehen, fegt nicht mehr wie ein Derwisch über die Bühne oder traktiert die Tasten bei einem Handstand auf dem Klavier. Jetzt fährt der 76-Jährige, der nach stimmlich besonders herausfordernden Songs nicht mehr ganz die hohen Töne erwischte und schon mal nach Luft schnappen muss, lieber mit dem motorisierten Flügel gemächlich über die Bühne.

Aber er haut immer noch mit Hingabe seine wuchtigen Klavierakkorde in die Tasten, lässt seine Stimme zwischen grell und einschmeichelnd changieren.

Ablenkung von der Musik

Hinter der Band ist eine mit einem Barockrahmen versehenen Leinwand aufgebaut, auf der zu jedem Song mehr oder weniger passende Video-Clips laufen, von Animationsfilmen über an Mode-Werbefilme erinnernde Streifen bis hin zu einem, das Leben Elton Johns illustrierendem Fotoalbum. Das wirkt bisweilen wie „Eurovision Song Contest light“ und lenkt allzu oft von der Musik ab.

Deren Instrumentierung hat John teilweise alten Weggefährten überlassen – wie dem Schlagzeuger Nigel Olsson, der ihn schon seit Karrierebeginn begleitet, sowie dem Gitarristen Davey Johnstone und dem Percussionist Ray Cooper, die mit ihm seit den 1970er Jahren auf der Bühne stehen. Die später dazugekommenen John Mahon, Kim Bullard und Matt Bissonette ergänzen die traumwandlerisch eingespielte Band.

Sorgfältig hat Elton John die Set-List ausgewählt, die fast nur Songs aus seinen Anfängen umfasst. Lediglich vier Songs sind nach 1975 entstanden. Neben Chartbreakern wie „Crocodile Rock“ spielt er auch mit Inbrunst die selten gespielte Hommage „Border Song“ an die Soul-Ikone Aretha Franklin.

Erinnerung an Marilyn und Lady Di

Noch emotionaler kommt ihm das von Filmaufnahmen und Fotos von Marilyn Monroe unterlegte „Candle In The Wind“ von den Lippen, das er 1974 für unsterbliche Hollywood-Diva geschrieben hatte und dann später zur Beerdigung seiner Freundin Lady Di zu ihren Ehren umschrieb. Warum er dazu allerdings – wie schon erwähnt – mit dem Flügel über die Bühne kreuzen muss, bleibt ein wenig rätselhaft.

Genauso wie das Leinwand-Unwetter mit Donner, Blitz und über die Bühne wallendem Nebel zu „Funeral For A Friend“ eher nach billigem Horror-Spektakel denn nach künstlerischer Innovation aussieht.

Aber das verzeiht man einem der großen Singer/Songwriter, der beim Herz zerreißenden, musikalischen Abschied zu „Goodbye Yellow Brick Road“ noch einmal sein Leben auf der Leinwand vorbeiziehen und so manche Augen im begeisterten Publikum feucht werden ließ.

Teure Restkarten

Für die beiden Kölner Auftritte von Elton John am Donnerstag, 18.5., und Freitag, 19.5., sind noch Karten erhältlich. Für die muss man allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen und mehr als 380 Euro berappen. (EB)