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Wirtschaftsjahr 2024Erzbistum Köln verzeichnet erneut ein Millionendefizit

Lesezeit 3 Minuten
31.10.2023; Woelki legt Grundstein für Bildungscampus

Ende Oktober hatte Kardinal Rainer Maria Woelki den Grundstein für den Erzbischöflichen Bildungscampus in Köln-Kalk gelegt.

Im Wirtschaftsjahr 2024 fehlen knapp 21 Millionen Euro – ein Griff in die Rücklagen ist unumgänglich.

Das Erzbistum Köln plant für das laufende Wirtschaftsjahr 2024 einen Fehlbetrag von knapp 21 Millionen Euro ein. Das Defizit könne aus den Rücklagen ausgeglichen werden, wie die Erzdiözese am Montag mitteilte. 2021 hatte das Erzbistum noch einen Überschuss von 81 Millionen Euro erwirtschaftet, 2022 betrug der Überschuss noch 30 Millionen Euro. Für 2023 hatte der Wirtschaftsplan bereits ein Fehlbetrag von knapp 25 Millionen Euro ausgewiesen, die aus Rücklagen ausgeglichen werden sollten. Laut dem im September 2023 veröffentlichten Finanzplan verfügte das Erzbistum über Rücklagen in Höhe von 1932 Millionen Euro, die zu einem großen Teil unter anderem für die Altersversorgung von Mitarbeitenden zweckgebunden sind. Zur Finanzierung eines möglichen Fehlbetrages im Jahresabschluss steht derzeit eine Ausgleichsrücklage in Höhe von 620 Millionen Euro zur Verfügung, wie das Erzbistum auf Anfrage der Rundschau mitteilte.

Die Erzdiözese rechnet im laufenden Jahr mit Einnahmen von rund 934 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen geplante Ausgaben von 954 Millionen Euro. Sie lägen um rund 20 Millionen Euro über den tatsächlichen Aufwendungen im Jahr 2022. Vor dem Hintergrund abnehmender Mitgliederzahlen und einer schwächelnden Konjunktur geht das mitgliederstärkste deutsche Bistum von rund 658 Millionen Euro an Einnahmen aus der Kirchensteuer aus. Dies seien rund 30 Millionen Euro weniger als im Jahr 2022. Das Finanzergebnis aus Beteiligungen und Wertpapieren werde im laufenden Jahr voraussichtlich 44 Millionen Euro betragen.

So teilen sich die Ausgaben auf

Für die Seelsorge (Personal, Betriebskosten, Gebäudeerhalt) werden den Angaben zufolge 262 Millionen Euro bereitgestellt. Für Bildung und Wissenschaft stehen 68 Millionen Euro zur Verfügung. Hierunter fällt auch der Zuschuss für die umstrittene Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) in Höhe von 1,8 Millionen Euro. Die vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki vorangetriebene Einrichtung war von der Laienvertretung als überflüssig abgelehnt worden.

Für Kitas gibt die Erzdiözese 51 Millionen Euro, für die Caritas 62 Millionen Euro sowie für Mission und Entwicklungshilfe rund 41 Millionen Euro aus. Als Schwerpunktinvestitionen für 2024 nennt das Erzbistum 16 Millionen Euro in den noch im Bau befindlichen Erzbischöflichen Bildungscampus in Köln-Kalk mit Grundschule und Gesamtschule. Kirchengemeinden und Kitas würden zudem mit rund 16 Millionen Euro für die Wärmewende unterstützt. Die Flüchtlingshilfe „Aktion Neue Nachbarn“ erhalte 4,9 Millionen Euro.

„Wir sind stolz, dass wir auch in herausfordernden Zeiten in der Lage sind, jeden Tag mehr als 2,6 Millionen Euro für kirchliche Arbeit im Erzbistum Köln aufbringen zu können“, erläutert Ökonom Gordon Sobbeck den Wirtschaftsplan. Mit Blick auf eine langfristige wirtschaftliche Solidität fügt er hinzu: „Um diese großen Aufgaben auch perspektivisch in einem veränderten Umfeld leisten zu können, arbeiten wir konsequent weiter an unserem Wirtschaftlichen Rahmenplan 2030. Er bestimmt das Gesamtbudget für die nächsten Jahre und verteilt es auf die verschiedenen Aufgabenbereiche. Daraus ergeben sich in allen Bereichen Anpassungsmaßnahmen, um angemessen auf die wirtschaftlichen Veränderungen zu reagieren. Somit trägt der Wirtschaftliche Rahmenplan wesentlich dazu bei, das inhaltlich und pastoral Erforderliche und Wünschenswerte mit dem wirtschaftlich Machbaren in Einklang zu bringen“, so der Finanzdirektor weiter.

Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt, die sich auch in einem hohen Maß an Kirchenaustritten widerspiegelt, allein 2022 waren es 51 345. Diese Austritte haben laut Sobbeck zu besonderen finanziellen Belastungen geführt. (mit kna)