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Wie wird man Dreigestirn?Der lange Weg auf den Karnevalsthron

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Weißes Hemd, dunkler Anzug – diese Zeiten sind nun vorbei für das neue Kölner Dreigestirn. Prinz Holger I. (M.), Bauer Michael (r.) und Jungfrau Alexandra dürfen sich von heute an im Ornat präsentieren. (Foto: Meisenberg)

Offiziell wird das Dreigestirn am Freitagabend im Gürzenich proklamiert und vom Oberbürgermeister mit den Insignien der Macht ausgestattet. Doch hinter Prinz Holger I. (Holger Kirsch), Bauer Michael (Michael Müller) und Jungfrau Alexandra (Sascha Prinz) von der Flittarder KG liegt ein langer Weg als Dreiergruppe.

März 2014: Unmittelbar nach Aschermittwoch beginnt der Bewerbungsreigen um die drei begehrtesten Ehrenämter im Kölner Karneval. Will eine Gesellschaft das Dreigestirn stellen, meldet sich deren Präsident bei Marcus Gottschalk, Protokollchef des Dreigestirns beim Festkomitee. „Hier geht es zunächst um die Bewerbung der Mitgliedsgesellschaft, nicht um Namen, die erfahren wir später“, erklärt er.

April: Im Festkomitee werden die schriftlichen Bewerbungen ausgewertet. „Das ist vergleichbar mit der Bewerbung um einen Job“, sagt Gottschalk, der selbst 2012 Prinz war. Es gebe sehr konkrete Bewerbungen mit einer Grundidee für den Bühnenauftritt, aber keine Detailplanungen.

Mai: Alle Kandidaten werden zu Bewerbungsgesprächen eingeladen. „Uns interessiert unter anderem, warum die Kandidaten die jeweilige Figur des Dreigestirns verkörpern wollen. Man bekommt dann sehr schnell einen Eindruck von den Bewerbern“, sagt Gottschalk. Auch die Präsidenten der Gesellschaften sind dabei.

Juni: Nach einer Vorauswahl stehen weitere Bewerbungsrunden an, bis die Entscheidung getroffen wird.

14. Juli: Am Tag nach dem siegreichen WM-Finale überbrachte Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach den Bewerbern aus Flittard die Nachricht, das neue Trifolium stellen zu dürfen. „Anschließend fängt sofort die Arbeit an“, sagt Gottschalk. Zu diesem Zeitpunkt sind nur wenige Personen eingeweiht.

Ende Juli: Festkomitee-Sprecherin Sigrid Krebs legt den Termin der öffentlichen Vorstellung des Dreigestirns fest. „Bei einem Arbeitstreffen wird dem Dreigestirn haargenau erklärt, wie eine Pressekonferenz abläuft und welche Interviews sie erwarten“.

Anfang August: Ein Schneider nimmt bei den drei ausgewählten Herren Maß. Ihre Namen erfährt er nicht. „Er spricht sie immer nur mit Herr Prinz oder Herr Bauer an“, erklärt Gottschalk.

Mitte August: Das Kölner Dreigestirn legt einen Entwurf für die Gestaltung der Prinzenspange vor, die während der Session verliehen wird. Anschließend wird von Experten eine Reinzeichnung gefertigt. Die Produktion beginnt. Bereits im Sommer kommt das Trifolium wöchentlich zu Arbeitstreffen zusammen.

Ende August: Nun gilt es für die drei künftigen Regenten, den „Nick-Abend“ beim OB zu bestehen. „Das Stadtoberhaupt hat in unserer Tradition das Recht, ein Dreigestirn abzulehnen, denn es präsentiert ja die Stadt während der tollen Tage“, so Gottschalk. An diesem Abend wird dem OB ein Briefumschlag mit den Namen der Kandidaten überreicht.

2. September: In der Wagenbauhalle des Festkomitees geht der erste öffentliche Auftritt über die Bühne. Vor etwa 20 Medienvertretern präsentiert Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach das designierte Dreigestirn. Von nun an sind die drei Herren so etwas wie kleine lokale Berühmtheiten.

Mitte September: Sobald das Ornat geschneidert ist, folgt eine Anprobe und ein Probeschminken. Anschließend fertigt ein Fotograf Bilder für Autogrammkarten und gerahmte Bilder, die während der Session verteilt werden. Außerdem werden etwa 500 „Vorstellkarten“ gedruckt, auf denen die Namen des Dreigestirns und seiner Adjutantur aufgeführt sind. Diese werden später den Sitzungspräsidenten überreicht, die das Trifolium auf der Bühne ansagen.

Mitte Oktober: Das Festkomitee holt bei der Stadt Genehmigungen für den Einzug in die Hofburg ein, weil für den kleinen Festzug Straßen gesperrt werden müssen.

Oktober: In mehreren Treffen wird das Trifolium auf seine Session vorbereitet. Die anstehenden Termine werden exakt geplant. Dazu gehört zum Beispiel ein Medien-Training mit Prinz, Bauer und Jungfrau. In einem TV-Studio werden Bühnenpräsenz und das Verhalten vor der Kamera trainiert.

11. November: Das designierte Dreigestirn trifft sich mit Familie, Adjutantur und Festkomitee-Vorstand zum Frühstück. Von dort geht es zur Unterzeichnung des Sessionsvertrags ins Rathaus. Es folgen ein paar Reden, Fotos, dann geht es hinüber zum Heumarkt, wo bereits Tausende Jecke feiern. Gegen 11.30 Uhr darf das künftige Dreigestirn erstmals zu den Jecken sprechen – sie tragen schwarzen Anzug, denn sie sind noch nicht offiziell im Amt.

In den Folgewochen nimmt das künftige Trifolium kurze Gastbesuche wahr, etwa bei der Jahreshauptversammlung der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums.

1. Januar: Traditionell besucht das designierte Kölner Dreigestirn den Neujahrsempfang des Literatenstammtischs im Brauhaus Sion.

7. Januar: Vom Heumarkt aus ziehen die drei auf einem Wagen in die Hofburg, das Pullman-Hotel. Begleitet werden sie von Abordnungen der Prinzen-Garde, diverser Traditionskorps und weiterer Gesellschaften.

9. Januar: Heute ist der große Tag. Unter dem Jubel der Gäste werden Prinz, Bauer und Jungfrau einzeln in den Gürzenich einziehen. Im Ornat. Sie erhalten Pritsche, Stadtschlüssel und Spiegel.