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Siebenjähriger gestorbenStadt Köln diskutiert Assistenzsysteme nach grausamem Unfall

Lesezeit 3 Minuten

Der Unfall Ende Mai hat Beteiligte, Retter und Beobachter tief geschockt. Nun sollen Lehren daraus gezogen werden.

Köln – Es war einer der grausamsten Unfälle dieses Jahres in Köln: Ende Mai wurde ein siebenjähriger Junge auf dem Fahrrad von einem abbiegenden Müllfahrzeug der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) in Widdersdorf erfasst.

Er war auf dem Weg zur Schule. Sein Vater fuhr ein Stück vor ihm. Der Schuljunge starb noch vor Ort. Auch wenn die Ermittlungen noch laufen – die Staatsanwaltschaft wartet auf die Ergebnisse eines Sachverständigengutachtens –, die dreiköpfige Besatzung des Müllwagens hatte kaum eine Chance.

Der Siebenjährige war in den Toten Winkel des mächtigen Fahrzeugs geraten. Die Stadt will Lehren aus dem Unglück ziehen.

Wohl kein Lkw mehr ohne Warnsystem

Ein Technikerteam hat sich zusammengefunden und untersucht, in wie weit größere Fahrzeuge der Stadt und bei den Stadttöchtern im Bestand und bei Neuanschaffungen mit technischen Abbiegeassistenten ausgerüstet werden können. Doch zumindest bei den Stadtbetrieben will man die Untersuchung wohl nicht mehr abwarten. Schon jetzt zeichnet sich ab: Im Wirkungsbereich der Kölner Verwaltung wird wohl kein Lkw mehr angeschafft, der nicht ein Warnsystem für den Toten Winkel hat.

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In einer offiziellen Stellungnahme der Stadt klingt es noch nach einem komplizierten Vorgang: Die Angelegenheit sei „komplex“ steht in der Beantwortung einer Anfrage der Grünen, gezeichnet von Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Zwar habe der schreckliche Unfall sowohl in der Verwaltung wie auch bei den Stadttöchtern eine Diskussion über Assistenzsysteme ausgelöst. „Doch bevor eine Entscheidung getroffen werden kann, müssen Bestand und Bedarf erfasst werden“, sagt ein Stadtsprecher. In Frage für eine Nachrüstung sollen Wagen größer als 7,5 Tonnen kommen.

Keine technische Nachrüstung bei Stadtentwässerungsbetrieben

Die Gewichtsklasse grenzt allerdings die infrage kommenden Stadtbetriebe schon deutlich ein. Wir haben praktisch gar keinen Fuhrpark in dieser Größe“, sagt ein Sprecher der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft. Ein Sprecher der Rheinenergie: „Wir haben nur ein Fahrzeug, das 16 Tonnen wiegt.“Anders ist das bei den Stadtentwässerungsbetrieben (Steb). „Vor allem unsere Kanalreinigungswagen liegen deutlich über 16 Tonnen und sind von der Größe mit Müllwagen vergleichbar“, sagt Ralf Bröcker von der Steb. Und der Betrieb hat umgehend reagiert: „Bei Neuanschaffungen größerer Fahrzeuge werden wir nur noch Wagen mit Abbiegeassistenten in Betracht ziehen.“ Und weil es schon Neuanschaffungen gab, ist die Steb schon im Besitz dreier Wagen mit einem technischen Warnsystem für den Toten Winkel. Allerdings schränkt Bröcker ein: „Eine technische Nachrüstung für die Bestandsflotte steht nicht zur Debatte.“ Das sei zu aufwendig.

Dieser Schluss wird bei der AWB so noch nicht gezogen. Vorerst steht fest, auch die Abfallwirtschaftsbetriebe werden bei Neuanschaffungen ihrer Müllfahrzeuge nur noch auf Wagen mit Abbiegeassistent setzen. „Das ist so“, bestätigt Sprecher Wilfried Berf. Doch der Betrieb, der in den schrecklichen Unfall verwickelt war und dessen betroffene Mitarbeiter noch heute traumatisiert sind, denkt auch intensiv über eine Nachrüstung der Bestandsflotte nach. „Ich möchte den Entscheidungen nicht vorgreifen. Die werden voraussichtlich im September fallen. Aber wir bewegen uns in diese Richtung“, sagt Berf.

Und mag die Stadtverwaltung auch noch eine Expertenrunde berufen: Für die Großfahrzeuge, die vor allem für die technischen Ämter rollen, gibt es schon eine Tendenz. „Es soll darauf hinauslaufen, dass auch wir bei Neuanschaffungen solche Assistenzsysteme zur Pflicht machen“, berichtet ein Insider.