Kind von Müllwagen erfasstHätte der tödliche Unfall verhindert werden können?
Köln – Nach dem tragischen Unfall in Köln-Widdersdorf, bei dem am Montagmorgen ein siebenjähriger Junge von einem Mülllaster erfasst und getötet wurde, stellt sich die Frage, ob das Unglück hätte verhindert werden können.
Der Unfall war beim Abbiegen des Müllwagens geschehen, das Kind hatte sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich im so genannten „Toten Winkel“ des Fahrzeugs befunden. Der Müllwagen war nicht mit Kameras ausgestattet. Zwar hatte er Spiegel für mehrere Blickwinkel, die jedoch minimieren den Toten Winkel bloß, heben ihn aber nicht auf.
Abbiegeassistenten retten Leben
Immer wieder kommt es zu Unfällen, die auf den Toten Winkel zurückzuführen sind. Laut Fahrradclub ADFC wurden 2017 in Deutschland 38 Radfahrer durch abbiegende Lkw getötet. Angesichts steigender Unfallzahlen rechnet der ADFC in diesem Jahr mit mehr als 40 Todesopfern.
Der Club fordert seit Jahren, dass in Lkw elektronische Assistenzsysteme gesetzlich vorgeschrieben werden, die helfen, Abbiegeunfälle zu vermeiden.
Mit Hilfe von Kameras und Sensoren registrieren solche Systeme, wenn sich neben dem Lkw Radfahrer oder Fußgänger im toten Winkel befinden. Der Fahrer wird durch optische und akustische Signale gewarnt, im Falle einer drohenden Kollision wird der Lkw per Notbremsassistent automatisch gestoppt.
Laut Unfallforschung der Versicherer (UDV) ließen sich mit solchen Systemen rund 60 Prozent der schweren Lkw-Fahrrad-Unfälle vermeiden. Sie werden bereits von einigen Fahrzeugherstellern und zur Nachrüstung angeboten, doch viele Lkw-Halter verzichten aus Kostengründen auf den freiwilligen Einbau. Ende April haben fünf Bundesländer eine Initiative im Bundesrat gestartet, um Abbiegeassistenten zur Pflicht zu machen.
Bei den AWB in Köln sind bisher nur die brandneuesten Fahrzeuge mit entsprechenden Kameras ausgestattet, so eine Sprecherin.
Mahnwache für Siebenjährigen am Dienstag
Gegen den Fahrer des Mülllasters wurde ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung einleitet. Der ADFC ruft für Dienstagabend um 19 Uhr zu einer Mahnwache im Mathesenhofweg in Widdersdorf auf. Ob und welche Konsequenzen die AWB aus dem schrecklichen Unfall ziehen wird, konnte eine Sprecherin am Montag noch nicht sagen. (fu, red)