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WDR-Moderator Sven Pistor im Interview„Manchmal müssen Köttbullar einfach sein“

Lesezeit 4 Minuten

Als Halbschwede zieht es Sven Pistor oft nach Västergötland. Dort steht das Holzhaus, das früher seinen Großeltern gehörte. Sein Ankerplatz, wie er sagt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Köln – In der fußballfreien Zeit verbringt Sportmoderator Sven Pistor auch in diesem Sommer dreieinhalb Wochen in Schweden. Für unsere Interviewreihe „Das andere Gespräch“ hat Henriette Westphal mit dem 44-Jährigen mal nicht über die Bundesliga gesprochen, sondern über Bullerbü und Köttbullar.

Herr Pistor, Sie sind halb Kölner, halb Schwede. . .

Meine Mutter ist Schwedin und hat Deutsch und Schwedisch auf Lehramt studiert. Zum Auslandssemester kam sie ins Ruhrgebiet und dort traf sie meinen Vater. Ich bin in Lindenthal geboren und das dritte und jüngste Kind der Familie. Meine Mutter hat uns auch Schwedisch beigebracht. Sie fand wichtig, dass wir die Sprache sprechen. In den Sommerferien sind wir immer sechs Wochen zu meinen schwedischen Großeltern gefahren. Sämtliche Kindheitserinnerungen sind damit verbunden.

Was ist denn so richtig typisch schwedisch?

Auf den See fahren, Angeln, Preiselbeeren sammeln. Alles, was ich als Kind auch schon dort gemacht habe. Das Holzhaus meiner Großeltern liegt 40 Kilometer östlich von Göteborg in Västergötland an einem großen Binnensee.

Was angelt man da so?

Ich fange immer nur Hechte und Barsche. Bei uns gilt das Trapper-Prinzip: Wir fangen nicht mehr, als wir essen können. Neuerdings habe ich das Räuchern für mich entdeckt. In kleinen Räucherkästen kann man sich in einer halben Stunde seinen eigenen Fisch räuchern. Gegessen wird er mit süßem Brot – das ist auch ganz typisch für Schweden.

Das hört sich ja wie in Astrid Lindgrens Bullerbü an. Ist das wirklich so eine heile Welt?

Ich übertreibe nicht! Manchmal kommen sogar Elche in den Garten und fressen von den Apfelbäumen. In dem Örtchen hat sich nichts verändert seit ich zehn Jahre alt war. Den Weg zum Supermarkt, über eine Wiese an einer kleinen Kirche vorbei, den könnte ich mit verbundenen Augen gehen. Die Zeit ist dort stehen geblieben. Auch unser Haus sieht noch aus wie in den 40er Jahren. Überall hängen Porzellanteller und Bilder der Königsfamilie.

Ach, Sie kennen sich auch mit den Royals in Schweden aus?

(lacht) Ich nicht. Aber meine Mutter ist absolute Royalistin. Bei Nachwuchs oder Hochzeiten heult sie Rotz und Wasser. Die Schweden lieben eben ihre Königsfamilie.

Zur Person

Sven Pistor (Jahrgang 1972) ist in Lindenthal geboren. Seit 1997 ist er Hörfunkmoderator bei WDR 2 und moderiert die „Sportzeit“ und „Liga live“. Seit 2009 präsentiert er das Tippspiel „Alle gegen Pistor“, bei dem WDR-2-Hörer gegen ihn den Ausgang der Bundesligaspiele tippen.

Ab Herbst ist er mit der zweiten Ausgabe seiner Comedyshow „Pistors Fußballschule“ unterwegs: am 30. Oktober im Rahmen des Köln Comedy Festivals auf der MS RheinEnergie, sowie am 8. und 9. Januar im Gloria.

Pistor spielt in der Band Flora6 und ist Fan des 1. FC Köln. Mit seiner Familie wohnt er in Niehl.

Langweilen Sie sich als Städter bei der Ruhe nicht auch manchmal?

Sobald ich schwedischen Boden betrete, findet eine Metamorphose statt, eine komplette Umwandlung aller Gewohnheiten (lacht). In meinem Beruf muss immer alles schnell, schnell gehen. Ich brauche dieses langsame Leben, um mich zu erholen. Ich liebe das Leben in Köln, aber in Schweden interessieren mich die Städte gar nicht. Ich war in meinem Leben höchstens zweimal in Stockholm.

Was ist in Schweden besser als in Deutschland?

Egal, wo man in Schweden ist, überall ist man mit Kindern willkommen. Meine Jungs sind jetzt fünf und acht und wir hatten es in Köln unglaublich schwer, einen Kindergartenplatz zu bekommen. In Schweden wird jungen Familien da sehr vom Staat geholfen. In diesem Punkt sind sie uns Lichtjahre voraus.

Jetzt doch eine Fußballfrage: Zu wem halten Sie bei Länderspielen?

Als mein Opa noch lebte, hat er immer angerufen, wenn Deutschland gewonnen hatte, um zu gratulieren. Andersrum habe ich bei jedem schwedischen Sieg angerufen. Das war aber im Fußball schon immer eher eindeutig. Beim Eishockey habe ich aber öfter angerufen. Ich hege zwar Sympathien für Schweden, aber im Sport bin ich Deutscher durch und durch.

Und was machen Sie, wenn Sie mal nicht nach Schweden fahren können?

Eine Sauna habe ich mir bereits in unser Haus in Niehl gebaut. Die nutze ich auch viel. Und ich gebe zu: Ich fahre auch ab und zu in das bekannte schwedische Möbelhaus. Manchmal müssen Köttbullar eben einfach sein. Das ist ein absolutes Nationalgericht in Schweden. Da werden sie allerdings „Schöttbullar“ ausgesprochen. Schwedisch ist eine singende Sprache, ganz weich und melodisch. Wenn man dann im Ikea in der Schlange steht und einer ganz deutsch „Köttbullar“ bestellt, dann ist das für einen Schweden schon hart (lacht).

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