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Uni-Prüfungen in den MessehallenKlausuren mit Mundschutz und etwas Angst

Lesezeit 4 Minuten
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An Ständen mit Plexiglasscheiben halfen Mitarbeiter den Studenten.

  1. Ein „irgendwie mulmiges Gefühl“ überkommt einige Kommilitonen mit Blick in den riesigen, schwarz ausgekleideten Saal. 500 Tische und Stühle sind millimetergenau aufgereiht, mit viel Platz dazwischen.
  2. Die Osthallen der Kölner Messe ist zur Zeit Schauplatz für Uni-Klausuren und -Prüfungen in sämtlichen Studienrichtungen.
  3. Natürlich galt auch hier: Abstand halten und Sicherheitsregeln einhalten. Wir haben uns umgeschaut...

Köln – Mit Mund-Nase-Schutz im Gesicht, Personalausweis in der Hand und dem festen Vorsatz, sich nicht von den ungewöhnlichen Umständen irritieren zu lassen, steuert Julia (21) auf den Eingang der Osthallen der Kölner Messe zu. Dort schreibt die Betriebswirtschafts-Studentin ihre Klausur im Fach Wirtschaftsethik. Ins Congress-Zentrum weisen Schilder neongelb den Weg: „Klausuren Universität zu Köln“. Hunderte Studierende folgen den Anweisungen, ziemlich still. Hände desinfizieren, Abstand halten...

Premiere der Präsenz-Prüfungen der Universität mit massenhaften „Freiversuchen“ in der Messe: In Zeiten von Corona läuft für die Uni fast alles seit Monaten digital, bis auf ganz große Prüfungen. Um die strengen Hygiene- und Schutzvorkehrungen wegen der Pandemie einhalten zu können, mietete die Universität zu Köln dafür große Messehallen, wo der gebotene Sicherheitsabstand für Klausuren gewährleistet werden kann. Seit Dienstag bis Freitag finden dort 36 Präsenz-Prüfungen statt.

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Die Messe Köln dient zur Zeit als riesiger Prüfungsraum.

Ein „irgendwie mulmiges Gefühl“ überkommt einige Kommilitonen mit Blick in den riesigen, schwarz ausgekleideten Saal. 500 Tische und Stühle sind millimetergenau aufgereiht, mit viel Platz dazwischen. „Bisschen spooky, gespenstisch“ – „irgendwie anders, aber okay“, lauten Kommentare.

Uni-Sommersemester läuft fast komplett digital

6000 Studierende können Präsenz-Prüfungen in Messehallen ablegen, vor allem große Klausuren der Betriebswirtschaftlichen und Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Daneben finden auch Online-Prüfungen statt. Fast das komplette Sommersemester läuft seit dem Start am 15. April digital.

Neben der Umsetzung des Hygiene- und Schutzkonzepts stellte sich die Hochschule im Schnellverfahren auf digitale Angebote um. Verschiedenste IT-Services, Telefonkonferenzen, Home-Office, Lehrvideos, gestreamte Tutorials und mehr gehören dazu. Zu 90 Prozent lief das Sommersemester bisher online, nichts wurde laut Prof. Beatrix Busse abgesagt. Die Lernplattform Ilias zählt rund 20.000 Nutzer pro Tag. Es finden viele Schulungen statt.

Die knapp 50.000 Studierende zählende Uni musste überlegen, wie Prüfungen für bis zu 500 Leute weiter abgelegt können. Sie entwickelte alternative Formate, mietete für vier Tage Messe-Hallen (für rund 50 000 Euro). Wegen der Corona-Regeln sind nur 20 Prozent der Plätze in Uni-Hörsälen zu nutzen. (MW)

In einigen Fachbereichen schreiben bis zu 500 Studierende gleichzeitig Klausuren. „Damit stoßen wir selbst mit unseren größten Hörsälen an Grenzen“, sagt Uni-Prorektorin für Lehre und Studium, Professorin Beatrix Busse. Sie ist dankbar für die Unterstützung der Messe, die die Prüfungs- statt Aussteller-Events ausrichtet. „Wir bieten auf Wunsch der Studierenden einen Freiversuch an“, erläutert die Wissenschaftlerin. Wer am zusätzlichen Probeversuch teilnimmt und mit dem Ergebnis unzufrieden ist, kann die Prüfung wiederholen. Etliche haben die Chance aber nicht genutzt: Zum Beispiel erschienen rund ein Viertel der 500 Kandidaten in den Modulen Politikwissenschaft und Wirtschaftsethik Dienstag um 10.30 Uhr nicht. „Die haben Angst “, mutmaßt eine Studentin.

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An verschiedenen Stationen mussten sich die Studenten die Hände desinfizieren.

Für die, die die Chance in der Messe nutzen, heißt es erstmal Schlange stehen . „Da sind die Tische. Bitte Handy ausschalten. Registrieren Sie sich an den Ständen mit Plexiglasscheiben, Dann viel Glück“, wiederholt eine Einweiserin. Ein Prüfungs-Moderator gibt am Mikrofon weitere Infos. „Es gibt freie Platzwahl.“ Weiße Materialumschläge erhalten an diesem Tag Prüflinge für Wirtschaftsethik, gelbe für Politik.

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Hunderte Studierende standen gestern – mit Abstand – Schlange  bei der Einweisung für Klausuren in  Messehallen, hier der Osthalle 11.3.

„Echt gut“ findet Katrin die Präsenz-Klausuren in Entscheidungstheorie, „das ist weniger Umstellung. Online studieren find ich irgendwie anstrengender, die Motivation fehlt manchmal. ..“ Dass die Maske die ganze Zeit getragen werden soll, finden manche übertrieben. Beim Trinken ist es nur gestattet, sie etwas zu lüften. „Die Nase muss die ganze Zeit bedeckt bleiben“, sagt der Moderator.

Ob mit oder ohne Lappen, ist Mustafa ganz egal. Er hat nur sein Ziel vor Augen, die Sache jetzt durchzuziehen und ein BWL-Kapitel abzuschließen. Mit dem Online-Studium kommt er ansonsten „ganz gut klar“. „Ich habe versucht, es als Prüfung wie sonst auch zu sehen“, meint Julia, sechstes Semester. Präsenz findet sie besser als Online. „Hier in der Messe wird auf alles geachtet und wir wurden früh genug informiert, vor rund zwei Wochen“. Anglistin Beatrix Busse verweist auf die Anstrengungen der Online-Umstellung. Doch fehlt auch ihr der persönliche Dialog vor Ort: „Universität ohne Diskurs, ohne Präsenz, das ist wie Shakespeare ohne Theater.“ Ob das Wintersemester wieder „live“ stattfinden kann, hofft sie sehr. „Aber ich bin skeptisch. Wir bereiten verschiedene Szenarien vor.“