Köln – Der Umzug von Teilen der Stadtverwaltung in die frühere Kaufhof-Zentrale an der Leonhard-Tietz-Straße 1 soll nach Rundschau-Informationen ab 2023 erfolgen, wenn alles wie geplant läuft. Demnach ist vorgesehen, das Gebäude für erstmal 20 Jahre plus möglicherweise zweimaliger fünfjähriger Verlängerung zu mieten. Aktuell sind nach Rundschau-Informationen jährlich rund 11,2 Millionen Euro Miete vorgesehen, das entspräche bei 20 Jahren einer Summe von 224 Millionen Euro, bei 30 Jahren wären es 336 Millionen Euro.
Das ist viel Geld, zumal über einen solch langen Zeitraum üblicherweise die Miete von Zeit zu Zeit erhöht wird. Aber: Da andere Gebäude ja nicht mehr gebraucht werden und nicht weiter gemietet werden sollen, soll das finanziell quasi Null auf Null ausgehen, hofft die Verwaltung. Der Preis soll demnach bei unter 20 Euro je Quadratmeter liegen. Am 3. Februar soll der Stadtrat entscheiden.
Kaufhof ist Ende 2020 aus der Zentrale ausgezogen
Noch ist der Mietvertrag nicht fix, die Stadt verhandelt offenbar noch mit dem Besitzer, der Agrippa Quartier GmbH & Co. Die Firma soll das Gebäude sanieren und modernisieren, damit die Stadt einziehen könnte. Zudem bietet sie der Verwaltung nach Rundschau-Informationen einen millionenschweren Ausbaubonus an, um die Wünsche der Stadt zu berücksichtigen. Kaufhof ist dort Ende 2020 ausgezogen, zuvor waren Kaufhof und Karstadt verschmolzen, heißen heute Galeria mit Sitz in Essen. Es war eine schwere Niederlage für den Standort Köln. Wie berichtet, hatte die Agrippa Quartier GmbH & Co in ihrem Lagebericht im vergangenen August das Interesse der Stadt bestätigt, dort heißt es: „Die beiden möglichen Mietvertragsparteien befinden sich daher in Abstimmungsgesprächen für ein Miet- und Nutzungskonzept.“
Kaufhof-Zentrale als neues Herzstück
Seit 2019 untersucht die Stadt grundsätzlich, was sie in den nächsten Jahren braucht, weil viele Mietverträge auslaufen, Sanierungen anderer Gebäude anstehen, es Interimsheimaten braucht. Die frühere Kaufhof-Zentrale soll das Herzstück dieses Konzepts sein. Allerdings stellt sich bei Summen von mehreren hundert Millionen Euro die Frage, ob es für die Stadt nicht sinnvoller wäre, selbst etwas zu bauen, als es zu mieten. Aus dem Rathaus ist zu hören, dass das oft an der Verfügbarkeit von Fläche oder Häusern scheitere. Und dass es sich bei der früheren Kaufhof-Zentrale um keine Steigerung der gemieteten städtischen Flächen handelt, sondern um einen Ersatz, unter anderem zunächst für das Kundenzentrum Innenstadt oder das Kulturamt an der Richartzstraße. Das Kulturamt soll dort ausziehen, der Vertrag läuft 2024 aus. Und das Kundenzentrum Innenstadt muss abgebrochen werden, dort entsteht das Neubauquartier „Laurenz-Carré“. Also braucht es eine neue Anlaufstelle für viele tausende Bürger, damit sie sich um ihre Ausweise kümmern können. Nach Rundschau-Informationen soll eine Machbarkeitsstudie klären, ob das in der früheren Kaufhof-Zentrale möglich ist, laut einer ersten Analyse ist das aber in der ehemaligen Kantine denkbar.
Aufmerksam dürften die Besitzer des Kölner Stadthauses an der Lanxess-Arena die Diskussion verfolgen, denn dort sitzen viele städtische Dezernate. Anfang 2029 laufen die Mietverträge aus, über eine Verlängerung ist noch nicht entschieden. Will die Verwaltung nun den Druck auf den Besitzer erhöhen? Es handelt sich um fünf Investoren. Zumindest bewertet die Stadt zum aktuellen Zeitpunkt die Konditionen für die frühere Kaufhof-Zentrale als besser.