AboAbonnieren

Umstrittener Pro-Palästina-BriefUni Köln sagt diesjährige Albertus-Magnus-Professur ab

Lesezeit 2 Minuten
Albertus Magnus Statue vor dem Haupteingang der Universität zu Köln.

Albertus Magnus Statue vor dem Haupteingang der Universität zu Köln.

Die eingeladene renommierte US-Philosophin Nancy Fraser wurde wieder ausgeladen. Grund ist der offene Brief „Philosophy for Palestine“.

Die Universität zu Köln hat die Veranstaltungen der diesjährigen Albertus-Magnus-Professur 2024 abgesagt. Die für drei Termine Mitte Mai eingeladene US-amerikanische Philosophin Professor Nancy Fraser wurde wieder ausgeladen.

Grund der Absage der in universitären Kreisen hochrangigen Auszeichnung ist der offene Brief „Philosophy for Palestine“ vom 1. November 2023. In ihm wird das Existenzrecht Israels als „ethno-suprematistischer Staat“ seit seiner Gründung 1948 faktisch infrage gestellt. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober werde in rechtfertigender Weise relativiert, so die Universität. Der Brief wurde von mehr als 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschrieben, unter anderem Judith Butler. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, zu denen auch Nancy Fraser gehört, rufen zum akademischen und kulturellen Boykott israelischer Institutionen auf.

Wir können die Aussagen des offenen Briefes nicht mit den Stellungnahmen der Universität zu Köln zur Situation in Israel und im Nahen Osten sowie mit unseren intensiven Beziehungen zu israelischen Partnerinstitutionen vereinbaren.
Sprecherin der Universität zu Köln

„Wir bedauern die Absage sehr, aber wir können die Aussagen des offenen Briefes nicht mit den Stellungnahmen der Universität zu Köln zur Situation in Israel und im Nahen Osten sowie mit unseren intensiven Beziehungen zu israelischen Partnerinstitutionen vereinbaren“, teilt eine Sprecherin der Universität am Freitag mit.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Die 76-jährige Fraser setzt sich in ihren Arbeiten kritisch mit den gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen des neoliberalen Kapitalismus auseinander. Eingeladen wurde sie zur Albertus-Magnus-Professur bereits Ende 2022. Doch erst fünf Monate nach Erscheinen des umstrittenen Manifestes „Philosophy for Palestine“ habe man realisiert, dass Fraser zu den Unterzeichnerinnen des Briefes gehöre. „Sie wurde daraufhin gebeten, ihre Position zu erläutern und einzuordnen. Die Antwort von Frau Fraser hat keine neuen Erkenntnisse zum Sachstand und zu ihrer Position gegenüber Israel erbracht“, teilt die Uni mit.

Einladungen für Mai schon verschickt

Die Einladungen für die Veranstaltungen im Mai waren bei der Absage bereits verschickt worden, das bedauere man sehr. Der Rektor Joybrato Mukherjee habe Nancy Fraser stattdessen angeboten, die Beweggründe in einem persönlichen Gespräch mit ihr zu erläutern. Zudem soll es im Mai eine Veranstaltung geben, in der die Absage der Albertus-Magnus-Professur öffentlich auch kontrovers diskutiert werden soll.

Seit 2005 wird jedes Jahr eine Persönlichkeit von internationaler Bedeutung zur Albertus-Magnus-Professur berufen. Die Auszeichnung wurde in Gedenken an den mittelalterlichen Universalgelehrten Albertus Magnus (1193 bis 1280) eingerichtet, der von 1248 bis 1254 in Köln am Generalstudium der Dominikaner lehrte und als einer der geistigen Väter der 1388 gegründeten Universität gilt. „Die Professur ist eine zentrale Angelegenheit des Rektors mit großer universitätsinterner und externer Symbolkraft“, teilt die Uni mit. Mit ihr seien öffentliche Veranstaltungen und Seminare sowie der Eintrag ins Goldene Buch der Universität verbunden. Ausgezeichnet wurden unter anderem Persönlichkeiten wie Noam Chomsky (2011), Bruno Latour (2015) oder Judith Butler (2016).