Der 1.FC Köln verhandelt seit rund einem Jahr mit der Stadt über einen möglichen Umzug - nun könnte es eine Wendung geben.
TrainingszentrumFür den 1.FC Köln ist das Geißbockheim wieder im Spiel
Der 1. FC Köln hat im Ringen um einen Ausbau des Trainingszentrums einen Teilerfolg erzielt. Nach Informationen der Kölnischen Rundschau hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig der Beschwerde des Clubs gegen einen Entscheid des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Münster stattgegeben. Der Club bestätigte das. Somit ist eine Revision des 1. FC Köln gegen das Urteil möglich. Der Verein hat wieder Chancen, seine Pläne am Geißbockheim doch noch umzusetzen. Der Bebauungsplan gilt formal weiter. Das OVG hatte im November den Bebauungsplan der Stadt für den Grüngürtel aus formalen Gründen für unwirksam erklärt und keine Revision zugelassen. Der FC plant seit vielen Jahren einen Ausbau des Geißbockheims.
Die Grünen sind strikt dagegen, auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und die CDU haben sich für einen alternativen Standort im Stadtteil Marsdorf ausgesprochen. Seit rund einem Jahr sprechen Stadt und Club über einen möglichen Umzug. Doch die lange Zeit als konstruktiv bezeichneten Gespräche stocken nach Rundschau-Informationen erheblich. FC-Geschäftsführer Philipp Türoff kündigte an, die Revision wahrnehmen zu wollen. „Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen“, sagte er auf Anfrage. „Unsere Heimat ist das Geißbockheim. Wir haben keine andere.“ Die Gespräche über einen Umzug bezeichnete er als „sehr zäh“.
„Ich kann keinen Weg erkennen, der uns ökonomisch einen Umzug erlauben würde.“ Man habe Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, es fehle aber bisher am Willen, diese auch umzusetzen. Konkret plant der Club den Bau von einem Leistungszentrum und drei Kunstrasenplätzen im Grüngürtel. Die Planungen dafür laufen seit 2014, also seit neun Jahren. Die Kosten wurden anfangs auf 40 Millionen Euro geschätzt, sie dürften heute bei mehr weit als 50 Millionen Euro liegen. Gegen den Ausbau im Grüngürtel hatten die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ und der Naturschutzbund Nabu geklagt. Neben den rechtlichen Streitigkeiten gibt es politisch keine Mehrheit für das Vorhaben. Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt ist nicht bereit, mit dem Club einen Pachtvertrag für den Grüngürtel zu vereinbaren. Diese Haltung dürfte bis zur Kommunalwahl 2025 Bestand haben. Der FC prüft daher intensiv einen Umzug nach Marsdorf. Die Kosten im Falle eines Komplettumzugs werden auf 120 Millionen Euro geschätzt. Bleibt das Geißbockheim also am Ende doch die Heimat des Vereins? Die wichtigsten Fragen:
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Was genau hat der Verein vor?
Der 1.FC Köln hat vor fast einem Jahrzehnt begonnen, den Ausbau seines Trainingszentrums am Geißbockheim zu planen. Der Verein will drei Kunstrasenplätze errichten und ein Leistungszentrum. Zudem sollen vier Kleinspielfelder für eine öffentliche Nutzung entstehen. Die Pläne sind hochumstritten, nach dem Erfolg der Grünen bei der letzten Kommunalwahl gelten sie als politisch nicht mehr durchsetzbar. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und die CDU sprechen sich für eine Planung des Clubs an einem anderen Standort aus. Welchen Erfolg hat der 1.FC Köln erzielt? Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster hatte den Bebauungsplan im November für unwirksam erklärt. Geklagt hatten die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ und der Naturschutzbund Nabu. Bei der Planung der Kleinspielfelder sei der Stadt ein formaler Fehler unterlaufen, urteilten die Richter. Sie hätten als Sportfläche und nicht als Grünfläche ausgewiesen werden müssen. Ein Formalie also, noch dazu in einem Teil, den der Verein eher zur Besänftigung der Öffentlichkeit in die Pläne eingearbeitet hatte. Eine Revision hatte das OVG nicht zugelassen. Dagegen wiederum hat der 1.FC Köln Beschwerde eingelegt — und nun Recht bekommen.
Was heißt das konkret?
Dass der Bebauungsplan formal gültig bleibt. So sieht es zumindest der Verein. FC-Geschäftsführer Philipp Türoff hält die Pläne für rechtmäßig und sieht sich bestätigt. „Rechtliche Bedenken zum Bebauungsplan hat das Gericht in Münster sehr klar vom Tisch geräumt“, sagt er auf Anfrage. Aus Sicht des Vereins hätte das OVG nur die Verletzung von umweltbezogenen Rechtsvorschriften prüfen dürfen. Mit der zugelassenen Revision könnte der Club nun also erreichen, dass der Bebauungsplan „geheilt“ wird. Türoff sagt, aus seiner Sicht gebe es keine Gründe, warum der FC die Pläne am Geißbockheim nicht umsetzen könnte.
Plant der FC nicht längst für Marsdorf?
Jein. Der FC hat sich vor etwa eineinhalb Jahren intensiv mit dem alternativen Standort in Marsdorf beschäftigt. Die Ackerfläche liegt 3,8 Kilometer vom Geißbockheim entfernt. „Das ist objektiv kein Beinbruch“, sagt Türoff dazu im Dezember. Es gibt konkrete Pläne für den Ausbau, die Kosten werden mit Spielfeldern, einem Leistungszentrum und einer Amateurspielstätte auf rund 120 Millionen Euro geschätzt. Oberbürgermeisterin Reker hielt eine Einigung Ende 2022 für greifbar. Doch trotz wiederholt optimistischer Ankündigungen ist es bislang nicht dazu gekommen. Hinter den Kulissen wurden die Gespräche lange als konstruktiv bezeichnet, Türoff lobte eine „neue Ehrlichkeit“. Doch die gute Stimmung scheint dahin.
Woran liegt es, dass es nicht voran geht?
Am Geld. Der 1.FC Köln hat sich vor nicht allzu langer Zeit als Sanierungsfall bezeichnet. Zwar dürfte auf der nächsten Mitgliederversammlung im September ein zweistelliger Millionenbetrag als Jahresgewinn bekannt gegeben werden, doch die Finanzierung des Trainingszentrums in Marsdorf ist ein Herkulesprojekt. Der Verein verhandelt mit der Stadt unter anderem über einen Verkauf der bestehenden Bauten am Grüngürtel und des Franz-Kremer-Stadions. Laut eines Wertgutachtens sollen die Trainingsplätze mit Spielstätte und anderen Räumlichkeiten 40 Millionen Euro wert sein (die Rundschau berichtete). Die Stadt taxiert die Werte offenbar erheblich niedriger. Und: Es gibt keine Annäherung. „Es braucht eine Haltung und ein Wort, das etwas zählt“, sagt Türoff der Rundschau zu den Gesprächen. „Man muss das doch zusammen entwickeln, anders geht es nicht.“ Der FC habe konstruktiv um Lösungsmöglichkeiten gerungen, es sei aber auch nach einem Jahr kein Weg erkennbar, mit dem der FC das Vorhaben wirtschaftlich umsetzen könne. Optimismus klingt anders.
Was spricht für den Grüngürtel?
Nicht viel. Zumindest noch nicht. Politisch gilt der Ausbau als tot, allerdings sind es nur noch zwei Jahre bis zur nächsten Kommunalwahl. In dieser Zeit – selbst bei einer Turboeinigung – wird der FC ohnehin kein Baurecht in Marsdorf bekommen. Politisch werden die Karten dann neu gemischt, ob die Grünen wieder stärkste Kraft werden, ist offen. Die SPD hatte sich stets für einen Verbleib des FC im Grüngürtel stark gemacht, die CDU hatte ihre Meinung spät geändert und sich erst nach diversen Wahlschlappen für den Standort Marsdorf stark gemacht. Viele halten es zudem für nicht ganz leicht zu erklären, warum es nachhaltiger sein soll, einen Bundesligaclub auf eine Ackerfläche umziehen zu lassen als einige Felder in einer bestehenden Sportanlage neu zu bauen. Nicht auszuschließen, dass der Grüngürtel den nächsten Wahlkampf prägt.
Und was passiert als nächstes?
Die Gespräche gehen in den nächsten Wochen weiter, und der FC dürfte den juristischen Punktgewinn sicher in die Verhandlungen einbringen. Allerdings tagen Vertreter beider Seiten derzeit eher in lockerer Folge. Der FC sagt, man werde sich für den Ausbau nicht verschulden. Bei der nächsten Mitgliederversammlung in rund vier Wochen wird der Vorstand eine Erklärung zum Ausbau abgeben müssen. Vermutlich wird sie nicht sehr konkret sein.