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TerrorangriffAbraham Lehrer fordert bei spontaner Demo in Köln Solidarität mit Israel

Lesezeit 3 Minuten
Abraham Lehrer am Mikrofon.

Solidaritätskundgebung mit Israel Abraham Lehrer Vorstand der Synagogengemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland während der Kundgebung auf dem Roncalliplatz

Mehrere Hundert Menschen demonstrieren auf dem Roncalliplatz ihre Solidarität mit Israel.

„Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, erklärt Abraham Lehrer der Rundschau, als er kurz vor 16 Uhr auf dem Roncalliplatz eintrifft. Trotz des hohen jüdischen Feiertags Simchat Tora hat sich der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident der des Zentralrats der Juden in Deutschland spontan zur Solidaritäts-Demonstration mit Israel aufgemacht.

Aufgerufen zur Demonstration hatten die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Köln und das Bündnis gegen Antisemitismus Köln. Mehrere Hundert Menschen sind gekommen. Die Polizei ist vor Ort. „Wir erwarten keine Störung durch palästinensische Sympathisanten“, hatte ein Polizeisprecher vorher gegenüber der Rundschau gesagt.

Kippa als Zeichen der Solidarität

„Ich wusste gar nichts von der Demonstration, sondern bin aus einem Bauchgefühl hierhin zum Dom gekommen. Die Situation besorgt mich“, erklärt Horst Ungewitter. „In meiner freikirchlichen Gemeinde gab es heute Morgen einen Hinweis auf die Demo. Ich will Präsenz zeigen“, sagt Bernadette Koxer. Hochschullehrer Jürgen Lehmann hat aus Solidarität sogar eine Kippa auf dem Kopf. „Ich bin Christ und ich stehe zu Israel“, sagt er.

Ein junges Paar, das sichtlich emotional aufgewühlt ist, hat eine iranische Flagge dabei und ein Plakat, auf dem steht „We stand with Israel“. „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen“, sagt die Frau. „Wir kämpfen selbst seit Monaten gegen die iranische Regierung.“

Solidaritätskundgebung mit Israel

Solidaritätskundgebung mit Israel

Änneke Winckel, die im Auftrag des Bündnisses gegen Antisemitismus eine Rede hält, schlägt in dieselbe Kerbe. „Das iranische Regime muss gestürzt werden“, fordert sie. Weitere Forderung von Winckel: Keine Hilfsgelder mehr für die Menschen im Gaza-Streifen. „Wir müssen die Antisemiten in die Schranken weisen.“ Winckel verweist auf eine Kölner Unterstützungsgruppe, Samidoun, die zeitgleich in Vingst eine Demo geplant hatte. Nach Informationen der Polizei ist diese Veranstaltung abgesagt worden.

Schockierte und aufgewühlte Menschen

Schockiert und aufgewühlt ist die Menge, viele halten israelische Flaggen in die Luft. Auf Plakaten ist der Davidstern oder die Aufforderung „Solidarität mit Israel“ zu sehen. „Es gibt Situationen, da müssen wir zusammen an der Seite Israels stehen – und ja – auch der freien Welt überhaupt, auch wenn diese sich immer wieder viel zu wenig um Israel schert“, mahnt Dr. Johannes Platz, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln, in seiner Rede.

Solidarität ist auch das, was Abraham Lehrer fordert: „Jetzt ist die Solidarität da. Aber der Staat Israel wird Vergeltung üben. Trotzdem muss Israel die volle Solidarität behalten, auch wenn der Staat zurückgeschlagen hat.“ Dass es zu einer Vergeltung kommen werde, davon sei er überzeugt. Lehrer schlägt zudem noch eine handfeste Solidaritätsgeste vor. Die jüdischen Gemeinden werden kleine Goodies nach Israel bringen. In den Gemeinden werde nun gesammelt. „Sie sind eingeladen, uns kleine Goodies zu bringen“, sagt Lehrer und schließt: „Ich danke, dass Sie gekommen sind.“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte indes in einem Schreiben an den Bürgermeister der Kölner Partnerstadt Tel Aviv ihre Solidarität bekundet. „Köln ist ohne den jüdischen Glauben undenkbar. Unsere Stadt beheimatet eine der ältesten jüdischen Gemeinden Europas. Jüdisches Leben gilt es jederzeit, überall und uneingeschränkt zu schützen. Das geschieht auch im Sinne unserer aller Freiheit und Demokratie“, so die Oberbürgermeisterin. Die Beflaggung des Rathauses soll als Zeichen der Solidarität um die israelische Nationalflagge ergänzt werden.