Als Teil der entstehenden Parkstadt Süd könnte die denkmalgeschützte Großmarkthalle in Köln-Raderberg eine neue Nutzung erfahren. Mögliche wären kleine Gastro-Einheiten, spezialisierte Gewerbebetriebe oder Kunstgalerien.
Erste PläneWie die Großmarkthalle in Köln künftig genutzt werden könnte
So marode, wie man beim ersten Anblick vielleicht glauben mag, ist die denkmalgeschützte Großmarkthalle in Raderberg gar nicht. Zwar bröckelt an manchen Stellen unübersehbar der Putz, eine der neun die Hallendecke tragenden Betonbögen ist mit einer dicken Manschette ummantelt und die Statik-Prüfungen haben an manchen Stellen rote Markierungen ergeben. „Aber was die Substanz angeht, da stehen einige Gebäude aus den 70er-Jahren weitaus schlechter da“, erklärt Stadtkonservator Thomas Werner.
Und das, obwohl die Dicke des Deckengewölbes gerade mal schlanke acht Zentimeter misst - „eine Meisterleistung der Ingenieurskunst“, schwärmt Werner vom Wirken des damaligen Statikers Ulrich Finsterwalde noch heute. 1936 begonnen und 1940 fertiggestellt, 132 Meter lang mit einer freitragenden Spannweite von 57 Metern und einer Scheitelhöhe im Bogen von 21 Metern, wartete die neue Großmarkthalle vor allem mit einem Merkmal auf: der Verwendung einer Stahlbeton-Schale für die Decke, die ein leichtes, fast filigranes Erscheinungsbild im Bauhaus-Stil möglich machte.
Dass es überhaupt zu dieser im Vergleich zu einer konventionellen Halle extrem materialsparenden Bauweise kam, mag bei den ersten Planungen 1933 auch daran gelegen haben, „dass man mit Stahl schon ganz andere Sachen im Kopf hatte, als es für eine Riesenhalle zu verwenden“, wie Werner erklärt. Unter der gesamten Halle liegen Gewölbekeller, die durch Aufzüge mit dem Erdgeschoss verbunden sind und die über eine Rampe an der Nordseite des Gebäudes zugänglich sind.
Großmarkt in Köln: Denkmalschutz setzt Grenzen
Aber was macht man nun mit einer denkmalgeschützten Halle mitten in einem Neubaugebiet? Immerhin wird sie von der gerade entstehenden Parkstadt Süd umschlossen werden, muss folglich einer neuen Nutzung zugeführt werden. Da setzt der Denkmalschutz Grenzen, eine Umnutzung darf den ursprünglichen Charakter der Halle nicht verändern.
Zwischenböden einziehen etwa ist keine Option, auch allzu viele oder zu große Durchbrüche an der Südseite sind tabu. Diese ist komplett fensterlos, das gesamte Tageslicht kommt von der offenen Nordseite. Damals aus klimatischen Gründen so gebaut, um im Sommer Obst und Gemüse frisch zu halten. Das Prinzip funktioniere auch heute noch ausgezeichnet, versichert Werner. „Eine hohe Funktionserfüllung mit irrer Eleganz“ bescheinigt er der „alten Lady“. Und das soll auch so bleiben.
Großmarkthalle Köln: Vielseitige Nutzung statt Einzelbezug
Was sich im Inneren nämlich weitgehend auch verbietet, ist ein vollflächiger Betrieb des Hallenareals durch einen einzigen Nutzer. Die Kleinteiligkeit der ursprünglichen Zuwegung mit drei Hauptachsen und verschiedenen „Boxen“ soll zumindest weitgehend erhalten bleiben. Auch wenn man sich beim Denkmalamt durchaus eine Zusammenlegung einzelner Parzellen vorstellen kann - etwa um dort einen Street-Soccer-Platz anzulegen oder Raum für andere Indoor-Sportarten zu schaffen.
Geradezu anbieten würde sich aber laut Stadtkonservator eine Nutzung durch kleinere Gastro-Einheiten, etwa nach Berliner Vorbild. Oder auch kleinerer, spezialisierter Gewerbebetriebe - ob das Beispiel Werners mit einem Hutmacher Mode machen würde, sei mal dahingestellt. Auch eine Durchmischung beider Bereiche, Gastronomie und Gewerbe, scheint durchaus vorstellbar. Ebenso Kunst, Galerien fänden sicher einen Platz. Eines aber ist gesetzt: Die Halle muss öffentlich zugänglich bleiben, und sie muss einen Nutzen haben. Einfach nur schön aussehen reicht nicht.
Großmarkthalle soll keine Quartiersgarage werden
Der Idee einer Quartiersgarage, die immer mal wieder aufkommt, erteilt der Stadtkonservator für den Pkw-Bereich eine klare Absage. Nicht jedoch für Fahrräder, im Gegenteil: Die Gewölbekeller seien ja bereits mit einer Rampe versehen - „eigentlich eine ideale Voraussetzung“, so Werner. Es sei aber ohnehin sinnvoll, in zwei Etappen zu denken, erklärt er: einmal als Interim, bis die Parkstadt entwickelt ist. Er spricht dabei von einem Zeitraum von vielleicht fünf Jahren, nach denen neu überlegt werden könne. Letztlich muss die Politik darüber entscheiden.
Nicht lange überlegt werden soll aber bei der grundsätzlichen Sanierung des bald 90-jährigen Baus. Werner rechnet nach einer eingehenden Bestandsaufnahme mit einem Beginn der eigentlichen Arbeiten in den nächsten ein bis zwei Jahren, teilweise werden auch jetzt schon Schäden beseitigt. Eine Alternative dazu gibt es übrigens nicht, denn der Eigentümer - ob nun Stadt oder privat - ist verpflichtet, das Denkmal zu erhalten und zu pflegen. Die Kosten konnte und wollte Thomas Werner nicht beziffern, verwies aber auf eine im Verhältnis einfache Aufgabe - die Halle soll schließlich nicht komplett umgebaut und neu gestaltet werden, sondern „nur“ ertüchtigt.