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„Bayenthal bleibt meine Ecke“Wetterfee Claudia Kleinert fühlt sich in Köln zuhause

Lesezeit 6 Minuten
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Claudia Kleinert liebt das Grün hinter dem Wohnpark der Vonovia, wo sie als Studentin lebte.

Köln-Bayenthal – Eisig zieht der Wind um das Schulgebäude. Dafür muss ARD-Wetterfee Claudia Kleinert keine Modelle auswerten: Bis jetzt ist es definitiv zu kalt für diesen Mai. Sie dagegen strahlt mit ihrem bunten Schal Wärme aus. Wir stehen vor dem Erzbischöflichen Irmgardis-Gymnasium in Bayenthal.

Hier fängt ihre Geschichte an, wir laufen quasi ihren Lebensweg ab – von der Schulzeit bis heute. Kleinerts jüngerer Bruder Stefan wohnt immer noch hier, ihr Freundeskreis aber befindet sich verstärkt in Rodenkirchen. Fast jeden zweiten Tag ist sie dennoch zu Besuch in Bayenthal. „Ihre Ecke“, wie sie sagt, wo sie gerne einkaufen und spazieren geht.

Fünf Jobs gleichzeitig

Als Kind hat Kleinert mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Koblenz gewohnt. Als es um den Wechsel in die weiterführende Schule ging, nahm ihr Vater, ein Berufssoldat, eine Stelle in Köln an. Die Familie zog in die Englische Siedlung, Claudia Kleinert besuchte das benachbarte Irmgardis-Gymnasium. „Eine geschützte Schule war das damals. Ich hatte tolle Lehrer, zu denen ich später noch Kontakt hielt“, erzählt sie und auch, dass es – Abiturjahrgang 1989 – die letzte reine Mädchenklasse war.

Zu diesem Zeitpunkt wollte Kleinert eigentlich Tierärztin werden. „Bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr hatte ich immer fünf Jobs gleichzeitig“, ergänzt sie, während wir uns in Bewegung setzen. Als Hostess habe sie gejobbt und auf der Hohe Straße in vier Klamottenläden gleichzeitig, aber sie hat auch schon zu Schulzeiten eine Sprecherausbildung an der Deutschen Welle absolviert.

Zur Person

Claudia Kleinert wurde in Koblenz geboren, doch seit ihrer Schulzeit lebt sie in Köln. Durch ihre TV-Karriere als Fernsehmoderatorin hatte sie immer zwei Wohnsitze, zunächst in der Schweiz, dann in München, jetzt in Frankfurt. Doch der Erstwohnsitz blieb immer Köln. Neben dem Wetter moderiert sie Veranstaltungen, sie ist aber auch mit Leib und Seele als Coach und Expertin für Ausstrahlung und Wirkung tätig. Seit sieben Jahren ist Claudia Kleinert mit dem TV-Produzenten Michael Souvignier liiert.

Wir gehen über die Hölderlinstraße und biegen rechts ab. Auf der Goltsteinstraße 93 bis 97 hat Kleinert, bis sie 26 Jahre alt war, im Wohnpark der Vonovia gewohnt. „Bitte nicht vom Äußeren abschrecken lassen“, hat der Vermieter damals gewarnt. Kleinert ließ sich nicht abschrecken. „Ich wollte nach der Schule unbedingt eine eigene Wohnung und einen eigenen Job.“

Kölnerin gewinnt Moderationswettbewerb

Einer Lehre bei der Deutschen Bank, die damals noch eine Filiale auf der Bonner Straße unterhielt, folgte ein BWL-Studium an der Uni Köln. Dann kam ein unwiderstehliches Angebot. Der WDR suchte Programmansagerinnen. Kleinert nahm an einem Wettbewerb teil, erreichte den dritten Platz und gewann eine Moderation. „Von dem Tag an habe ich Blut geleckt. Andere springen von Brücken auf der Suche nach dem Adrenalinkick. Ich bekam beim Moderieren einen Herzkasper.“

Mitten im Wohnpark, zwischen der Berndorff- und Krohstraße bis runter zum Rodenkirchener Teil der Alteburger Straße, entdecken wir ein wahres Kleinod. Einen Park mit einer gepflegten Teichanlage, kaum genutzte Gehwege, die direkt bis zum Rhein herunterführen. „Hier bin ich in der Schulzeit oft hingekommen, wenn es die Zeit zuließ.“ Wir reden über das Jetzt. Während der Pandemie ist sie mit ihrem Bruder fast jeden zweiten Tag am Rhein spazieren, nutzt dafür genau diesen Park. Stephan leidet an Spasmen, arbeitet in den Kalker GWK-Werkstätten. Auch die waren zwischenzeitlich geschlossen.

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„In der Zeit war ich die Schwester, die kommt, um ihn auf die Straße zu treiben“, erzählt sie. Wir gehen zurück Richtung Goltsteinforum. Zu Kleinerts Schulzeit präsentierte sich das heutige Einkaufszentrum eher verwahrlost, viele Geschäfte und Büros standen leer. Das änderte sich Ende 2010. Fußläufig nebeneinander findet man hier jetzt neben einem Super- und einem Drogeriemarkt, ein Blumengeschäft, einen Bioladen und ein einladendes Café.

Köln bleibt Kleinerts Heimat

„Das Einkaufen hier möchte ich nicht missen, denn ich bin gerne zu Fuß unterwegs“, sagt Claudia Kleinert. Beruflich hingegen reist sie unter normalen Umständen sehr viel. 1996 ging es zunächst nach Düsseldorf zu einem privaten Wetterkanal. Eine gute Schule, wie sie meint, denn es wurde jeden Tag 90 Minuten am Stück ohne Konzept moderiert. So habe sie sich dann auch in die Meteorologie eingearbeitet. „Eine Uni brauchte ich da nicht mehr. Das war ein geniales Training.“ Danach ging sie in die Schweiz, es folgte ein Umzug nach München, jetzt kürzlich nach Frankfurt. Jede dieser Städte war und ist aber immer der zweite Wohnsitz. Köln bleibt Kleinerts Heimat.

Lieblingsorte

Buchhandlung GoltsteinstraßeGoltsteinstraße 78, 0221/3400717Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9 bis 19 Uhr, Sa 9 bis 14 Uhrwww.buch78.de

Mega MarketGoltsteinstraße 65, 0221/387951Öffnungszeiten: Mo bis Fr 7 bis 18.30 Uhr, samstags 7 bis 15.30 Uhr

Der kleine Park hinter dem Wohnpark GoltsteinstraßeGoltsteinstraße 93-97

Die 51-Jährige moderiert Veranstaltungen, ist Buchautorin und arbeitet erfolgreich als Coach. Manche Moderationen fallen ihr persönlich schwer, wie kürzlich eine Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Muskelerkrankung (DGM). Claudia Kleinerts Vater verstarb 52-jährig an ALS. Die amyotrophe Lateralsklerose ist eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des Nervensystems. „Das lässt einen nie mehr los. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mit dem Fahrrad fährt.“ Heute wünscht sie sich, er würde sie nach Frankfurt begleiten, wo ihre Großeltern lebten. „Er würde mir sicher helfen, mich dort einzuleben“, sagt sie. Dann kehrt sie spontan zu ihren unterschiedlichen beruflichen Standbeinen zurück: „Die Mischung macht es. Ich tue gerne Dinge, die mir am Herzen liegen.“

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Heute spaziert Kleinert gerne zu Fuß durchs Veedel, wie hier in der Goltsteinstraße, wo ihr Lieblingsbuchladen von Jens Bartsch beheimatet ist. 

Am Herzen liegen ihr Veranstaltungen, die sie vor vielen Menschen moderiert. Das sei der Unterschied zur Wettermoderation, wo man einsam im Studio stehe. „Ich bringe gerne Menschen zusammen. Ich mag es, zu diskutieren und mich in neue Themen einzuarbeiten. Dann bin ich für zwei Wochen eine absolute Expertin“, sagt sie begeistert. Genauso viel Enthusiasmus legt sie beim Thema Coaching an den Tag. Ob sie einen Tipp für gute Laune hat? „Den ganzen Vormittag breit vor sich hin lächeln.“ Das aktiviere die richtigen Muskeln.

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Kleinert ist begeistert vom Gemüseangebot des Mega Market.

Das passt zu ihrem Buch: „Unschlagbar positiv: Die Charisma- Formel“, das sie selbstverständlich auch in Bayenthal ausgestellt hat. In ihrer Lieblingsbuchhandlung. Inhaber Jens Bartsch kommt sofort aus seinem Laden auf die Straße, als er Claudia Kleinert dort entdeckt – mit einer neuen Buchempfehlung unterm Arm. „Ich vertraue seinen Empfehlungen zu hundert Prozent“, sagt Kleinert später auf dem Weg zum Mega Market, wo sie heute ihr Gemüse einkauft. Das vielfältige Angebot auf kleinstem Raum begeistert sie jedes Mal aufs Neue.Mitten auf der Straße bleibt Claudia Kleinert plötzlich stehen. „Wenn hier jemand eine Wohnung oder ein Haus verkauft, kann er mir gerne Bescheid geben.“ Bayenthal ist und bleibt halt ihre Ecke.