AboAbonnieren

Rheinenergie-Chef Andreas FeichtWie die Rheinenergie Solarstrom- und Windkraft-Projekte vorantreiben will

Lesezeit 5 Minuten
Auf einem Dach ist eine Photovoltaik-Anlage installiert.

Solarstrom mit Domblick: Auf der Confex-Halle hat die Kölnmesse rund 1000 Quadratmeter Photovoltaik-Module installiert.

Der Rheinenergie-Chef stellte klar, dass die staatliche Förderung der Photovoltaik nicht der primäre Anreiz sein könne.

Stellen Sie sich vor, jemand will in Deutschland die größte Wärmepumpe Europas bauen, aber kurz bevor der Förderantrag eingereicht wird, dreht die Bundesregierung den Geldhahn ab. Genau das ist der Rheinenergie passiert. Die Unterlagen seien fertig, man könne sie aber nicht einreichen, weil der Bund das Antragsportal geschlossen habe, hatte Vorstandschef Andreas Feicht vorige Woche im Rundschau-Interview betont. Ohne Förderung durch den Bund könne man die geplante Großwärmepumpe mit 150 Megawatt Wärmeleistung im Niehler Hafen nicht bauen, sagte Feicht, der die sehr kurzfristigen Änderungen aus Berlin scharf kritisierte.

Andere Klimaschutz-Projekte in Köln sieht der Rheinenergie-Chef durch die jüngsten Kürzungen beim Klimafonds nicht beeinträchtigt. Der geplante Bau von Windkraftanlagen im Kölner Norden und die Errichtung weiterer Photovoltaik-Anlagen auf Kölner Stadtgebiet und darüber hinaus seien nicht gefährdet. „Die Finanzierung läuft über uns und das Erneuerbare Energien-Gesetz. Es hat auf jeden Fall Sinn, das zu verwirklichen. Da kommt es jetzt nur auf die Frage an, ob wir die notwendige Unterstützung und die Genehmigungen bekommen“, sagte Feicht der Rundschau.

Rheinenergie treibt den Bau von Windrädern im Kölner Norden voran

Dass der Kölner Stadtrat am 7. Dezember den Aktionsplan Klimaschutz verabschiedet hat, sei zwar noch kein Baubeschluss und kein Genehmigungsbeschluss für die Pläne der Rheinenergie im Bereich Erneuerbare Energien. „Aber ich nehme das als politische Unterstützung für diese Projekte wahr. Und ich hoffe sehr, dass es jetzt auch bei den Ämtern und Behörden zügig weitergeht.“

Ein sehr wichtiges Photovoltaik-Projekt plane man auf einer Fläche neben dem Wasserwerk Weiler, so Feicht. „Das Wasserwerk hat einen hohen Stromverbrauch wegen seiner Pumpen. Ich würde gerne diesen Pumpenstrom aus unseren eigenen Photovoltaik-Anlagen zur Verfügung stellen. Das sind zweimal 1,7 Megawatt, keine Riesenanlage, aber der erste Meilenstein. Da wollen wir Anfang nächsten Jahres den Genehmigungsantrag einreichen.“

Auch den Bau von Windrädern im Kölner Norden treibe die Rheinenergie voran. „Wir holen Gutachten ein und wollen die immissionsrechtliche Genehmigung so schnell wie möglich beantragen. 2024 wird ein wichtiges Jahr sein, um das Projekt weiter Richtung Genehmigungsreife und dann Baureife treiben zu können.“

Elektroautos sollen als Speicher für Solarstrom dienen

Um den Ausbau von Photovoltaik auf Hausdächern müsse man sich in Köln keine Sorgen machen, unterstrich Feicht. „Die Nachfrage ist enorm hoch. Wir sehen immer mehr Großprojekte. Bei der Messe etwa. Wir haben ein Riesenprojekt mit Ford am Start. Wir haben unsere Dächer hier am Parkgürtel bei der Rheinenergie jetzt mit Photovoltaik belegt. Und Privatleuten bieten wir unseren Solartreff an. Wir nehmen sie dort sozusagen an die Hand, beraten sie über die richtige Anlage, haben eine Liste mit Handwerkern.“

Der Rheinenergie-Chef stellte klar, dass die staatliche Förderung der Photovoltaik nicht der primäre Anreiz sein könne. „Privatleute bekommen 8,2 Cent Einspeisevergütung je Kilowattstunde. Das ist nicht sehr viel. Idealerweise legen Sie Ihre Anlage so aus, dass sie den Eigenverbrauch deckt. Denn Sie selbst würden 30 bis 38 Cent für die Kilowattstunde zahlen, und die können Sie sich dann sparen. Das Einspeisen ist eher nicht so lohnend.“ Aber die Rheinenergie sei dabei, Tarife zu entwickeln und Verfahren anzubieten, bei denen man sein Elektroauto als Puffer nutzen könne. „Neue Fahrzeuge können nämlich nicht nur Strom speichern, sondern auch wieder abgeben. Das heißt, Sie können Ihr Auto ans Kabel hängen, Ihren Solarstrom dort speichern und dann auch nutzen, wenn es dunkel ist, anstatt ihn für 8,2 Cent ins Netz abzugeben.“ Er finde es „wichtig, dass wir so etwas ohne Fördermittel in die Welt bringen. Das ist eine Innovation, die einfach am Markt entsteht“.

Zum Stand der kommunalen Wärmeplanung sagte Feicht, die Stadt Köln sei dafür verantwortlich, arbeite aber mit den Stadtwerken zusammen, denn diese hätten „die Infrastruktur, die Daten, die technische Kompetenz“. In einer gemeinsamen Arbeitsorganisation gehe man Häuserblock für Häuserblock vor und werde „am Ende jedem Hausbesitzer sagen können, ob und wenn ja, wann hier Fernwärme angeboten wird. Er kann sie beziehen, er muss es aber nicht, wenn er lieber eine eigene Wärmepumpe oder eine Holzpelletheizung aufstellt.“ Es werde aber auch Teile von Köln geben, wo es keine Fernwärme geben werde – wegen der zu großen Entfernung zu den Wärmeerzeugern. Derzeit nehme die Rheinenergie Potenzialanalysen vor. Bereits fertiggestellt sei der erste Transformationsplan Fernwärme, er umfasse das Netz der Innenstadt mit angrenzenden Quartieren. „Der ist ja die Voraussetzung dafür, dass man Fördermittel etwa für die Großwärmepumpe bekommt“, so Feicht.

Beim Ausbau der Fernwärmenetze benötige die Rheinenergie Unterstützung von der Stadt Köln als Genehmigungsbehörde. „Wir wollen eine Milliarde in die Fernwärme investieren, die Hälfte in die Erzeugung, die Hälfte ins Netz. Da brauchen wir Genehmigungen für Straßenaufbrüche und eine entsprechende Koordination.“

Doch nur mit Wärmepumpen sei die Fernwärmeversorgung nicht zu leisten, betonte Feicht. „Am Ende brauchen wir CO2-neutral erzeugten Wasserstoff. Um die Versorgung zu sichern, müssen wir unsere Gas-Heizkraftwerke weiter betreiben, aber eben mit Wasserstoff.“

Wasserstoff-Produktion eher ein Nischengeschäft

Dass die Rheinenergie selbst im großen Stil in die Produktion von grünem Wasserstoff einsteigt, etwa auf Flächen in den heutigen Tagebaugebieten im rheinischen Revier, hält Feicht eher für unwahrscheinlich. Das sei „in Deutschland für Betriebe wie uns ein Nischengeschäft“.

Denn grüner Wasserstoff werde ja durch Elektrolyse hergestellt, und für eine Kilowattstunde Wasserstoff brauche man vier Kilowattstunden Strom. „Wir haben aber gesehen, wie schwer es in Deutschland ist, überhaupt genug grünen Strom zu produzieren – also werden wir den vorzugsweise auch sofort als Strom nutzen“, so der Rheinenergie-Chef. Er wolle nicht ausschließen, dass man im Einzelfall auch mal einen Elektrolyseur betreibe, etwa für einen größeren Industriekunden, um Wasserstoff direkt vor Ort zu erzeugen. Aber er sehe die Rheinenergie eher als Abnehmer von Wasserstoff, erklärte Feicht.


Seit 2022 an der Spitze des Unternehmens

Andreas Feicht ist seit 2022 Vorstandschef der Rheinenergie. Von 2007 bis 2019 leitete er die Stadtwerke Wuppertal, danach war er knapp drei Jahre lang Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und dort maßgeblich mit der Förderung der Wärmewende befasst. Feicht ist CDU-Mitglied.

Die Rheinenergie ist mit 2671 Mitarbeitern und 3,5 Milliarden Euro Umsatz einer der größten kommunalen Enegieversorger in Deutschland. 2022 erzielte sie vor Steuern 183 Millionen Euro Gewinn. Über Holding-Gesellschaften gehört sie zu 75,8 Prozent der Stadt Köln. 24,2 Prozent hält der Eon-Konzern. (rn)