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Razzien in Kölner Corona-TeststationenZu viele Tests und zu viele negative Ergebnisse

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Coronatest Stäbchen

Symbolbild

Köln – Wieder Corona-Betrügereien: Weil sie massiv bei Corona-Tests betrogen haben sollen, sind Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln und Bergheim am Donnerstag mit einer Razzia gegen die Betreiber zweier Testzentren vorgegangen. Die drei Verdächtigen sollen Schnelltestunterlagen gefälscht und nicht vorgenommene Tests bei der Kassenärztlichen Vereinigung zur Bezahlung eingereicht haben, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit.

Wären die eingereichten Rechnungen richtig gewesen, hätten beide Stationen zusammen zeitweise bis zu 36 Prozent aller Tests in ganz Köln durchgeführt. In der Domstadt gibt es rund 800 Teststationen. Das Verfahren kam nach anonymen Anzeigen ins Rollen. Dabei ging es auch um unzureichende hygienische Zustände. Eine der Teststationen befand sich in einer umgebauten Shishabar.

Die Teststationen in der Innenstadt und in Ehrenfeld waren bereits im Juni vom Kölner Gesundheitsamt geschlossen worden.

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Zu viele negative Test-Ergebnisse

Erste Ermittlungen ergaben auffällig hohe Mengen der zur Bezahlung eingereichten Tests sowie einen im Verhältnis zur Gesamtzahl zu hohen Anteil negativer Ergebnisse, sagte Bremer weiter. Die Ermittler verhinderten die Auszahlung von knapp zwei Millionen Euro. „Die Betrügereien in Zusammenhang mit der Pandemie sind für Kriminelle mittlerweile ein eigener Geschäftszweig“, sagte ein leitender Ermittler der Rundschau. Wie viele Tests tatsächlich gemacht wurden, blieb unklar. Laut Polizei durften die Betreiber 12 bis 18 Euro pro Test berechnen.

Mangelhafte Hygiene

Bei den Begehungen der Teststationen fiel dem Leiter des Kölner Gesundheitsamtes Dr. Johannes Nießen zuerst der mangelhafte hygienische Zustand auf. Später wurde dem Experten dann aber klar, dass die Angaben der Betreiber nicht stimmen können. Die Betreiber der Stationen hätten eklatant niedrige positive Testergebnisse angegeben. In einer Station sollten von 82 000 Testungen nur fünf positiv gewesen sein. Bei einer anderen Station wurden bei 103 000 Testungen nur neun Personen positiv getestet. „Da bin ich nicht nur als Tatort-Gucker hellhörig geworden“, sagte Dr. Nießen mit einem Schmunzeln im Gespräch mit der Rundschau.

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Vor den Razzien in Köln und Bergheim waren bereits ähnliche mutmaßliche Betrugsfälle bekannt geworden – unter anderem in Kölner Stadtteil Marsdorf, aber auch in in weiteren deutschen Städten wie Berlin und Gießen. In der Hauptstadt wird gegen drei Verdächtige im Alter von 26, 28 und 53 Jahren ermittelt. Sie sollen einen Schaden von 500 000 Euro verursacht haben.