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Prinz Holger, Bauer Michael und Jungfrau SaschaGestatten: Das Kölner Dreigestirn

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Das designierte Dreigestirn der Session 2014/2015 (v.l.n.r.): Jungfrau Alexandra (Sascha Prinz), Prinz Holger Kirsch und Bauer Michael Müller.

Holger Kirch ist der Kölner Karnevalsprinz

Bis zu seiner ersten Sportstunde in der Grundschule hatte sich Holger Kirsch (40) für „einen coolen Typ“ gehalten. In der Umkleidekabine entdeckte er dann die gelbe Baumwollstrumpfhose, die ihm seine Mutter eingepackt hatte, dazu schwarze Turnschläppchen. „Ich bin später heulend nach Hause gelaufen“, erinnert er sich. An diesem Tag habe er sich geschworen, nur noch einmal in seinem Leben Strumpfhose zu tragen. Als Prinz.

Den Wunsch, einmal höchster Würdenträger im Kölner Karneval zu werden, trägt er seit Rosenmontag 1981 in seinem Herzen. Damals stand er mit seiner Mutter am Zugweg, so lange, bis bei Einbruch der Dunkelheit Peter Ganser als schmucker Prinz an ihm vorbeifuhr. Wie der Prinz aus dem Film „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ habe er ausgesehen, sagt Kirsch. Was übrigens wirklich stimmt.

Das Leben hat es bislang gut gemeint mit dem designierten Prinzen, mit seiner Frau Christina (41) hat er drei gesunde Töchter, er leitet ein erfolgreiches Architekturbüro mit zehn Angestellten und ist Vize-Präsident des FC Viktoria Köln. „Wir brauchen noch einen, der schwade kann“, habe es geheißen, daraufhin sei er Vorstandsmitglied in jenem Club geworden, für den er in der Jugend jahrelang Fußball gespielt hat. Stürmer und Libero war er.

Vor zwei Jahren ist er mit seinen beiden Geschäftsfreunden, mit denen er nun das Dreigestirn bildet, in die Flittarder KG von 1934 eingetreten, vorher war er schon Mitglied bei der ehrwürdigen Prinzen-Garde. „Wir haben eine Gesellschaft gesucht, wo die ganze Familie Karneval feiern kann“, erklärt er. Obwohl das Dreigestirn ab der Proklamation in der Hofburg einquartiert wird, wollen Prinz, Bauer und Jungfrau ihre Familien möglichst oft sehen und einbeziehen. Erstmals dürfen Frau und Kinder auf dem Prinzen-Wagen im Rosenmontagszug mitfahren, was einer kleinen Revolution im Kölner Karneval gleichkommt.

Obwohl sich Kirsch als „Kind der Schäl Sick“ bezeichnet, hatte er Karneval 2006 tief im Linksrheinischen gefeiert, im Sülzer Brauhaus Unkelbach, was sich im Nachhinein als großes Glück erwiesen hat. Er hatte sich als Huhn verkleidet und mit einer Frau im Schulmädchen-Kostüm angebandelt. „Sein erster Satz war: Ich werde dich mal heiraten. Sein zweiter war: Ich will mal Prinz werden“, erinnert sich das Schulmädchen von einst. Heute ist das Mädchen seine Frau.

Kölsch will er auf der Bühne sprechen, das ist für ihn keine Frage. Schwerfallen wird es ihm nicht, immerhin hört er das ganze Jahr Karnevalsmusik. Seine Freunde fänden das ziemlich „krank“ sagt er, aber es stört ihn nicht. Selbst Heiligabend laufe „Kölsche Weihnacht“. Die kölsche Gesinnung spiegelt sich auch in den Namen seiner Töchter wider. Marie (7) und Grete (2) heißen die ältesten Mädchen, Frieda (1) heißt nur deshalb so, weil seine Frau bei Kättchen ihr Veto eingelegt hat. Doch das ist nun ihr Spitzname.

Getrieben von seinem Prinzen-Traum hatte sich Holger Kirsch mit seinen Freunden vor einigen Jahren in die Hofburg geschlichen und in der Dreigestirns-Etage ein Foto mit Dom im Hintergrund gemacht. Und als er kürzlich das Ornat anprobieren durfte, seien ihm die Tränen gekommen, erzählt er gerührt. Ebenso, als er schon mal den Prinzen-Wagen besteigen durfte. Prinz zu sein ist für ihn Emotion pur.

Ein paar Wochen noch, dann wird Holger Kirsch wieder Strumpfhose tragen. Und sich dieses Mal sehr cool finden.

Was er mag: Sport in jeglicher Form, die Familie, Architektur, kölsche Musik.

Was er nicht mag: Kürbissuppe, Zimt, Saufgelage zu Karneval, Unehrlichkeit.

Auf der nächsten Seite stellen wir Bauer Michael Müller vor.

Michael Müller wird neuer Bauer

Jahrelang war Michael Müller sehr weit davon entfernt, von Liedzeilen wie „Op dem Maat stonn die Buure“ einen Ohrwurm zu bekommen. Hard Rock ist eher sein Ding, in der Schulzeit zupfte er in einer Band den Bass zur selbst komponierten Nummer „Luis and the News“. In seinen CD-Regalen dominieren die Rolling Stones, The Who und Metallica. Vermutlich würde Müller im Ornat des Bauern mächtig abgehen, wenn die Saalkapellen zur Abwechslung mal ein kerniges „Nothing else matters“ anstimmen würden.

Mit 1,98 Meter Körpergröße ist Michael Müller (45) der längste Bauer in der Geschichte des Kölner Karnevals. „Ich habe auch nie erwogen , Jungfrau zu werden“, scherzt er. Als ehemaliger Hammerwerfer (persönlicher Rekord: 59 Meter) dürfte er nicht viel Mühe haben, in die Rolle des Stadtbeschützers zu schlüpfen. Doch auch mit kleinen Bällen kommt er gut zurecht, zu seiner aktiven Zeit war er einst Westdeutscher Tischtennismeister.

Der Sport war ein bedeutender Teil im Leben des designierten Bauern, immerhin hat er seine Frau Carola (44) bei einer Ferienfreizeit des Landessportbundes kennengelernt. Mit 17 Jahren. In Monaco. „Wir haben damals in Holzhütten in Doppelbetten übernachtet. Es war also nicht so luxuriös, wie man vermuten könnte“, erzählt Müller. Seine Frau war damals Schwimmerin.

Inzwischen ist Michael Müller Bauingenieur, ihm gehören zwei Firmen, über Frankfurt führte ihn sein Weg nach Bergisch Gladbach. Mit Frau und den Kindern Clara (9) und Benno ( 7) lebt er in Forsbach. Seit drei Jahren hat er kein Golf mehr gespielt, „mit Rücksicht auf die Familie“, sagt er.

Wie das ist, im Rosenmontagszug durch Köln zu gehen, hat er schon erfahren dürfen, weil er nicht nur Mitglied bei den Jecken in Flittard ist, sondern auch ein Blauer Funk. „Mir ist ein Schauer über den Rücken gelaufen“, sagt er. Nun also ist er Bauer.

Was er mag: VfL Bochum, gutes Essen und Trinken, Skifahren im Urlaub, Hard Rock.

Was er nicht mag: Gemüse, malen und zeichnen, Flugzeuge.

Auf der nächsten Seite stellen wir Jungfrau Sascha Prinz vor.

Sascha Prinz ist die neue Jungfrau

„Bodenständig“ soll der Karneval sein, „alle sollen mitfeiern“, das Fest soll die Menschen mit dem Gefühl erfüllen, „unbedingt mitmachen“ zu wollen. Und schließlich sei es das große Ziel, den Bogen zu schlagen vom Sitzungs- zum Straßenkarneval. Sascha Prinz (44) hat eine sehr genaue Vorstellung von der jecken Zeit, in der er ausnahmsweise mal nicht Prinz, sondern Jungfrau Alexandra sein wird. „Ich kann kochen, das ist mein einziger weiblicher Zug“, sagt er.

Den Familienkarneval, den Sascha Prinz propagiert, hat er selbst als Kind in der Klettenberger Lohrbergschule und beim Sülzer Veedelszug aufgesogen. In der Grundschule hat er auch seine Frau Diane (43) kennengelernt, wobei sie sich zwischenzeitlich mal aus den Augen verloren hatten. Im Prinzip ist er Klettenberger durch und durch, sein Vater, seine Schwiegermutter und seine Patentante besuchten allesamt die Lohrbergschule.

Heute haben Prinz und seine Frau zwei Kinder, Valentin (20) studiert Architektur, Livia (9) geht zur Schule. Seine Tochter ist sich übrigens sicher, in der Session zu Hause auch ein paar Wochen ohne ihren Vater auszukommen. „Er kann zwar auch putzen – aber meistens nur, wenn Mama nicht da ist“, verrät sie. Beim Probeschminken – auch das muss das designierte Dreigestirn über sich ergehen lassen – hatte sie ihren Vater erstmals mit gefärbten Augenbrauen, Wimperntusche und Lippenstift gesehen. Und im Kleid der Jungfrau. „Das sah gut aus“, fand sie. Zur Familie gehören auch Tom, der Hund, sowie Sissi und Franz, die beiden Kaninchen. Seit elf Jahren leben sie in Junkersdorf.

„Den Wunsch, mal Dreigestirn zu werden, hatten wir vor Jahren mal auf einen Bierdeckel geschrieben“, erzählt er. Schon seit 15 Jahren kennt Prinz den designierten Bauern, seit zwölf Jahren ist er auch mit dem künftigen Prinzen befreundet. Kennengelernt haben sie sich im Job. Prinz leitet eine Beratungsgesellschaft für Immobilien.

Was er mag: Familie, Köln, Karneval, leckeres Essen.

Was er nicht mag: Unordnung, früh aufstehen.