Köln – Es wäre ein Novum für Köln. Bis zu neun Windräder, jedes rund 200 Meter hoch, will die Rheinenergie in Köln errichten. „Wir können nicht im ganzen Land Windparks kaufen, bauen oder betreiben und dann in Köln und im Umland nichts tun“, sagte Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp bei der Vorlage der Unternehmensbilanz 2021. Im Stadtgebiet sollen auch zahlreiche Photovoltaik-Anlagen entstehen (siehe unten).
Windräder sollen im Kölner Norden installiert werden
Alle neun Windräder sind im Stadtbezirk Chorweiler im Kölner Norden geplant. In einem internen Papier der Rheinenergie für die Politik, das der Rundschau vorliegt, sind dafür drei potenzielle Flächen in Roggendorf/Thenhoven und Worringen benannt (siehe Grafik). Die Rotoren der Windräder sollen 150 Meter Durchmesser haben. Jede Anlage produziert rund 12 000 Megawattstunden Strom pro Jahr, genug für etwa 4000 Haushalte. Das spart rund 6000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Je drei Windräder könnten westlich der A57 entstehen, am Randkanal sowie zwischen Rhein und Neusser Landstraße.
In Sichtweite: Windräder nahe Berlin-Marzahn.
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Das Problem: Der gültige Flächennutzungsplan sieht bislang an keiner dieser Stellen eine Windnutzung vor. Die ist vielmehr im Südwesten in Marsdorf geplant. Dort hatte der Stadtrat 2005 eine Windkraft-Konzentrationszone beschlossen – jedoch nur mit dem Ziel, den Bau von Windrädern in Köln generell zu verhindern. Denn die Fläche bei Gut Horbell bot zu wenig Windpotenzial für die seinerzeit üblichen Anlagen. Dass sie als Konzentrationszone ausgewiesen wurde, führte dazu, dass die Stadt seitdem im gesamten übrigen Stadtgebiet keine Baugenehmigungen für Windräder ausstellen muss.
Der Rat müsste die Zone zuerst aufheben, dann wären überall Windräder möglich, soweit dies der Regionalplan der Bezirksregierung, der Flächennutzungsplan sowie Abstands- und Naturschutzregeln erlauben.
Die Rheinenergie hat sich laut Steinkamp ausreichend Flächen in Köln gesichert, um zügig Windräder bauen zu können. Je nach Ausgestaltung der Abstandsregeln seien das drei bis neun Anlagen. „Jetzt brauchen wir umgehend klare Unterstützung durch die Stadt bei Genehmigungsverfahren, wir brauchen das Plazet der Naturschutzverbände, und wir benötigen die Bürger, die ,Ja!’ sagen zu einer grüneren und nachhaltigeren Rheinenergie“, so Steinkamp. Den Bürgern könnte das „Ja“ erleichtert werden durch eine Beteiligung am Ertrag der Anlagen etwa in Form von Bürgerwindparks oder Anleihen.
Thomas Welter (CDU), der als Vertreter des Kölner Nordens im Stadtrat sitzt, kritisiert dass die Rheinenergie nur im Norden Windräder plant. „Wir brauchen mehr erneuerbare Energie. Es kann aber nicht sein, dass der Stadtbezirk Chorweiler als einziger die Last trägt. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der sich auch andere beteiligen müssen.“ Welter plädiert dafür, das Gespräch mit den Nachbargemeinden zu suchen, da das Windpotenzial in Köln ohnehin geringer sei als im Umland.
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Lena Teschlade (SPD), Landtagsabgeordnete für den Kölner Norden, sagte, ihre Partei sei „grundsätzlich absolut pro Windkraft. Die Frage ist aber, ob alles in den Norden kommt.“ Man müsse genau prüfen, wo und in welcher Zahl Windräder gebaut werden können.