Köln – Das wohl berühmteste Bücherregal der Welt hat Modell gestanden: „Billy“ von einem schwedischen Möbelhaus – jeder kann seine Böden dort einsetzen, wo er sie haben will. „Das Ganze nur in grün“, scherzt Julian Conrads, der Schöpfer von „Billy Green“: Ein modulares und möglichst flexibel einsetzbares System für begrünte Außenfassaden. Das Efeu und der Hopfen, die an der Mensa Zülpicher Straße nun an den regalähnlichen Gestängen wachsen, sollen aber nicht nur Schatten spenden, sondern auch Daten liefern. Das Projekt soll die Effekte der Konstruktion auf das Klima belegbar machen.
Quantifizierung heißt das dann in der Amtssprache. Dafür ist auch das Institut für Biologiedidaktik der Uni Köln verantwortlich, das das grüne Billy gemeinsam mit Conrads und seinem Start-up „Krebs & Conrads“ aus Ehrenfeld entwickelt hat. Gemeinsam wollen sie messen, wie die Pflanzen vor den Fenstern die Temperatur, die Luftqualität, die Feinstaubbelastung und noch vieles mehr beeinflussen.
Es ist eines der Forschungsprojekte von Prof. Dr. Hans Georg Edelmann, der erklärt: „Ich bin mir sicher, dass die Konstruktion, die wir jetzt hier stehen haben, im nächsten Jahr blühen wird und heftige Effekte gemessen werden.“
Sensor misst Daten wie zum Beispiel CO2
Um die Daten wirklich greifbar zu machen, brauchten Julian Conrads und das Institut aber noch einen Partner. Jens Erdmann von Status Pro, einem Betrieb für Maschinenmesstechnik, der über familiäre Beziehungen zur Uni auf die Idee aufmerksam wurde, sprang direkt mit auf den Zug auf und gründete das Pilotprojekt „Spiot“ – die Kurzform von „Status Pro Internet of Things“.
Er hat den Sensor entwickelt, der die Daten zu Temperatur, CO2, Luftfeuchtigkeit und Co sammelt. Der Sensor schickt seine Erkenntnisse per mobile Daten an einen Funkmast und von dort an eine Art Übersetzer, der aus den Einsen und Nullen der Computersprache die Werte macht, die der Computer den Forschern und Entwicklern am Ende ausspuckt.
Brauerei Gaffel steuert den grünen Hopfen bei
Die Messwerte sollen zeigen, zu was die Fassade in der Lage ist, so Julian Conrads. Denn: „In einem heißen Sommer ist es hinter einer Glasfassade nicht mehr aushaltbar.“ Jeder Kölner und jede Kölnerinnen weiß nach diesem Sommer mit teilweise 40 Grad Celsius, was er meint. Die Pflanzen mildern die Temperatur im Innenraum durch Schatten, aber sie kühlen auch die Luft durch Verdunstung.
Wie stark, das finden die Macher des Projekts im nächsten Jahr heraus. Dafür werden Sensoren installiert, in der „Billy Green“-Konstruktion, aber auch an einer Glasfassade der Mensa mit voller Sonneneinstrahlung – mit und ohne grün in direktem Vergleich.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Projekt finanziert sich aus Fördermitteln des Bundes im Rahmen des „Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand“ und auch durch Sponsoren. Zu denen gehört etwa die Kölner Brauerei Gaffel, die auch den grünen Hopfen beisteuert.