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Ost-West-Achse in KölnKommt jetzt der Durchbruch für den Tunnel?

Lesezeit 4 Minuten
An der Haltestelle „Heumarkt“ soll der Ost-West-Tunnel ansetzen. Ein Teil müsste für die Arbeiten abgerissen werden.

An der Haltestelle „Heumarkt“ soll der Ost-West-Tunnel ansetzen. Ein Teil müsste für die Arbeiten abgerissen werden.

Eine Röhre vom Heumarkt bis zur Aachener Straße: Erstmals gibt es konkretere Pläne für das Großprojekt.

Soll Köln wirklich nochmals ein so tiefgreifendes Projekt wagen: Einen Stadtbahntunnel vom Heumarkt bis zur Aachener Straße? Oder doch lieber bei der Ertüchtigung dieser KVB-Strecke über der Erde bleiben? Fragen, die den Stadtrat und die Stadtgesellschaft spaltet. Die Vorplanungen werden von einem nicht öffentlich tagenden Gremium begleitet. Nachdem dieses sich in mehreren Sitzungen mit der oberirdischen Variante beschäftigt hatte, wurden nun erstmals Pläne für den Tunnel konkretisiert.

Am Heumarkt geht es bergab

Hier würde einer von drei Tunnelmündern entstehen. Ein großes Bauwerk, das unmittelbar hinter der westlichen Rampe an der Deutzer Brücke beginnt. Um an die unterirdische Haltestelle „Heumarkt“ in 20 Meter Tiefe anzuschließen, reicht dieser Tunnelmund nach den Plänen der städtischen Ingenieure bis an die ersten Häuser auf der Cäcilienstraße heran. Im Bereich des Heumarktes wurde das „Loch“ mit einem stufenförmigen Dach abgedeckt. Die Haltestelle Heumarkt ist ein Aushängeschild der Kölner Verkehrs-betriebe, gestaltet vom Architekturbüro Prof. Ulrich Coersmeier. Das Tunnel-Projekt wäre ein Einschnitt für diesen „Stadtbahn-Sakralbau“. Das westliche Ende der Zwischeneben mit seinem Aufgängen zum Kaufhof (siehe Foto) müsste abgerissen werden, denn hier würde der Tunnelbohrer starten.

Die Haltestelle Neumarkt wird „vielschichtiger“

Markant wären die Veränderungen auch für die Haltestelle Heumarkt. Heute gibt es dort die Geschäftspassage auf der ersten Tiefebene, Auf der zweiten befinden sich die Gleise. Für die Ertüchtigung der Ost-West-Achse durch einen Tunnel würden am Neumarkt zwei weitere Tiefebenen folgen. Eine für die Linien 1 und 7, eine für die Linie 9. In Summe also vier unterirdische Ebenen. Das benötigt eine Tiefe von rund 30 Metern. Für den viele Jahre dauernden Bauprozess müssten die Linien 3 und 4 getrennt werden.

Rudolfplatz ist der Tiefpunkt

Minus 35 Meter werden die unterirdischen Linien 1 und 7 am Rudolfplatz erreichen. Die jetzige unterirdische Haltestelle ist auf einer Betonplatte gelagert. Eine Vorrichtung aus den 70er Jahren. Doch die würde den Tiefbauarbeiten bis zu 35 Metern nicht mehr standhalten und müsste erneuert werden.

Eine knappe Sache: Haltestelle Moltkestraße

Die letzte unterirdische Haltestelle – vom Heumarkt aus kommend – ist die Moltkestraße. Nur wenn das Projekt von da an wieder an der Oberfläche auftaucht, ist die Förderfähigkeit durch stattliche Mittel noch gewährleistet. Das Problem an dieser Haltestelle: An der Oberfläche geht es so eng zu, dass kaum Platz für Aufzüge und Rolltreppen vorhanden ist. Eine Herausforderung für die Planer. Eine Lösung wäre eine Verlagerung weiter nach Westen. Doch dann würde der Tunnelmund über die Höhe des Aachener Weihers herausragen und die Förderfähigkeit gefährden.

Kein Halt mehr am Mauritiussteinweg

Auch die Linie 9, die am Heumarkt Richtung Süden abbiegt, würde in Folge der Tunnelvariante teils unter die Erde gelegt. Die Konsequenz: Die Haltestelle Mauritiussteinweg fällt dadurch weg. Für einen unterirdischen Halt mit allen dafür notwendigen oberirdischen Aufbauten ist dort kein Platz. Eng geht es auch in der Jahnstraße zu, dort, wo der dritte Tunnelmund notwendig wird, damit die Linie 9 vor dem Zülpicher Platz wieder auftaucht. Der Tunnelmund würde die ganze Straßenbreite benötigen, für Autos ist dann also kein Platz mehr. Für Radfahrer und Fußgänger müssten Bäume und Grünanlagen weichen.

Ende offen, Kosten ohne Limit

Was bei den Vorüberlegungen der städtischen Planer weiterhin offen bleibt, ist der Zeit- und der Kostenfaktor.

Die Gegner sind entsetzt

Diese Pläne seien so monströs, monströser noch als gedacht, dass es eine neue Bürgerbeteiligung brauche, sagen die Tunnelgegner der Initiative „Oben bleiben“. Ihnen zur Seite steht die „Linke“. Ratsherr Michael Weisenstein geht von Baukosten „weit über einer Milliarde Euro“ aus. Die Grünen haben ihre Ablehnung der Tunnelvariante in einen Parteitagsbeschluss gegossen. Der verkehrspolitische Sprecher der Ratsfraktion, Lars Walen, will sich erst umfangreich zu den Plänen aus dem Begleitgremium äußern, wenn diese offiziell öffentlich gemacht werden. Bis dahin nur so viel: „Diese Pläne haben und in unseren Argumenten bestärkt.“ Die SPD legt sich noch nicht fest: „Wir werden uns jetzt diese Informationen genau ansehen und lassen die Erkenntnisse in unsere Entscheidung einfließen“, sagt Lukas Lorenz.

Befürworter sehen sich bestätigt

„Die Pläne für den Tunnel gefallen mir besser, als die Pläne für eine oberirdische Lösung“, sagt Teresa De Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU. Sie stehe weiterhin zu der Tunnellösung. Ralph Sterck von der FDP: „Endlich liegt auch die unterirdische Lösung für die Ost-West-Achse vor. Eine U-Bahn vom Heumarkt bis Melaten ist die einzige einer Millionenstadt angemessene Antwort auf die hier relevanten Fragen der Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Schnelligkeit.“