Bei der Kandidatensuche der Kölner Grünen für die Oberbürgermeisterwahl 2025 kristallisiert sich die Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz als Favoritin heraus.
OB-Wahl 2025Berivan Aymaz soll offenbar für Kölner Grüne antreten
Von Michael Fuchs
Lesezeit 4 Minuten
Die Kölner Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz (Grüne) auf einem Wahlkampffoto von 2022.
Copyright: Grüne Köln
Bei den Kölner Grünen läuft derzeit offenbar alles auf eine OB-Kandidatur von Berivan Aymaz (52) hinaus. Die Vize-Präsidentin des NRW-Landtags ist seit längerem als mögliche Bewerberin für das Spitzenamt in Köln im Gespräch und hat ihre Ambitionen parteiintern deutlich gemacht. Nach der Absage von Kölns Stadtkämmerin Dörte Diemert (parteilos), die nicht als gemeinsame Kandidatin von Grünen und SPD ins Rennen gehen will, ist Aymaz unter den möglichen Bewerberinnen und Bewerbern nach Rundschau-Informationen jetzt ganz weit nach vorn gerückt.
Gab es anfangs parteiintern noch Zweifel, ihre fehlende Verwaltungserfahrung könnte ein Manko sein, überwiegen nun aus Sicht der Partei die positiven Aspekte. Als erfolgreiche Frau mit Migrationshintergrund ist sie ein Musterbeispiel für gelebte Integration, sie ist charmant und redegewandt, kann bei öffentlichen Auftritten punkten. Zuletzt gewann sie im Landtagswahlkampf 2022 im Wahlkreis Innenstadt/Kalk das Direktmandat gegen die SPD. 2017 war Aymaz über die Liste in den Landtag eingezogen, zuvor hatte sie ab 2014 dem Kölner Stadtrat angehört.
Köln: Grüne setzen bei OB-Wahl 2025 offenbar auf Berivan Aymaz
Aymaz ist kurdischer Abstammung, sie wurde 1972 in der Türkei geboren und lebt seit 1980 in Köln. Bereits als Schülersprecherin an der Kaiserin-Theophanu-Schule in Kalk engagierte sie sich für Menschenrechte, organisierte Schülerdemos gegen den Golfkrieg. Nach dem Abitur studierte sie Rechtswissenschaften in Köln und Politikwissenschaft in Duisburg, erwarb aber keinen Abschluss. Als Beruf gibt sie auf der Internetseite des Landtags an: „Vizepräsidentin des Landtags; Übersetzerin, Moderatorin“.
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2009 wurde Aymaz Mitglied der Kölner Grünen, 2013 stieg sie in den Kreisvorstand auf und kandidierte – erfolglos – für den Bundestag. Im Landtag ist sie Sprecherin der Grünen-Fraktion für „Europa, Internationales und Eine Welt“. Sie ist ordentliches Mitglied im Ausschuss Europa und Internationales sowie stellvertretendes Mitglied im Innenausschuss, Integrationsausschuss und Parlamentarischen Kontrollgremium.
Suche nach OB-Kandidat noch nicht abgeschlossen
Der Co-Vorsitzende der Kölner Grünen, Stefan Wolters, erklärte auf Anfrage der Rundschau, die Kandidatensuche sei noch nicht abgeschlossen. „Wir sind in letzten Diskussionen.“ Wolters bestätigte die Gespräche mit der SPD über eine gemeinsame Kandidatur von Dörte Diemert. „Wir hätten uns ihre Kandidatur sehr gut vorstellen können.“
Zur Frage, wie es nun um die Unterstützung der Grünen für eine mögliche Kandidatur von Berivan Aymaz stehe, sagte Wolters, falls sie OB-Kandidatin werden sollte, „dann wird sie die volle Unterstützung der Partei haben“. Aymaz sei eine Person, die in der Partei „große Begeisterung“ auslösen könne.
Dass die Grünen möglichst eine Frau nominieren möchten, ist schon länger klar. Mit Aymaz und ihrer Migrationsgeschichte bekämen sie darüber hinaus ein Bewerberprofil, das zum weltoffenen Köln passt. Hinzu kommt, dass CDU und SPD, Stand jetzt, beide männliche Kandidaten ins Rennen schicken wollen. Als einzige Frau unter den großen Parteien in Köln für die Nachfolge von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) anzutreten, könnte Aymaz zusätzliche Stimmen einbringen. In Bonn hat mit Katja Dörner 2020 erstmals eine Kandidatin der Grünen die OB-Wahl gewonnen – das würden die Kölner Grünen auch gerne schaffen.
Köln: Grüne nominieren Bundestagskandidaten im November
Doch was ist mit der fehlenden Verwaltungserfahrung von Aymaz? Wolters sagte dazu, dies sei zwar ein Kriterium bei der Suche nach Bewerbern gewesen, aber nicht das einzige. „Eine Oberbürgermeisterin muss Ausstrahlung haben.“ Einen konkreten Termin, wann die OB-Frage geklärt wird, konnte Wolters nicht nennen. Ihre achtköpfige OB-Findungskommission hatten sie bereits im Mai 2023 eingesetzt – als erste Partei in Köln. Als möglicher Kandidat wurde neben Diemert auch Kölns Umweltdezernent William Wolfgramm gehandelt. Die Kommission werde bald noch einmal zusammenkommen, sagte Wolters.
Am 23. November wollen die Grünen ihre vier Kandidaten für die vier Kölner Bundestagswahlkreise nominieren. In der Partei gilt es als wahrscheinlich, dass die drei Kölner Bundestagsabgeordneten Katharina Dröge (Fraktionsvorsitzende), Sven Lehmann (Staatssekretär Familienministerium, Queer-Beauftragter) und Nyke Slawik (Vizevorsitzende Verkehrsausschuss) sich 2025 erneut zur Wahl stellen werden. Offiziell erklärt habe dies aber noch keiner von ihnen, sagte eine Sprecherin der Kölner Grünen auf Anfrage. Offen ist auch, wer im Wahlkreis 93 Köln I (Porz, Kalk) kandidiert. Hier trat zuletzt Lisa-Marie Friede an.