AboAbonnieren

„Raum 13“ kehrt zurückWas jetzt im Otto-Langen-Quartier in Köln geplant ist

Lesezeit 4 Minuten
Pflanzen wachsen im Innenhof der alten KHD-Hauptverwaltung in Köln-Mülheim.

Der Innenhof der alten KHD-Hauptverwaltung in Köln-Mülheim soll ab Sommer 2025 wieder künstlerisch bespielt werden.

Nach dreieinhalb Jahren Leerstand sind die Künstler von „Raum 13“ zurück im alten KHD-Gebäude in Köln-Mülheim. Das sind ihre Pläne für die historische Immobilie.

Als Anja Kolacek und Marc Leßle von der Künstlerinitiative „Raum 13“ am Montag den Mietvertrag für die ehemalige Hauptverwaltung von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) unterschreiben, ist es genau drei Jahre, fünf Monate und acht Tage her, dass sie den markanten Bau an der Deutz-Mülheimer Straße 137-149 verlassen mussten. Elf Jahre lang hatten sie den historischen Ort, an dem der Ottomotor erfunden wurde, als „Deutzer Zentralwerk der schönen Künste“ mit Kunst und Kultur bespielt, bis der frühere Eigentümer Gottfried Eggerbauer sie im April 2021 per Räumungsklage vor die Tür setzte und das Gebäude an einen Investor verkaufte. Die Stadt Köln nutzte ihr Vorkaufsrecht und erwarb das denkmalgeschützte Gebäude für rund 21 Millionen Euro.

Jetzt sind die beiden Künstler zurück und voller Tatendrang. „Ich freue mich total, wieder hier zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass das was ganz Tolles wird“, betont Kolacek bei einem Rundgang durch die Räume. Jedoch – die dreieinhalb Jahre Leerstand haben dem Sitz des einstigen Weltkonzerns KHD nicht gut getan. Die Spuren von Vandalismus sind unübersehbar: Unbekannte haben Türen aus den Angeln gerissen, Strom- und Wasserleitungen gestohlen, Glasscheiben zerschlagen, Mobiliar verwüstet und die Wände beschmiert. Auf Vertäfelungen aus Echtholzfurnier prangen sinnfreie Graffiti, auf dem Fußboden wurden Feuerlöscher ausgeleert. Fast idyllisch mutet dagegen der große Innenhof an, den die wild wachsende Vegetation erobert hat.

Köln: Startschuss für Entwicklung des Otto-Langen-Quartiers

Als sie vor einiger Zeit das erste Mal nach langer Abwesenheit wieder im Gebäude waren, seien sie geschockt gewesen, bekennt Kolacek. „Aber irgendwann haben wir das abgeschüttelt“, sagt Leßle. Aufzugeben sei keine Option gewesen. „Das hier ist die erste Gasmotorenfabrik der Welt. Das ist kulturhistorisches Welterbe.“ Diesen einzigartigen Ort, von dem aus ab den 1860er-Jahren die weltweite technische Entwicklung geprägt worden sei, wolle man bewahren und in die Zukunft führen, so Leßle. Er fühle sich verantwortlich gegenüber all jenen, die in der Vergangenheit viel Arbeit investiert hätten, um das Gebäude zu erhalten und mit Leben zu füllen.

Farbschmierereien in einem Büro in der früheren KHD-Hauptverwaltung in Köln-Mülheim. Auf dem Boden liegt ein leerer Feuerlöscher, der Boden ist mit weißem Löschpulver bedeckt.

Leerstand und Vandalismus haben in der früheren KHD-Hauptverwaltung in Köln-Mülheim Spuren hinterlassen.

Genau das wollen Kolacek und Leßle, die im September vom Liegenschaftsausschuss des Stadtrats grünes Licht bekamen, jetzt wieder tun. Zu diesem Zweck haben sie ein kleines Team um sich geschart. Mit an Bord sind die Architekten Andrea Bachmann und Rolf Kursawe, Bauingenieur Armin Alexander, Restauratorin Sabine Hermes und Veranstaltungstechniker Jonas Anders. In Absprache mit der Stadt Köln gehen sie jetzt die wichtigsten Aufgaben an. Dazu gehört, neue Strom- und Wasserleitungen zu verlegen, Teilbereiche zu ertüchtigen, Notausgänge zu schaffen, Brandschutzauflagen zu erfüllen, Sanitäranlagen einzurichten und vieles mehr.

Wie berichtet, mietet Raum 13 das Gebäude für zehn Jahre von der Stadt Köln für einen symbolischen Mietzins von einem Euro pro Jahr. Die Stadt gibt außerdem 70.000 Euro für die dringendsten Reparaturen dazu. Das Kulturprojekt soll nach dem Willen der Politik einerseits eine Zwischennutzung bis zur endgültigen Entwicklung des so genannten Otto-Langen-Quartiers sein und andererseits der Ankerpunkt ebenjener Entwicklung.

Land NRW will Flächen in Köln an Meistbietenden verkaufen

Das Problem dabei: Der größte Teil des Areals gehört dem Land NRW. Eigentlich wollte die Stadt auch diese Flächen per Direkterwerb kaufen. Doch man erzielte keine Einigung mit dem Land. Im Juni stimmte der Stadtentwicklungsausschuss schließlich zu, dass das Land seine Grundstücke an den Meistbietenden veräußert.

Das Team von „Raum 13“.

Schwein gehabt? Das Team von „Raum 13“ ist zurück in der früheren KHD-Hauptverwaltung in Köln-Mülheim und will das Areal jetzt restaurieren und weiterentwickeln.

Zu den ersten konkreten Plänen von Raum 13 gehört es, den Haupteingang des Gebäudes umzubauen. Hier soll wieder eine Einfahrt für Fahrzeuge in den Innenhof entstehen, wie es sie früher dort gab. Grund: Es braucht einen zweiten Rettungsweg für die Feuerwehr. Daneben kommt ein neuer Empfangsbereich. Der Innenhof mit den angrenzenden Räumen im Erdgeschoss ist auch der erste Bereich, der wieder künstlerisch bespielt werden soll. „Wir peilen das für den Sommer 2025 an“, sagt Leßle. Gedacht sei an Veranstaltungen wie Konzerte und Performances, aber auch an Flohmärkte, einen Biergarten und andere gastronomische Angebote.

Köln: Historische Büros von KHD sollen restauriert werden

Auf der rechten Seite des Innenhofs sollen in einer Kunsthalle Ausstellungen gezeigt werden, rechts vom Eingang ist ein „Lager für zirkuläres Bauen“ geplant. Hier sollen gebrauchte Materialien für den Ausbau des Areals gesammelt werden, die aus nicht mehr benötigten Beständen von Museen, Bühnen, Baufirmen und anderen Quellen stammen. Nachhaltigkeit werde groß geschrieben, man wolle so viel wiederverwenden wie möglich, so die Macher des Projekts.

Ziel ist unter anderem, nach und nach die historischen Büros von KHD zu restaurieren und wieder nutzbar zu machen. Die Räume sollen verschiedenen Initiativen zur Verfügung stehen, können aber auch als Co-Working-Spaces dienen. Im Gebäude 3 an der linken Seite des Innenhofs ist ein großes Foyer geplant, im Gebäuderiegel 2 links dahinter soll ein „Stadtlabor“ mit 400 Quadratmeter großen Großraumbüros entstehen, in dem die künftige Entwicklung des Otto-Langen-Quartiers geplant wird. „Es gibt sehr viel zu tun“, sagt Leßle. Man hoffe, dass viele mitmachen.