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Otto-Langen-QuartierStadt Köln vermietet ehemaliges KHD-Gebäude an „Raum 13“

Lesezeit 4 Minuten
Die ehemalige KHD-Hauptverwaltung an der Deutz-Mülheimer Straße in Köln.

Die ehemalige KHD-Hauptverwaltung an der Deutz-Mülheimer Straße in Köln.

Das Künstlerkollektiv „Raum 13“ kann nach mehr als drei Jahren Abwesenheit auf das ehemalige KHD-Gelände in Mülheim zurückkehren.

Großes Aufatmen bei Anja Kolacek und Marc Leßle vom Kölner Künstlerkollektiv „Raum 13“: Nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadt Köln können sie bald in die ehemalige Hauptverwaltung der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) in Mülheim zurückkehren. Am Montag hat der Liegenschaftsausschuss des Stadtrats einstimmig beschlossen, dass die „Raum 13 gGmbH“ von der Stadt einen Mietvertrag über zehn Jahre für das Gebäude an der Deutz-Mülheimer Straße 137-149 erhält.

Der frühere Eigentümer Gottfried Eggerbauer hatte Raum 13 im April 2021 per Räumungsklage vor die Tür gesetzt und das Gebäude verkauft. Die Stadt nutzte ihr Vorkaufsrecht und erwarb es für 21 Millionen Euro. Sie plant auf dem Gelände des so genannten Otto-Langen-Quartiers eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung, doch das Projekt kommt seit Jahren nicht voran. Ein Großteil des Areals gehört dem Land NRW, das die Flächen in einem Bieterverfahren verkaufen will.

Nun kann Raum 13 als Zwischennutzer bald in jenes Gebäude zurückkehren, in dem das Künstlerkollektiv bereits elf Jahre lang, von 2010 bis 2021, mit seinem „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ aktiv war. Mit den Worten „Geschafft!!!“ überschrieben Anja Kolacek und Marc Leßle am Dienstag eine Pressemitteilung über den bevorstehenden Wiedereinzug. Darin heißt es: „So steht nun auch der Umsetzung des von Raum 13 vorgelegten Nutzungskonzepts für das denkmalgeschützte kulturelle Erbe der Stadt Köln, der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, nichts mehr im Wege.“

Gebäude von jahrelangem Leerstand gezeichnet

Der jahrelange Leerstand habe in dem Gebäude „drastische Spuren hinterlassen“, berichtet Marc Leßle von Raum 13. „Das wird viel Arbeit. Erste Maßnahmen in der stark durch Vandalismus und Witterungseinflüsse geprägten Immobilie wie die Gebäudesicherung, die Erneuerung von Strom-, Wasseranschlüssen und Sanitäranlagen und dringende Brandschutzmaßnahmen müssen jetzt zeitnah erfolgen und werden gemeinsam mit vielen Freunden und Förderern des Projektes umgesetzt.“ Es brauche praktische ehrenamtliche Arbeit und Spenden.

Raum 13 mietet das marode Gebäude für einen symbolischen Mietzins von einem Euro pro Jahr, zudem stellt die Stadt 70.000 Euro bereit, etwa für neue Strom- und Wasseranschlüsse. Bevor der Mietvertrag unterzeichnet werden kann, muss noch die Bezirksvertretung Mülheim angehört werden. Sie hat aber kein Entscheidungsrecht. Geklärt ist inzwischen auch der Disput über die Betriebskosten. Man habe sich geeinigt, dass Raum 13 die Grundsteuer (2068,96 Euro pro Jahr) und die Straßenreinigungsgebühren (5965,02 Euro) bezahle, so Leßle.

Eher enttäuschend war der Beschluss des Liegenschaftsausschusses für den „Initiativkreis Otto-Langen-Quartier“, der ebenfalls Pläne für das Areal hat. Unter seinem Dach haben sich im „Konsortium Otto-Langen-Quartier“ 15 soziale und kulturelle Projekte zusammengefunden, die größtenteils im Stadtbezirk Mülheim beheimatet sind, teils ihre Räume vor kurzem verloren haben und gerne als Zwischennutzer auf dem KHD-Gelände einziehen würden. Per Brief hatten sich der Initiativkreis und das Konsortium kurz vor der Ausschusssitzung noch einmal an politische Entscheidungsträger im Rat gewandt. Sie forderten, „für eine faire Flächenverteilung im alten KHD-Gebäude für die beiden Interessensgruppen (Raum13 und Trägerverein Konsortium OLQ) Sorge zu tragen und dafür die politische Verantwortung zu übernehmen“.

Laut Initiativkreis sollen rund 80 Prozent der Nettonutzfläche des Gebäudes an eine Untergesellschaft von Raum 13 vergeben werden. Raum 13 wolle „8000 Quadratmeter nutzen und zu erheblichen Teilen an ihnen genehme Nutzer untervermieten“. Bis zur Räumung habe Raum 13 in dem KHD-Gebäude rund 3500 Quadratmeter genutzt. Das Konsortium hatte sich vor einiger Zeit mit dem Wunsch an die Stadt gewandt, rund 40 Prozent der Nettonutzfläche anmieten. Dafür hätte Raum 13 auf Flächen verzichten müssen.

Initiativkreis könnte benachbartes Gebäude anmieten

Eine Einigung zwischen Raum 13 und dem Initiativkreis über die Nutzung der Flächen war im Vorfeld gescheitert - was auch daran lag, dass Raum 13 bereits umfangreiche Vorleistungen für das Projekt getätigt hat. Leßle sagte, man habe seit 2021 mit der Stadt verhandelt, Pläne gemacht und viel Geld in das Projekt investiert - unter anderem für die Vermessung des Gebäudes, ein Nutzungskonzept und ein Brandschutzkonzept.

Der Liegenschaftsausschuss forderte die Stadtverwaltung auf, dass sie nun mit dem Initiativkreis über eine Anmietung des benachbarten KHD-Gebäudes Deutz-Mülheimer Straße 151-155 verhandeln soll. Denkbar ist auch, dass Vereine und Initiativen aus dem „Konsortium Otto-Langen-Quartier“ als Untermieter in von Raum 13 gemietete Räume einziehen. „Wir sind grundsätzlich offen für Konzepte und Ideen“, sagte Leßle.

Am 10. Oktober gibt es eine Informationsveranstaltung für alle am Projekt Interessierten. Sie findet um 19.30 Uhr im „Zentrum Zeitgenössische Stadtentwicklung“, Mindener Straße 4, 50679 Köln an der Deutzer Freiheit statt.