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Otto-Langen-QuartierWer bietet mehr für das Areal in Mülheim?

Lesezeit 4 Minuten
Die ehemaligen KHD-Hallen auf dem Produktionsgelände in Mülheim.

Die ehemaligen KHD-Hallen auf dem Produktionsgelände in Mülheim.

Das Bieterverfahren für das Otto-Langen-Quartier in Mülheim soll im Herbst starten.

Während der Streit um die Zwischennutzung des früheren Werksgeländes der Klöckner-Humboldt-Deutz AG noch läuft, steht das Bieterverfahren für das Grundstück des sogenannten Otto-Langen-Quartiers in den Startlöchern. Dabei sehen dieses Bieterverfahren nicht alle als Chance, den Stillstand im Baugebiet Mülheimer Süden zu beenden. Der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier, ein ehrenamtlicher Arbeitskreis des Vereins Rheinische Industriekultur, befürchtet, dass durch den Verkauf an einen Höchstbietenden die gemeinwohlorientierte Entwicklung des Quartiers auf dem Spiel steht.

Initiativkreis fürchtet, dass nur der Preis zählt

Der Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Köln hat Ende Juni das Bieterverfahren beschlossen. Der Initiativkreis, der sich seit Jahren für den Erhalt des früheren Industriestandorts und eine Stadtentwicklung mit sozialem Wohnungsbau einsetzt, sieht diesen Beschluss als Todesurteil für die eigenen Ideen und Forderungen. Die Liste der Kritikpunkte ist lang, unter anderem wirft der Initiativkreis der Politik und der Verwaltung vor, dass nun lediglich der Preis zähle, den ein Investor bereit sei zu zahlen und nicht länger ein geeignetes Konzept.

Zudem gehen Gertrude Helm, Jörg Frank und Bodo Marciniak davon aus, dass die sich dort befindenden früheren Industriehallen abgerissen werden, sobald ein Investor den Zuschlag bekommt. Und, dass die neue Entwicklung durch einen Projektträger möglichst renditeträchtig und nach den hiesigen Regeln, dem kooperativen Baulandmodell also mit 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau, entstehen werde. „Bei einem Direkterwerb des Grundstücks durch die Stadt Köln wären 100 Prozent circa 500 soziale Wohnungen möglich gewesen“, konstatiert der Initiativkreis.

Besitzverhältnisse

Allerdings ist dieser Direkterwerb des Grundstücks, das nur zu einem kleinen Teil im Besitz der Stadt Köln ist, nicht möglich. An dieser Stelle wird es kompliziert, denn hier kommen Gesetze und Eigentümerverhältnisse ins Spiel. Der Großteil des Grundstücks gehört der landeseigenen Immobiliengesellschaft „NRW.Urban“. Ein dritter Abschnitt im südlichen Teil des Grundstücks gehört einem Projektentwickler, der Gateway Real Estate mit Sitz in Berlin.

Grafik Otto-Langen-Quartier

Grafik Otto-Langen-Quartier

Die Verwaltung war mit einem Versuch gescheitert, den Grundstücksteil direkt zu erwerben, den das Land besitzt. Auf ein Schreiben des Beigeordneten für Planen und Bauen der Stadt Köln, Markus Greitemann, erteilte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach dem Vorhaben eine Abfuhr. Die Begründung: Die Stadt könne das Grundstück nur dann direkt erwerben, wenn sie dort zu 100 Prozent sozial geförderten Wohnraum entwickele. Das Konzept der Stadt sah auf dem Grundstück jedoch auch gewerbliche Nutzung vor.

Köln-Mülheim: Wohnraum gegenüber der Werft

Seitens der Politik heißt es, dass auf diesem Grundstück gar nicht realisierbar sei, nur Wohnraum zu entwickeln. Allein die Nähe zur Deutzer Werft erschwert eine sogenannte sensible Bebauung mit ausschließlich Wohnraum. Diese Erfahrung machte auch das Projekt Cologneo direkt nebenan. Dort hatte es 2020 zahlreiche Klagen gegeben. Der entscheidende Punkte dabei: Für Gewerbe und Büros gelten höhere Lärm-Grenzwerte als für Wohnungen. Wohnraum könnte dort also vorwiegend auf dem zur Deutz-Mülheimer-Straße gewandten Teil entstehen.

Ab Herbst will „NRW.Urban“ nun das Verkaufsverfahren einleiten. Frühestens in rund zwei Jahren soll der Verkauf abgeschlossen sein. In der ersten Stufe sollen die besten Konzepte ausschlaggebend sein, in der zweiten Stufe zählt dann nur noch der Preis. Der Initiativkreis bemängelt das, die Konzepte würden dadurch keine Rollen spielen. Aus der Politik war zu hören, dass nur Investoren mit überzeugenden Konzepten für das Areal überhaupt am Ende bieten dürften. Zum abschließenden Preiswettbewerb werden lediglich drei Bieter zugelassen.

Die Fraktionschefin der Grünen im Rat der Stadt, Christiane Martin, erklärt dazu: „Wir haben den Beschluss gefasst, um dem Stillstand auf dem Areal ein Ende zu setzen. Es ist nicht der beste Weg, das wäre der Direkterwerb durch die Stadt gewesen, aber es ist der zweitbeste und der einzig mögliche.“

Gerangel um die Flächen und den Mietvertrag

Währenddessen ist weiterhin unklar, wann der Mietvertrag für die Zwischennutzung durch die Künstler-Initiative Raum13 unterzeichnet wird. Denn auch die 16 Mülheimer Initiativen des Initiativkreises Otto-Langen-Quartier möchten die Räume nutzen, die Rundschau berichtete. Dem Vernehmen nach sei Raum13 bereit, Flächen unterzuvermieten, mehr jedoch nicht. Nach der Sommerpause soll der Vertrag für die Zwischennutzung erneut in der Politik beraten werden. Ohne die Zustimmung des Rates gibt es keinen Mietvertrag.