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Otto-Langen-QuartierChristoph Kahl kauft KHD-Gelände und will Areal entwickeln

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Alte Hallen machen den Charakter des Otto-Langen-Quartiers aus.

Köln – Es ist kurz nach Mittag am Mittwoch, als das Gerücht zur Gewissheit wird: Der Kölner Immobilienentwickler Christoph Kahl und sein Unternehmen Jamestown haben die frühere Hauptverwaltung der Gasmotorenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) in Mülheim gekauft. Auf Nachfrage bestätigt Kahl der Rundschau, dass der Kaufvertrag für das rund 270 Meter lange Gebäude in den vergangenen 14 Tagen unterzeichnet worden ist, bislang gehörte es dem Kölner Unternehmer Gottfried Eggerbauer (wir berichteten). Über den Kaufpreis für das denkmalgeschützte Haus schweigt Kahl, dem Vernehmen nach soll er 21 Millionen Euro betragen.

Und Kahl will auch das direkt angrenzende, viel größere Grundstück des Landes NRW kaufen, es deutet sich also die große Lösung für das Otto-Langen-Quartier an, seit Jahren geht es dort ja nicht richtig voran. Allerdings besteht Kahl darauf, seine Pläne nur umzusetzen, wenn er beide Gelände kaufen kann. Das Land will bis Anfang 2023 verkaufen, Jamestown müsste sich gegen andere Wettbewerber durchsetzen. „Falls NRW.Urban einen anderen Käufer auswählt, wird dieser sich um den Kauf der Jamestown gehörenden KHD-Hauptverwaltung bemühen müssen.“

Mülheimer Süden

Das KHD-Gelände ist Teil des sogenannten Otto-Langen-Quartiers im Mülheimer Süden, dort wurde der Ottomotor entwickelt, Industriegeschichte geschrieben. Die Eigentumsverhältnissen sind komplex: Der größte Teil gehört der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban, die zwei anderen der Gerchgroup und bislang eben Eggerbauer (siehe Karte im Info-Text). Das Problem: Die Grenze der Grundstücke von Jamestown und dem Land geht mitten durch die KHD-Halle, für eine sinnvolle Entwicklung braucht es nach Meinung der Beteiligten einen Besitzer.

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Die Ex-Hauptverwaltung der Gasmotorenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz kauft Jamestown.

Der Kaufvertrag löst eine Welle Fragen aus. Was passiert mit der Künstlerinitiative „Raum 13“? Das Duo Marc Leßle und Anja Kolacek beschäftigte sich dort mit der Geschichte des Areals. Eggerbauer hatte ihnen im Streit gekündigt, zuletzt musste die Firma ausziehen, ihr Mietvertrag war ausgelaufen. Kahl bezeichnet die Situation als geklärt, für „Raum 13“ ist also kein Platz mehr.

Das Otto-Langen-Quartier und Christopher Kah

l5,9 Hektar groß ist das Otto-Langen-Quartier. Früher befand sich in den Hallen die ehemalige Gießerei der Gasmotorenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD), heute bekannt als Deutz AG, sie verkaufte 1996. Mittlerweile gehört es der Gerchgroup, der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban sowie Gottfried Eggerbauer, der es an Jamestown verkauft. Das Besondere: Die Grenze der Grundstücke von NRW.Urban und Jamestown geht durch die alte KHD-Verwaltung durch.

1983 hat Christoph Kahl Jamestown gegründet, das Unternehmen sitzt in Köln und Atlanta und konzentrierte sich auf Immobilieninvestitionen in den USA. Jamestown kauft Häuser zu einem günstigen Zeitpunkt, entwickelt sie, steigert den Wert und verkauft sie möglichst gewinnbringend. Laut eigenen Angaben ist es der Marktführer für US-Immobilienfonds für Privatanleger in Deutschland. Das Bürogebäude steht in Marienburg.

Vorigen November trat Kahl mit Jamestown in den Kölner Markt ein, er kaufte mit zwei anderen Investoren die Häuser an der Schanzenstraße. Jamestown beschreibt sein Programm als „ Standortentwicklung durch Revitalisierung großer Industrieflächen“ – wie eben das Otto-Langen-Quartier.

Kahl ist CDU-Mitglied, er saß für die Partei im Stadtwerke-Aufsichtsrat von 2009 bis 2014. Und er ist seit Jahren Großspender für die Bundes-CDU, unter anderem spendet er voriges Jahr 300 000 Euro, zuvor 2016 und 2017 je 100 000 Euro sowie weitere Beträge. 2018 hing ein Foto von ihm und Kanzlerin Angela Merkel im Büro. Über Köln sagte er, ihn störe die „sehr stark verkrustete Politik, in der es sehr schwer ist, etwas zu bewegen“. (mhe)

Und die wichtigste Frage lautet: Kauft die Stadt das Areal? Der Stadtrat hatte ein Vorkaufsrecht für das gesamte Otto-Langen-Quartier beschlossen, darunter das KHD-Gebäude, sie kann in den Kaufvertrag eintreten, wie es formal heißt.

„Raum 13“

Ist der Stadtrat tatsächlich bereit, 21 Millionen Euro zu zahlen? Es ist ja ein Unterschied für die Politik, Künstlern wie „Raum 13“ symbolträchtig Hilfe zuzusichern oder in Corona-Zeiten als Stadt selbst viel Geld zu zahlen. Zumal: Entwickelt die Stadt das Areal selbst? Und kauft sie auch das Landes-Grundstück? Kann sie sich dabei gegen finanzkräftige Investoren durchsetzen?

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Der Kölner Immobilienentwickler Christoph Kahl.

Kann etwa die „Moderne Stadt“ als Stadtentwicklungsgesellschaft der Stadt Köln weitere Projekte schaffen? Sie hatte dem Vernehmen nach Eggerbauer nur 18 Millionen Euro geboten. Packt der Rat die drei Millionen noch drauf? Die Stadt und die „Moderne Stadt“ dürfen anders als private Interessenten nicht jeden Preis zahlen. Und: Sind 21 Millionen für die „Moderne Stadt“ wirtschaftlich darstellbar? Es sind Fragen, die der Stadtrat entscheiden muss – und zwar in den zwei Monaten, nach der Notar die Stadt über den Kaufvertrag informiert hat. Ob der Vertrag schon bei der Stadt schon vorliegt, ist am Mittwoch nicht zu erfahren. Ob die Frist von zwei Monaten schon begonnen hat, ist damit unklar.

Laut Baugesetzbuch kann die Stadt nur den Verkehrswert zahlen, wenn der Kaufpreis diesen Wert „deutlich überschreitet“. Aber: In diesem Fall kann Eggerbauer vom Vertrag zurücktreten. Die Verwaltung wird in den nächsten Wochen eine Entscheidungsvorlage für den Stadtrat vorbereiten, die nächste Sitzung ist am 24. Juni. Kahl sagt: „Wenn die Stadt Köln ein Vorkaufsrecht ausüben möchte, wird sich Jamestown dem nicht entgegenstellen. Wir werden hierüber keinen Rechtsstreit mit der Stadt Köln führen.“ Eggerbauer antwortet auf die Frage, ob er glaube, die Stadt werde den Kauf übernehmen: „Spekulationen in dieser Angelegenheit sind nicht sinnvoll.“ Aus dem Rathaus hieß es, die Stadt werde das Vorkaufsrecht prüfen. „Es bleibt spannend“, sagt ein Insider.

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Jamestown hatte 2018 etwa die alte Industrieimmobilie namens „Chelsea Market“ in New York  für 2,4 Milliarden Euro an Google verkauft.  Einkaufspreis: 280 Millionen Euro.

Ein städtebauliches Konzept für das Areal liegt seit 2017 vor, Kahl will sich an diese Vorgaben halten und ein Quartier mit Büros und Wohnungen bauen. Das Besondere am Otto-Langen-Quartier sind die vielen geklinkerten Industriehallen, sie sind teils sehr baufällig und stehen unter Denkmalschutz. Kahl kündigt an, „so viel wie möglich erhalten zu wollen“.

Er verweist auf sein Erfahrung mit solchen Projekten. „Unser Ziel ist es, alten Strukturen neues Leben einzuhauchen, in dem wir akttraktive Flächen zum Wohnen, Arbeiten und Einkaufen schaffen, die eng mit der kulturellen Identität des Standorts verbunden sind.“