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Sanierung dauert längerWas man jetzt zur Mülheimer Brücke wissen muss

Lesezeit 4 Minuten
Die rechtsrheinische Rampe wird neu gebaut. Doch kommt es zum Problemen mit den Anschlüssen.

Die rechtsrheinische Rampe wird neu gebaut. Doch kommt es zum Problemen mit den Anschlüssen.

Die Sanierung der Mülheimer Brücke in Köln verzögert sich erheblich. Überraschungen im Bauprozess und eine angespannte Personalsituation bei den KVB erschweren die Arbeiten.

Noch im Juni sprach die Stadtverwaltung von leichten Verzögerungen. Doch „leicht“ ist offensichtlich nichts bei der Sanierung der Mülheimer Brücke. Die Probleme, die mittlerweile an der rechtsrheinischen Rampe aufgetreten sind, haben jedenfalls schwerwiegende Folgen – besonders für die Kunden der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Denn die Trennung der Stadtbahnlinien 13 und 18 im Bereich der Mülheimer Brücke muss länger bestehen bleiben. Eigentlich sollte die am 7. November enden. Daraus wird nun nichts mehr. „Neues Ziel ist, dass die Bahnen bis zum Ende des ersten Quartals 2025 wieder fahren“, drückt es die Stadtverwaltung jetzt lieber vorsichtig aus.

Was hat zu den erneuten Problemen geführt?

Bei den Arbeiten an der rechtsrheinischen Rampe hat auf die Sanierer eine Überraschung gewartet. Das Bauwerk ist technisch durchaus anspruchsvoll. Die Bahnen der KVB fahren von der Brücke kommend im Verlauf der Rampe in einen Trog hinab, über den sie in die unterirdische Haltestelle Wiener Platz gelangen. Der Sanierungsplan sieht vor, dass der Trog erhalten bleibt. Aber die rechtsrheinische Rampe – ein Bauwerk, das 1929 in Betrieb genommen wurde – musste abgerissen und soll neu gebaut werden. Die neue Rampe muss also an den alten Trog angeschlossen werden. Besonders wichtig dabei: Der Bewehrungsstahl des Neubaus muss mit dem Bewehrungsstahl des Altbaus zusammenkommen, damit zwischen den beiden Bauteilen Bindung entsteht. Und da kam es eben zu der Überraschung: Der Bewehrungsstahl des Trogs liegt nicht dort, wo ihn die Ingenieure erwartete hatten. Dabei ist der Trog aus den 1970er Jahren. Pläne sollte es also noch geben

Die Sanierung der Mülheimer Brücke fällt aus dem Zeitplan

Die Sanierung der Mülheimer Brücke fällt aus dem Zeitplan.

Was bedeutet das für die KVB?

Für den Betrieb der KVB reicht der Ärger weiter als es auf den ersten Blick erscheint. Nicht nur, dass die nicht wenigen Kunden, die den Rhein bei Mülheim queren nun weiterhin die Trasse nicht nutzen können, die eh schon angespannte Personallage des Betriebs wird dadurch zusätzlich angespannt. Denn um die Trennung zu kompensieren, hat die KVB Ersatzmaßnahmen eingerichtet, unter anderem eine provisorische Stadtbahninie 19 und eine Linie 14. Zudem gibt es Ersatzbuslinien wie die 118. Allerdings benötigen diese Ersatzverkehre mehr Personal, als es bräuchte, um die Stadtbahnlinien 18 und 13 wieder über die Mülheimer Brücke fahren zu lassen. Das Personal fehlt nun wiederum, um den übrigen Fahrplan erfüllen zu können. Dem laufen die Verkehrs-Betriebe nunmehr seit über anderthalb Jahren hinterher. Im Februar 2023 wurde die Fahrdienstleistung von den KVB eingeschränkt, weil es an Fahrerinnen und Fahrern fehlt.

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Die Stadtbahntrasse auf der Brücke wird vollständig erneuert. Die Arbeiten wurden in einem Zeltbau verrichtet.

Die Stadtbahntrasse auf der Brücke wird vollständig erneuert. Die Arbeiten wurden in einem Zeltbau verrichtet.

Was bedeutet das für die Gesamtsanierung?

Immer wieder musste die Stadtverwaltung bekannt geben, dass es bei der Sanierung der Mülheimer Brücke zu Verzögerungen kommt. Und immer wieder lautete die Begründung, dass man vor Ort Begebenheiten vorgefunden habe, die so nicht zu erwarten gewesen seien. Beispielsweise stellte sich der Zustand der Stadtbahntrasse schlechter dar als gedacht, warum nun die gesamte Schienenanlage erneuert werden soll. Die ist mittlerweile auch weitestgehend fertiggestellt. Bis eben auf den Abschnitt auf der rechtsrheinischen Rampe. Was den Umfang der Verzögerungen in seinem vollen Ausmaß deutlich macht: Ursprünglich sollte die Sanierung 2022 abgeschlossen sein (Start 2018). Das zuletzt genannte Zieldatum lautete Ende 2026. Jedenfalls sollten bis dahin der Verkehr wieder frei über die Brücke rollen können und nur noch Restarbeiten anstehen. Und jetzt? „Die Verzögerungen in der Bauphase 2 führen zu Veränderungen der geplanten und bisher kommunizierten Zeitschiene. Auswirkungen auf die für Ende 2026 angekündigte Wiederfreigabe des Brückenzugs für den Verkehr werden geprüft, sobald eine verlässliche Zeitschiene vorliegt, wird diese mitgeteilt“, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung. Ende also wieder offen.

Was bedeutet das für die Sanierungskosten?

Die jüngste Nachkalkulation aus dem März 2022 berechnete eine Summe für die Sanierung der Mülheimer Brücke von 301 Millionen Euro. Geplant wurde ursprünglich (2016) mit 116 Millionen Euro. Und jetzt? „Die sich aus der Verlängerung der Bauzeit ergebenden Mehrkosten sollen in einer für 2025 vorgesehenen Mehrkostenmitteilung Berücksichtigung finden“, heißt es dazu in der städtischen Mitteilung. Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau will die „Rechnung“ dann den zuständigen Gremien des Stadtrates servieren.