Bergfest in KölnSo steht es bei der Sanierung der Mülheimer Brücke

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Köln, RSK, Mülheimer Brücke

An der rechtsrheinischen Rampe der Mülheimer Brücke wird gerade der südliche Fahrbahnteil erneuert.

Über die Hälfte der Sanierung der Mülheimer Brücke geschafft. Zurzeit läuft aber die arbeitsreichste Phase. 

Sonja Rode und Michael Schneider haben fast Bergfest mitten auf der Mülheimer Brücke. „Nach Fertigstellung von Südseite und Stadtbahnbereich den Bauphasen 1 (Süd) und 2 (Mitte) haben wir rund die Hälfte der Sanierungsarbeiten geschafft. Nein, sogar schon ein bisschen mehr“, sagt Rode, Leiterin des Amtes für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. Zurzeit konzentriert sich das Team von Projektleiter Michael Schneider von der Firma Implenia auf den mittig liegenden Stadtbahnbereich der Brücke. Gemessen an dem kalkulatorischen Faktor „Arbeit pro Zeit“ ist das die intensivste Phase. Rund 250 Arbeiter legen gerade Hand an das denkmalgeschützte Bauwerk, phasenweise sogar rund um die Uhr.

Köln, RSK, Mülheimer Brücke

Auf der Baustelle stapeln sich bereits die Stahlträger zur Verstärkung der Brücke.

Wer die Gelegenheit hat, zurzeit einen Blick auf die Mülheimer Brücke zu werfen, dem werden vor allem zwei Veränderungen auffallen: An der rechtsrheinischen Rampe fehlt rund die Hälfte. Die Mitte der Strombrücke ziert ein langes, weißes Zelt. „Der alte südliche Teil der rechtsrheinischen Rampe ist nun komplett zurückgebaut“, sagt Rode. Dort, wo sich einst Hallen befanden, über die die südliche Fahrbahnhälfte der Rampe führte, werden gerade neue Pfeiler gesetzt. Das Widerlager, auf dem die Fahrbahnplatte aufliegen wird, steht bereits. Das äußere Erscheinungsbild wird nach Vorgaben des Denkmalschutzes beibehalten. Die Hallen, in denen unter anderem Karnevalsgesellschaften ihre Utensilien lagerten, sind damit Geschichte.

Mülheimer Brücke: Anwohner werden vor Lärm geschützt

Rund 600 Meter lang ist das Zelt, dass sich über die Mitte der Strombrücke und Flutbrücke hinzieht. „An den Seitenwänden des Zeltes haben wir Sandwich-Platten eingebaut, um die Anwohner vor dem Lärm zu schützen“, sagt Schneider. Die braucht es auch, den im Zelt wird geschweißt, gehämmert und geschraubt. Die Stadtbahntrasse wird erneuert. Erst im Laufe der Sanierung wurde festgestellt, dass es an den Stahlplatten, auf denen die Schwellen und Gleise für die Stadtbahnlinien 18 und 13 montiert waren, nichts mehr zu retten gab. Sie waren zu sehr verrostet, als dass noch an Ausbesserung zu denken war. Nun werden die alten Platten herausgetrennt. Die neuen Platten lagern bereits im Schatten der Strombrücke. Drei Elemente davon werden direkt auf eine Breite von sieben Meter zusammengeschweißt. Die Gleisböckchen, auf denen die Schwellen zu liegen kommen, sind bereits vormontiert. „Insgesamt sind es 155 Einzelelemente in rund 40 Abschnitten“, berichtet Schneider.

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Unter einem Zelt wird an neuen Gleisen für die KVB gearbeitet.

Unter einem Zelt wird an neuen Gleisen für die KVB gearbeitet.

Weniger augenfällig als das Zelt, unter dem die KVB-Trasse erneuert wird, aber nicht weniger bedeutend, ist eine Arbeit, die am äußersten Rand der Südseite bereits durchgeführt wurde. Der kombinierte Rad- und Gehweg ist dort nun um 1,10 Meter breiter als vorher das Maß, das statisch maximal möglich war. Zudem wurde der Bogen um den Pylon von 17 Meter auf 40 Meter ausgeweitet. Mehr Raum also für Radler und Fußgänger.

Die Mülheimer Brücke

Die Mülheimer Brücke

Nicht erneuert werden bei der Sanierung die beiden horizontal verlaufenden Tragseile der Hängebrücke. Aber auf der Südseite sind schon die sogenannten Hänger die Seile, die vom Tragseilvertikal zur Brücke führen ausgewechselt worden. Sie wurden zudem schon mit neuem Korrosionsschutz bestrichen. Auch die beiden Pylonen haben bereits den neuen Schutzanstrich auf der Südseite und auf dem Querriegel über der Fahrbahn.

Auf der linksrheinischen Flutbrücke wurde ebenfalls der Korrosionsschutz und der Kragarm mit dem Fuß- und Radweg erneuert. „Ansonsten mussten wir noch ein paar Granattreffer aus dem Zweiten Weltkrieg ausbessern“, berichtet Schneider. Geschichte begegnet einem auf der Mülheimer Brücke also Schritt auf Schritt. So stammte die linksrheinische Deichbrücke noch aus den 1920er Jahren. „Die Bereiche Süd und Mitte sind mittlerweile komplett erneuert“, sagt Rode. Vor kurzem wurden die Überbauten für den Stadtbahnbereich im Tandemhub, der Zusammenarbeit zweier Kräne, eingehoben. Noch ist der südliche Teil der Deichbrücke abgerückt. „Wir haben hier eigentlich drei Bauteile“, erklärt Schneider. Sie werden einzeln erneuert. Der südliche Teil muss nun noch um 2,5 Meter auf seine endgültige Position. „eingeschoben“ werden. Die Nordseite wird erst in Bauphase 4 erneuert.

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Die Mülheimer Brücke mit der Plane

Sie steckt voller Besonderheiten, die Mülheimer Brücke. So auch ihre Fahrbahnplatte. Sie ist als sogenannte orthotrope Platte ausgeführt. Die ist auf der Unterseite mit längs- und querverschweißten Stahlprofilen versteift. „Das ist etwas ganz Besonders“, sagt Schneider, der bereits auf ein reichhaltiges Berufsleben und große Erfahrung als Ingenieur zurückblickt. Die Sanierung der Mülheimer Brücke wird auch dazu genutzt, dieses System auszusteifen. „Wir ergänzen noch einen Fachwerkträger“, sagt Rode. Die Träger dafür liegen schon am rechtsrheinischen Ufer. Mächtige Stahlelemente häufen sich dort auf als hätten Riesen Mikado gespielt. Sie ist halt ein Mammutprojekt, die Sanierung der Mülheimer Brücke.

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