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Kostenfaktor HaustierKölner Tiertafel hilft Besitzern, die selbst nicht viel haben

Lesezeit 4 Minuten
Tiertafel Höhenhaus2

In Höhenhaus befindet sich die bislang einzige Kölner Tiertafel. Das Einzugsgebiet reicht bis Leverkusen.

  1. Gerade für Menschen ohne regelmäßige soziale Kontakte ist ein Haustier als Gefährte häufig unersetzlich.
  2. Doch für finanziell in Not geratene Menschen stellt dies einen hohen Kostenfaktor dar – sie sind auf Unterstützung angewiesen.
  3. Wir haben die bislang einzige Tiertafel in Köln besucht.

Höhenhaus – Die Schlange ist recht ansehnlich, aber am Stand vor dem Kleintransporter wird fleißig gearbeitet. Und systematisch. Dagmar Nitkewitz lässt sich den Abholer-Ausweis des nächsten Kunden zeigen, offensichtlich ein Neuling. Dann ruft sie den Nachnamen laut nach hinten und fügt hinzu: „Ein großer Hund und ein kleiner.“ Umgehend holt Andrea Hiertz Futter aus dem Transporter: neun 400-Gramm-Dosen für den kleinen Hund sowie sechs 800-Gramm Dosen für den großen. Dazu ein paar Leckerlis.

Sie gibt die Dosen weiter an Kirsten Rexhepi, die sie in die mitgebrachten Beutel des Mannes packt: Ganz schön schwer, aber damit soll ja auch die Versorgung der Lieblinge in den kommenden zwei Wochen gesichert werden. Die Rationen für Hunde und Katzen, die hier mengenmäßig wie „kleine Hunde“ behandelt werden, was ihnen vermutlich gar nicht passen würde, sind klar vorgegeben bei der Futter-Ausgabe der Tiertafel in Höhenhaus.

Finanziell in Not geratene Menschen

2016 wurde sie als gemeinnütziger Verein gegründet, weil finanziell in Not geratene Menschen, die bei der Kölner Tafel Lebensmittel erhielten, zunehmend um Unterstützung für ihre Haustiere baten. Vielen ging es ähnlich wie der Rentnerin, die an diesem Morgen an der belebten Ecke der Straße Im Weidenbruch Futter abholt, ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte: „Die Miete ist einfach zu hoch für meine Rente, da ist die Katze schon ein Kostenfaktor. Aber für mich ist es schön, dass sie da ist, manchmal kommt ja tagelang niemand zu Besuch.“

Gerade für Menschen ohne regelmäßige soziale Kontakte ist ein Haustier als Gefährte häufig unersetzlich. 108 Kunden hat die bislang einzige Kölner Tiertafel derzeit, das Einzugsgebiet reicht bis Leverkusen. Wer sich hier registrieren lassen und den Ausweis für Abholer erhalten möchte, muss seine Bedürftigkeit aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder geringer Rente nachweisen, etwa durch einen Bescheid der Verwaltung. Maximal drei Haustiere darf ein Halter dabei anmelden, pro Tier werden zwei Euro Unkostenbeitrag erhoben.

Vollnahrung für Hamster oder Körner für Sittiche

Während bei Hunden und Katzen die Mengen vorgegeben sind, gehen die etwa zehn Helfer bei anderen Arten eher nach groben Schätzungen vor: Ein „Elan Menü“ für Kaninchen ist ebenso zu haben wie eine Vollnahrung für Hamster oder Körner für Sittiche. „Wir hatten auch schon Halter von Hühnern oder Schweinen hier“, erzählt Ines Rodrigo, Kassiererin und Gattin des Vorsitzenden Udo Rehfisch.

Iris Rodrigo ist die Schatzmeisterin des Vereins.

Die Folgen der Tierhaltung, vor allem die Kosten, würden häufig unterschätzt, meint Vera von Zabiensky: „Teuer ist vor allem der Tierarzt, mein Hund musste im Frühjahr operiert werden, da wurden knapp 700 Euro fällig, sowas zahlt ja keine Versicherung.“ Eine Katze und einen Papagei habe sie auch noch, erzählt sie stolz, „die vertragen sich aber sehr gut.“

Ihre Schwiegertochter Gina von Zabiensky, die selbst drei Hunde hat, ergänzt: „Bei den Hunden kommen noch die Impfungen hinzu, da muss man schnell mal 200 Euro zahlen.“ In der Anfangszeit der Höhenhauser Tiertafel war bei der Ausgabe noch ein Tierarzt zugegen, der mitgebrachte Tiere kostenlos untersuchte und auch mal Impfungen vornahm. Wegen einer Erkrankung kann er dies derzeit allerdings nicht fortsetzen.

Finanzierung der Tiertafel ist ein ständiges Thema

Immerhin hat Gina von Zabienskys kleine Tochter noch ein buntes Spielzeug für Omas Katze gefunden, das neben Futternäpfen, Hundeleinen, Kletterbäumen oder Transportboxen in der Zubehörabteilung lag: „Dafür nehmen wir 50 Cent oder einen Euro. Oder auch mal gar nichts, je nach den finanziellen Möglichkeiten der Kunden“, erklärt Dagmar Nitkewitz und fügt lachend hinzu: „Es dürfen aber auch gern zehn Euro sein.“

Die Tiertafel unterhält auch eine Zubehör-Ausgabe.

Denn die Finanzierung der Tiertafel ist ein ständiges Thema. Während das Zubehör meist von Geschäftsauflösungen kommt, ist man beim Futter auf Spenden angewiesen. Oft kommen sie von Supermärkten oder Privatleuten, außerdem darf die Tiertafel in einigen Märkten Spendenboxen aufstellen.

Weil in diesem Jahr die Straßenfeste aufgrund von Corona ausfallen müssen, entfällt eine weitere Einnahmequelle: „Wir machen bei den Festen immer mit einem Stand auf uns aufmerksam“, so Ines Rodrigo. Der Verein versucht das zu ersetzen, indem er Fahrradreparaturen gegen Entgelt anbiete, auch denkt man an eine Hundekuchen-Backaktion nach.

Von der Stadt jedenfalls kommt nicht viel. Zwar gab’s für den Transporter einen Zuschuss über 3000 Euro, aber schon bei der Frage nach einem geeigneten Standort für die Futter-Ausgabe habe sich die Verwaltung gesperrt, so Rodrigo. Dafür ist man auf einem Grundstück untergekommen, das der KVB gehört. Und man denkt über eine zweite Tafel im Linksrheinischen nach: „Derzeit sind wir mit der katholischen Gemeinde St. Joseph und St. Mechtern in Ehrenfeld im Gespräch. Vielleicht stehen wir bald auch am Geisselmarkt an der Venloer Straße.“